Erste Impressionen aus Sizilien
Meine italienische Mitbewohnerin Svetlana ist über Ostern nach Hause gefahren. Sie kommt von Sizilien und da wir schon oft darüber gesprochen hatten, dass ich doch mitkommen sollte, haben wir das kurzerhand so gemacht. Also habe ich vom 14.04.19 - 21.04.2019 sizilianische Luft geschnuppert.
Und auf einmal bin ich in Sizilien. Ich finde es immer noch ganz unfassbar, dass ich dank Svetlana die Möglichkeit bekomme, hier zu sein und mir gefällt es bisher sehr gut.
Ich muss sagen, aus Sicht des Wetters haben wir wohl den besten Zeitpunkt getroffen. Während es in Ungarn mit 8°C regnerisch ist und es in Deutschland sogar schneit, entkommen wir dem schlechten Wetter im südlichen Italien. Heute hat es zwar auch geregnet und es ist nicht so warm, aber immerhin besser als 5°C. Und egal wie warm es hier ist und noch wird, ich werde auf alle Fälle einmal ins Meer hüpfen, schließlich habe ich meine Badesachen mitgenommen. Und das, obwohl ich nicht viel Platz für Gepäck habe. Ich reise nämlich nur mit einem Rucksack was bedeutet, dass meine Anziehsachen doppelt belegt sind und ich z.B. meine Badehose auch zum Schlafen benutze. Nichts desto trotz hat noch mein Gastgeschenk (Mozartkugeln aus Wien) hineingepasst und schließlich benötige ich auch noch Platz für Mitbringsel.
Wie gesagt, ich finde es super, dass ich mit Svetlana mitkommen kann, zumal ihre Mutter von der Idee nicht so begeistert ist, weil sie gerade in eine andere Wohnung umgezogen ist. Deswegen schlafen wir zwischen Umzugskartons und räumen vormittags die Wohnung ein, während wir nachmittags Touri spielen.
Der erste Tag, Sonntag, 14. April 2019
Gestern habe ich allerdings zuerst einmal Svetlanas Mutter und ihren Onkel kennengelernt, die uns vom Flughafen abgeholt haben. Beide sind schon um die 70 Jahre alt und sprechen nur Italienisch. Deswegen hat mir Svetlana am Flughafen schnell noch einen Italienisch-Crashkurs gegeben. [] Vom Flughafen ging es zuerst zur Wohnung des Onkels am Rande von Palermo, von wo aus es weiter zur Svetlanas Wohnung in Bagheria ging.
Vom ersten Eindruck Siziliens bin ich restlos begeistert. Während man aus dem einen Autofenster die Berge sieht, breitet sich auf der anderen Seite das Meer aus und Palmen, Kakteen und Orangenbäume rauschen vorbei. Echte Orangenbäume mit echten Orangen! Unfassbar! Das Wetter war nicht allzu warm, es ist schließlich erst Frühling, aber nachmittags war es immerhin schon 15°C-20°C.
Nachdem wir in der Wohnung angekommen sind, einen Tee getrunken haben, die beachtliche Menge an Kartons, Möbel und Krimskrams bedacht haben, sind wir zu einer Pizzeria gefahren. Dort haben wir Pizza bestellt, sowie die typisch sizilianischen Focacchia, alles zum Mitnehmen. In der Wohnung haben wir dann zu Abend gegessen und natürlich war die Pizza lecker!
Montag, 15. April 2019
Am nächsten Morgen war ich dann voller Tatendrang, die ganzen Kisten auspacken und mit dem Einräumen der Wohnung anzufangen. Doch da wurde ich von der italienischen Arbeitsmentalität gebremst. Erstmal aufwachen. Dann das Wetter analysieren. Das Wasser für den Tee kochen. Die Kekse suchen. Tee und Kekse als Frühstück essen. Kaffee kochen. Kaffee trinken. Tisch abräumen. Nochmal aus dem Fenster schauen. Sich anziehen. Situation diskutieren. Sich über den anderen aufregen. Kaffee zur Beruhigung trinken. Nochmal diskutieren. ENDLICH ANFANGEN. Kaffee trinken.
Da ich keine Ahnung hatte, wo die ganzen Sachen hingehören, habe ich mich damit begnügt, Svetlanas Bücher in ihrem Zimmer einzuräumen und später auch alles andere, was ich so gefunden habe. Das Problem ist dabei, dass ihre Mutter nicht gerne wegschmeißt, sodass unglaublich viel Kram in der Wohnung ist. Aber ich habe mein Bestes versucht und um 12:00 Uhr sind Svetlana und ich mit ihrem Auto einkaufen gefahren.
Was mir besonders gut hier gefällt sind die vielen kleinen Stände und Autos an den Straßenecken, an denen Männer Obst und Gemüse verkaufen, meist ziemlich günstig. An so einem Stand, der allerdings etwas größer war, haben wir Obst und Gemüse gekauft, bevor es zum Supermarkt ging. Dort gab es u.a. eine beachtliche Auswahl an der Käsetheke sowieso zwei Regale allein mit Pasta.
Pasta gab es auch zu Mittag mit selbstgemachter Tomatensauce, selbstgemachten Olivenöl und unfassbar köstlichen Parmesankäse. Das Olivenöl haben sie hier in einem Fass und füllen daraus ihre Olivenöl-Kanne immer wieder auf. Im Supermarkt kaufen sie nie Olivenöl.
Das erste Mal in Palermo
Nach dem Mittagessen war zuerst wieder Siesta angesagt, bevor wir weiter aufgeräumt haben und um 16:00 nach Palermo gefahren sind. Svetlanas Mutter hatte dort etwas dazu erledigen und hat uns mitgenommen.
In Palermo stehen Glanz und Verfall unmittelbar nebeneinander. Da gibt es die Einkaufsstraße mit H&M, Rolex, Zara und Marken, von denen ich noch nie gehört habe. Und wenn man durch die Seitengassen geht, dann wird man von bröckelnden Hausfassaden, verwaisten Häusern und unfassbar viel Müll empfangen. Generell bin ich vom Müll hier überrascht, denn ich habe nicht gewusst, dass Sizilien in dieser Hinsicht so dreckig und voller Müll ist. Die Grünalgen sind voller Müll, viele Bewohner stellen ihre Müllsäcke einfach auf den Gehweg und die Abflüsse sind verstopft, sodass das Regenwasser nicht ablaufen kann. Svetlana meinte auch, dass der Gestank im Sommer unerträglich wird.
In Palermo haben wir zuerst das Theater bewundert, bevor wir zur, laut Svetlana, besten Gelateria gegangen sind. Da diese wirklich die beste Eisdiele in Palermo ist, war es dementsprechend gut gefüllt und man musste Nummern ziehen. Trotzdem ging es ganz schnell und das Preis Leistungsverhältnis ist top, wie ich finde. Für eine Waffel zahlt man 2€ und dann kann man sich so viele Eissorten aussuchen, wie man möchte. Die Portionen sind riesig und es war super lecker! Eis schleckend sind wir dann zum Theater Massimo und weiter durch die Fußgängerzone gegangen. Dabei ist mir aufgefallen, wie viel typisch sizilianisches Essen es gibt. Von bis zu ist alles sehr lecker aber auch sehr füllend.
Da wir zurück nach Bagheria mit dem Zug gefahren sind, haben wir uns nach dem Platz der vier Heiligen in Richtung Bahnhof bewegt. Doch auf einen kurzen Abstecher waren wir noch auf dem Ballarò Markt, den ich toll fand. Ich habe mich gefühlt wie ein Reisender im 19. Jahrhundert, der den exotischen Mittelmeerraum erkundet, mit all seinen fremden Früchten oder in meinem Fall besser gesagt, die ich nur aus der Dose kenne. Zum Beispiel ist gerade die Erntezeit für Artischocken, weshalb es überall frische Artischocken zu kaufen gab, meist für 3€ das Kilo. Außerdem noch jede Menge Obst, Gemüse, Fisch, Käse, Fleisch und zwischendrin die eine oder andere Smartphone-Hülle. Die Gassen sind eng und man muss aufpassen, dass man nicht von einem Moped umgefahren wird. Apropos italienischer Verkehr, ich habe hier einen Artikel darüber geschrieben.
Schließlich haben wir dann am Bahnhof unsere Tickets gekauft und 10 Minuten zurück nach Bagheria gefahren. Vom Bahnhof hat uns Svetlanas Mutter abgeholt und es gab ein leckeres italienisches Abendessen mit Brot, Prosciutto Schinken, Asiage (Käse) und natürlich Olivenöl. Auch über italienisches bzw. sizilianisches essen habe ich einen eigenen Artikel geschrieben.
Danach habe Svetlana und ich noch viel geredet, bevor wir ins Bett gegangen sind.
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