Erstens kommt es anders, und Zweitens als man denkt
Wie das Confinement so einiges im Freiwilligen-Alltag änderte und man sich andere Beschäftigungen suchen musste
Vor etwas mehr als vier Wochen begann hier in Frankreich das Confinement, oder Teil-Lockdown, je nach dem, was einem als Begriff lieber ist, und damit auch ein neuer Abschnitt des Freiwilligendienstes. Zuerst einmal bekam meine Ein-Personen-WG Zuwachs. Zwei neue Freiwillige sind eingezogen, davon eine offizielle Mitbewohnerin aus Rumänien und die andere als Mitbewohnerin auf Zeit bis das Confinement vorrüber ist, damit sie nicht alleine wohnen muss. Die erste WG-Party im kleinen WG-Kreis fand sofort im Anschluss statt: Halloween. Das Wohnzimmer geschmückt, der Wackelpudding grün gefärbt und die Kostüme angezogen. Das Confinement konnte es uns nicht verderben.
Aber was tut man einen Monat lang, wenn reisen keine Option mehr ist?
Von Montag bis Freitag dürfen wir zum Glück weiterhin in unserer Organisation arbeiten, sodass uns zuhause nicht die Decke auf den Kopf fällt. Alle Aktivitäten, die mit Menschen zu tun haben, fallen zwar mehr oder weniger ersatzlos weg, aber dafür haben wir einen neues Projekt ins Leben gerufen und gestalten von nun an jede Woche einen Newsletter oder, wie wir ihn nennen, „Nouvelle Lettre“, mit Spielen, lustigen Fakten, Umfragen und Rätseln zu einem wöchentlichen Thema.
Nur am Wochenende wird es deprimierend, wenn man sich anstatt in einer neuen Stadt auf dem Sofa befindet und darüber nachdenkt, was man ohne Lockdown alles tun könnte. Also haben wir angefangen viel Zeit ins Kochen zu investieren, Filme zu schauen und auf dem Schulhof, sozusagen unserem Garten, jonglieren zu üben. Wenn es so weitergeht, machen wir im Sommer eine Zirkusshow ;)
Außerdem hat der Freund meiner Mitbewohnerin mit ihrer Hilfe unsere Küche umgebaut, die nun zu einem vorzeigbaren Raum geworden ist. Das erste große DIY-Projekt und weitere werden folgen.
Mitte November haben wir dann offiziell die Weihnachtszeit eingeläutet. Wenn man schon zu Hause hockt, dann aber mit Weihnachtsfilmen und den guten alten Christmassongs. Seitdem ist das Wohnzimmer mit Weihnachtskugel behängt. Auch die Halloweendeko, von der wir uns noch nicht trennen möchten, hat einen weihnachtlichen Touch bekommen.
Allgemein lässt sich sagen, dass wir viiiel essen. Schuld daran sind zum Einen die guten Kochkünste meiner Mitbewohnerinnen, und zum Anderen die Zeit am Wochenende, die zum Backen genutzt wird. So stehen nicht selten Brötchen (die es hier in Frankreich nicht gibt), Zimtschnecken und rumänisches Gebäck auf dem Tisch, gefolgt von Pudding und haufenweise Mandarinen. Natürlich nicht alles gleichzeitig, aber so naschen wir uns durch die Weihnachtszeit.
Über allem stellte sich uns Dreien immer wieder die Frage, wo man dieses Jahr Weihnachten verbringen soll. Zuhause in Deutschland? Hier in Frankreich mit anderen Freiwilligen? Ein ständiges Abwiegen von Vor- und Nachteilen und letztendlich das Ergebnis, dass beides schön ist.
Letzten Dienstag gab es dann endlich die Erleichterung: Das Confinement soll schrittweise aufgehoben werden. Jetzt dürfen kleine Geschäfte wieder öffnen und wir können bis zu drei Stunden in einem größeren Umkreis spazieren gehen. Die Daumen sind gedrückt, dass wir spätestens im neuen Jahr wieder Frankreich erkunden können!
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