Ereignisreiche Woche
Nachdem meine vollgestopfte Woche zu etwa zwei Dritteln um ist, konnte ich sowohl einoge schöne und bereichernde, als auch eher ernüchternde Erfahrungen in Bezug auf polnische Weichnachtsvorbereitungen und -feierlichkeiten machen.
Um mit etwas Angenehmem zu beginnen: Die Weihnachtsfeier im STRIM Büro war sehr schön und stimmungsvoll. Dank fleißiger Bäckerinnen und Bäcker unter den Freiwilligen hatten wir reichlich zu Essen und auch meine in acht Stunden Fleißarbeit entstandenen Plätzchen kamen wunderbar an. Es gab so viel, dass sogar der Weihnachtsbaum, der über und über mit Schokobonbons, Lebkuchen und Pralinen behängt war ( noch so eine polnische Tradition), nahezu unangetastet geblieben ist.
Wir haben zusammen "Stille Nacht" auf polnisch gesungen und einen sehr schönen alten polnischen Brauch zelebriert. In Polen isst man an Heiligabend unterm Weihnachtsbaum gemeinsam kunstvoll geprägte Hostien, indem man seinem Gegenüber einen guten Wunsch ausspricht und dabei ein Stück von dessen Hostie abbricht und isst. Dann bekommt man selbst einen Wunsch ausgesprochen und gibt ein Stück der eigenen Hostie ab. Wir haben das alle zusammen mit den Freiwilligen und STRIM-Angestellten gemacht und es war wirklich eine sehr persönliche und berührende Erfahrung.
Am nächsten Tag in ALF hat uns dann die etwas ernüchterndere Variante der Wigilia (Weihnachtsfeier) erwartet. Geplant war für Dienstag eine Generalprobe für das Sponsorensingen und eine kleine Weihnachtsfeier, zu der auch die Eltern eingeladen waren. Das Ergebnis war: der Leiter der Einrichtung kam vorbei, um sich den Gesang der Kinder anzuhören und hat, ohne Rücksicht auf unsere Mühe mit dem Proben und die Tatsache zu nehmen, dass die besten Sänger gar nicht da waren, beschlossen, dass die Kinder zu schlecht singen, um vor den Sponsoren aufzutreten. Diese Entscheidung ist aber hinter verschlossenen Türen gefallen, sodass Eloise und ich gar nicht mitreden konnten. Auch Michał, der Mitarbeiter in ALF, war ziemlich verärgert und so ist auch die Weihnachtsfeier, zu der nur zwei Mütter etwas zu essen vorbeigebracht hatten und kein Elternteil anwesend war, eher mäßig stimmungsvoll verlaufen.
Ich persönlich war sehr enttäuscht und ziemlich verärgert, weil ich mich in dem ganzen Prozess übergangen und wenig respektvoll behandelt gefühlt habe. Daher war meine Laune leider auch entsprechend am Boden und mir haben die Kinder, die sich teilweise richtig ins Zeug gelegt hatten, die Texte zu lernen, Leid getan.
Der von den Leonardo- Freiwilligen aus Italien organisierte "Migrants' Day" am Abend war dafür umso schöner und vielseitiger, sowohl was das Programm (verschiedene Musikeinlagen, Information über Migration in Polen und Podiumsdiskussion mit Migranten), als auch das Essen (sehr leckeres Catering mit Häppchen, Knabberzeug und Salaten) angeht.
Da wir alle im Moment die Situation von Migranten recht gut nachvollziehen können, was Sprachbarrieren und Desorientierung betrifft, war das Programm für uns hochinteressant und außerdem liebevollst gestaltet.
Heute Abend steigt dann bei mir in der WG die nächste Weihnachtsfeier, für die ich gestern noch mal ein paar Plätzchen gebacken habe. Ich freue mich jedenfalls schon darauf, auch wenn ich doch zugegebenermaßen inzwischen ein bisschen geschafft bin von so viel Programm.
Liebe Grüße,
Kora