Einmal Horodiste und wieder zurück
Die Arbeit in "meinem" Dorf und die Zivilisation hat mich wieder :)
Der aufmerksame Leser wird bemerkt haben, dass es inzwischen Zeit für mich ist, nach Chisinau zurückzukehren. Um ehrlich zu sein bin ich schon ein paar Tage wieder zurück, doch bestimmte Wochenendaktivitäten halten mich nun mal bekanntlich vom Schreiben ab.
Doch nun möchte ich euch doch gerne kurz über meine Arbeit erzählen.
Vorab: nein, ich war nicht in Rumänien und werde dort auch (von meiner Arbeit aus) so schnell nicht hingehen.
Ich war in Horodiste, ein Dorf in Moldawien, ungefähr 2 Stunden mit dem Bus von Chisinau entfernt. Mein erstes Mal wirklich ernsthaft (heißt über Nacht) auf der Countryside, ein richtiges moldawisches Dorf.
Und ich wurde in jeder Weise in meinen, nennen wir sie, Vorurteilen bestätigt.
Fließendes Wasser gibt es nicht, Brunnen dafür an jeder Ecke. Das Haus meines Chefs jedoch war mit einer hochmodernen Wasserleitung ausgestattet, die uns den unglaublichen Luxus von fast fließendem Wasser ermöglicht hat. Jedoch draußen. Und kalt. Und nicht unbedingt das beste Trinkwasser, was man sich vorstellen kann (wie mein Bauch innerhalb weniger Tage gemerkt hat).
Auch die Toilette war erwartungsgemäß authentisch. In einem kleinen Schuppen neben dem Haupthaus hatten Scouts ein stilles Örtchen geschaffen, das sich (zumindest in diesem Dorf) sehen lassen kann. Natürlich war eine Wasserspülung nicht drin, doch auch mit Holzspänen kann man der Geruchsentwicklung Einhalt gebieten und die Tür war abschließbar (ein Luxus, den ich nicht einmal in meiner eigenen WG genießen kann!).
Außerdem hatten die Scouts auch eine nette Dusche erbaut. Von der Konstruktion her klasse: Holzbretter als Sichtschutz, eine Art überdimensionierte Flasche garantiert genug Wasser für ca. 2 Duschen, jederzeit nachfüllbar über den bereit liegenden Schlauch.
Nur ist da wohl (wie auch bei der Toilette) ein sehr kleiner Mensch Modell gestanden.
Will man duschen gehen, muss man sich entscheiden: Körper oder Kopf. Beides gleichzeitig ist nämlich nur möglich, wenn man eine Gesamtgröße von 1,50 nicht überschreitet. Allen Widrigkeiten zum Trotz funktionierte das doch sehr gut. Also vorausgesetzt, man hat die Dusche mal für sich ergattern könne, was bei einer Teilnehmerzahl von ca. 55 Leuten und nochmal gut 6 'Angestellten' nicht die einfachste Übung ist.
Mein Schlafplatz war wohl mit Abstand einer der Besten des ganzen „Lagers“. Als Mitarbeiterin durfte ich mich auf dem Sofa im Haupthaus breit machen (nein, dort gibt es keine Raumteilung durch Wände), während die Teilnehmer in Zelten und Schlafsäcken die Nacht verbrachten. Der einzige Nachteil: Absolut keine Privatsphäre und morgens ein sehr unsanftes Wecken durch die Frauen, die für uns das Essen kochen.
Für ein bisschen Komfort hab ich das aber doch gerne hingenommen. Viel länger als 7 habe ich bei den Temperaturen eh nicht schlafen können.
Jetzt zur Arbeit: Ich mache dort Reportagen über die Arbeit der Scouts (Belgien), die meinem Chef dort sehr bei seinem Projekt helfen und soll somit die Öffentlichkeitsarbeit der Organisation unterstützen.
Wir haben dort ein altes Gebäude gekauft, das nun mit Hilfe der Scouts und ein paar angestellten Männern von Horodiste in eine 'eco-pension' umgebaut werden soll.
Zum einen soll dort eine Sirup- und Marmeladen-Manufaktur entstehen, die den Einheimischen Arbeitsplätze und somit eine Perspektive anbietet.
Andererseits soll dort eine Art Erlebnishotel für Solidaritäts-Touristen geschaffen werden, mit Schlafsälen, Küche, Badezimmer (mit Wasser!!) und Speisesaal. Auch hier sollen die Einheimischen eingebunden werden und Geld verdienen können.
Das ist das wohl höchste Ziel des ganzen Projekts: Perspektive schaffen.
Momentan sind meines Wissens ca. die Hälfte der Menschen in Horodiste arbeitslos, die anderen arbeiten in der Landwirtschaft.
Diese Lage lässt die meisten jungen Leute abwandern; in eine Stadt wie Chisinau oder direkt ganz aus Moldawien.
Momentan sieht die eco-pension jedoch noch lange nicht bezugsfertig aus und braucht noch einige Arbeit. Doch das Gebäude ist wie gemacht dafür, die Lage und der Ausblick fantastisch.
Ich hoffe nur, dass genug Geld für das Projekt da ist und wir das ganze verwirklichen können!
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