Eine schwierige Woche
Hoch und Tief liegen manchmal eng beieinander, erkennt Romania_Lea bei ihrer Arbeit in Rumänien. Denn in der letzten Zeit wechseln sich Erfolgserlebnis und Bewährungsprobe ständig ab.
So nah können Hoch und Tief zusammen liegen: Die vorletzte Woche war die bisher schönste seit Beginn meines Projekts, die letzte bei weitem die anstrengendste. In der einen Woche hatte ich ein Erfolgserlebnis nach dem anderen, in der folgenden gab es dagegen die ersten Bewährungsproben. Aber ich fange am besten vorne an.
Zunächst einmal gab es einen Abschied: Die vier Wochen, die Martina, die Freiwillige aus der Schweiz, bei uns im Kindergarten gearbeitet hatte, waren vorbei und somit veranstalteten wir ein kleines Abschlussessen in einem sehr traditionellen transsilvanischen Restaurant. Ich fand es natürlich schade, dass Martina nun nicht mehr hier arbeitet, aber da sie ja noch ein paar Wochen hier bleibt und in einer Schule arbeitet, können wir uns weiterhin sehen. So war der Abschiedsschmerz dann doch nicht zu groß und wir hatten einen sehr schönen Abend.
Auch bei der Arbeit lief alles super, die acht Stunden vergingen schneller als je zuvor. Auch wenn wir nun nur noch zu zweit statt zu dritt arbeiten, dafür aber noch ein weiteres Kind zu unserer Gruppe dazugekommen ist, fiel mir die Arbeit leicht. Es gab vieles, über das ich mich freuen konnte, insbesondere Gábor überraschte mich positiv, denn er hat nun jegliche Scheu vor mir verloren und will plötzlich ständig mit mir spielen. Einige Male versuchte er sogar, meinen Namen zu sagen, was mich angesichts der Tatsache, dass er noch kaum sprechen kann, wirklich freute.
Am Donnerstag dann erwartete mich die erste große Aufgabe: Dass Martina weg ist, bedeutet nämlich auch, dass ich nun einmal wöchentlich den Englischunterricht leiten werde. Insgesamt war die erste Stunde auch gar nicht schlecht, auch wenn die Kinder nur sehr wenig verstanden und Emöke, meine Chefin, einen großen Teil selbst in die Hand nahm. Doch wie sich in der nächsten Stunde herausstellen sollte, war das auch notwendig.
Denn in der nächsten Woche hatten alle wahnsinnig viel zu tun, was für mich bedeutete, dass ich die Kinderbetreuung und auch den Englischunterricht teilweise ganz allein übernehmen musste. So stand ich Montag und Dienstag vor der Aufgabe, mich nachmittags allein um sieben Kleinkinder zu kümmern, das bedeutete Windeln wechseln, umziehen und ins Bett bringen. Das Problem dabei war dann, jeweils einem Kind in den Schlafanzug zu helfen und dabei gleichzeitig die sechs anderen im Auge zu behalten, die natürlich anderes im Sinn hatten, als sich in ihre Betten zu legen…
Meine nächste Englischstunde verlief in einem ganz ähnlichen Stil. Da Emöke diesmal keine Zeit hatte, mir zu helfen saß ich allein den Kindern gegenüber. Konzentration? Fehlanzeige! Da die Verständigung nur schwer klappte, konnte ich den Kindern kaum klar machen, was ich von ihnen wollte. Und so ebbte das Interesse für meinen Unterricht doch ziemlich schnell ab. In der zweiten Gruppe bei den kleineren Kindern funktionierte das dann etwas besser.
Am Ende habe ich aber auch diese Woche gut gemeistert und schließlich auch etwas Positives daran gefunden. Immerhin ist es ja auch ein Vertrauensbeweis, wenn meine Chefin mir die Kinder allein anvertraut. So habe ich mir die Ferienwoche, die jetzt vor mir liegt, wohl auch verdient.
Am Mittwoch fahre ich nach Rovinari, das ist eine kleine Stadt im Südwesten Rumäniens und besuche Tsia und Charlotte und noch einige andere vom On-Arrival-Training. Wir werden hoffentlich ein paar schöne Tage gemeinsam verbringen. Ich freue mich schon so sehr darauf, sie wieder zu sehen!