Eine Stadt wird verrückt
Mein diesjähriges Silvester habe ich zum ersten Mal – wie könnte es anders sein – in einer europäisches Hauptstadt verbracht.
Da Svetlana erst morgen wiederkommt, war ich zwischen Weihnachten und Neujahr ebenfalls alleine in der Wohnung und da ich das nicht so gerne mag, habe ich eine andere deutsche Freiwillige besucht. Frauke wohnt in einem kleinen Dorf namens Vereb, was nördlich vom Balaton auf halbem Weg nach Budapest liegt. Da der Tag, an dem ich zu ihr gefahren bin, ein Samstag war, hat der Weg fünf Stunden gedauert, was aber nicht schlimm war, denn ich hatte ja Zeit. Da ich außerdem eine Stunde Wartezeit in Székesfehérvár hatte, habe ich diese genutzt, um mir ein wenig die schöne Altstadt anzuschauen.
Frauke arbeitet in einem Projekt, welches Youth Exchanges unter ERASMUS+ veranstaltet und zwar in Jurtencamps. Ihre Arbeit besteht also hauptsächlich darin, dort zu helfen und, wenn gerade keine Austausche stattfinden, sich um die Pferde, die auch mit zum Camp gehören, zu kümmern. Das Camp aus Jurten finde ich ziemlich cool und höchstwahrscheinlich werde ich auch nochmal wieder kommen…
Ein kleines Highlight für mich war, dass ich zum ersten Mal Bogenschießen ausprobiert habe. Und zwar macht das Frauke hier in Ungarn als Hobby (auch in Deutschland) und da das Training am Sonntag war, bin ich mitgekommen. Ich habe vorher noch nie Bogenschießen ausprobiert und war zuerst einmal ein wenig überfordert, als mir ein Bogen und Pfeile in die Hand gedrückt worden. Jedoch habe ich die Technik schnell verstanden, auch wenn ich mehr den Vorhang getroffen habe, als die Zielscheibe. Es macht aber echt Spaß und wenn man sich vorstellt, dass es Profis gibt, die das im Galopp reitend machen, wird einem bewusst, wie viel Übung es dazu überhaupt braucht. In Ungarn ist dieses berittene Bogenschießen nämlich eine große Tradition.
Am 31. Dezember bin ich dann weiter nach Budapest gefahren, um dort Silvester zu feiern und Frauke ist spontan mitgekommen. In Budapest wohnen nämlich viele Freiwillige, die ich bei meinem On-Arrival-Training kennen gelernt habe, sodass ich schon mal einen Schlafplatz sicher hatte.
In Budapest angekommen, sind Frauke und ich ein wenig (eigentlich ganz schön viel) durch die Stadt gelaufen, bis wir dann um 18:00 Uhr bei den anderen Freiwilligen angekommen sind. Dabei bin ich immer wieder von den riesigen Häusern in Budapest beeindruckt, oder vielmehr von deren Innenhöfen, die mich immer an alte Filme erinnern.
Naja, dort haben wir Abendessen gegessen und haben uns schließlich um 21:30 Uhr auf den Weg zu einer anderen Wohnung mit noch mehr Freiwilligen aufgemacht. Insgesamt waren wir bestimmt 20 Leute, wie immer bunt gemischt aus verschiedenen Ländern. Für das neue Jahr wollten wir zum Parlament an die Donau, um die Feuerwerke anzuschauen, sodass wir um 23:30 Uhr zur Metro gegangen sind. Natürlich waren wir nicht die einzigen mit diesem Plan, sodass die Metro überfüllt mit ausgelassenen und feiernden Menschen war. Ich fand das sehr cool, weil jeder gute Laune hatte und sobald irgendjemand „Just 10 minutes left!“ gerufen hat, ist die ganze Metro in Jubelschreie ausgebrochen.
Und auf einmal ist die Sprache auf der Straße englisch
Das fande ich besonders faszinierend, dass ich plötzlich alle verstanden habe. Denn die meisten waren wohl wie wir keine Ungarn und ich glaube die Budapester flüchten in diese Nacht irgendwo anders hin. Auf jeden Fall waren die meisten Touristen und dass aus aller Welt. An dem Donauufer hat das dann auch keine Rolle mehr gespielt, woher man kam, sondern nur, dass in drei Minuten das Jahr 2019 anfängt. Das war ein tolles Gefühl.
Da wir jedoch ganz schön lange mit der Metro gebraucht haben, hätten wir fast das neue Jahr in der Metro begonnen, aber vier Minuten vor 00:00 Uhr haben wir dann doch noch das Parlament erreicht. So knapp war ich noch nie für Silvester dran!
Tja, und dann war 2019. Ich muss sagen, dass Feuerwerk war gar nichts, sondern nur ein paar Raketen, was mich überrascht hat. Aber na gut, wir haben Champagner getrunken und die Freiwilligen aus Brasilien haben sich mit anderen brasilianischen Touristen unterhalten, von denen es, warum auch immer, total viele gab! Danach haben wir noch wieder andere Freiwilligen aus Budapest getroffen, die u.a. aus Pakistan und Sri Lanka kommen. Nach dem Motto: Egal, wo du herkommst und was du machst, die Hauptsache ist, dass du in Ungarn einen Freiwilligendienst machst.
So sind wir dann irgendwann wieder zurück zur Wohnung gefahren. Allerdings sind wir überhaupt nicht in eine Bar o.ä. gegangen, da es sich um 3:40 Uhr auch nicht mehr gelohnt hätte. Schließlich waren wir dann um 5:00 Uhr im Bett.
Nach drei Stunden Schlaf, habe ich dann heute meinen Bus zurück nach Nagyvázsony genommen, von denen es aufgrund des Feiertages nicht so viele gibt. Allerdings war es toll, durch das menschenleere morgendliche Budapest zu laufen. Das war also mein Silvester in Ungarn.