Ein Wochenende auf dem Land und Fortschritte überall...
Kat ist überglücklich. Nicht nur, weil sie wunderschöne Tage auf dem lettischen Land verbracht hat, sondern endlich kommen einige Steine ins Rollen...
Zehn Tage sind vergangen seit meinem letzten Eintrag und schon wieder ist viel passiert. Was auch sonst....
Ein Wochenende auf lettischem Lande
Am letzten Freitag waren wir (Leandro und ich; ja, Leandro ist jetzt auch angekommen und dieser Mensch ist ein Phänomen...Wo der seine Energie hernimmt, weis der Himmel. Aber laut eigener Aussagen, ist das normal in Portugal *lach*) auf einer Exkursion, die von einer Studentin der Uni organisiert wurde. Eigentlich für Erasmus Studenten, aber die haben im Moment nur eine aus Litauen :). Ja, auf alle Fälle waren wir in einem total schönen Naturpark oder so, wo überall Figuren aus den Büchern von Anne Brigadele rum stehen und werkeln :).
Anne Brigadele ist eine lettische Kinderbuch-, aber auch Erwachsenenbuchautorin, die hier in Lettland wirklich jeder kennt. Ihr bekanntestes, oder berühmtestes Buch ist Spriditis: Ein kleiner Mann zieht in die Welt hinaus, um das Glück zu suchen. Neues Projekt für mich: Ich will Spriditis auf lettisch lesen!! (Bis ich das kann, wird es allerdings noch ein wenig dauern.) Außerdem haben wir noch ein Schloss und eine Burg besichtigt.
Am Samstag in aller herrgottsfrühe hab ich mich dann mit Ieva am Busbahnhof getroffen und wir sind zu ihren Eltern aufs Land gefahren. Das waren echt zwei total schöne Tage und ich hab viel vom Leben dort gesehen. Obwohl die Natur grundsätzlich hier in Lettland gar nicht so verschieden von der Natur, die ich von daheim kenne, ist, ist doch alles anders. Schöner, noch idyllischer. So, wie ich mir vorstelle, dass es in Deutschland vielleicht vor 20 Jahren war. Aber das Leben ist auch ziemlich hart dort. Kartoffeln mit der Hand aufsammeln ist nur ein Beispiel.
Aber alle freuen sich immer total, wenn sie hören, dass ich aus Deutschland bin und hier für neun Monate bleibe und auch lettisch lerne. (Nicht zehn Monate, wie ich ursprünglich dachte! Hab ich zufällig gestern erfahren, dass mein Projekt nur für neun Monate genehmigt ist. Aber okay, ein Monat mehr oder weniger *g*) Da konnte ich dann immer meine paar Sätzchen lettisch loswerden. Und jeder, ausnahmslos, hat gemeint, das ist so toll, die Russen sind hier für Ewigkeiten und wollen kein Deutsch lernen und ich komme für so kurz und spreche schon ein paar Sätze. Das Verhältnis zwischen Russen und Letten ist also offensichtlich nicht das Beste.
Ja, Pilze sammeln waren wir natürlich auch, was total lustig war. Das nächste Mal kann ich vielleicht ein Foto hoch laden, wie wir wie zwei kleine Kapuzenzwerge durchs Unterholz gekrochen sind.
Am Sonntag haben wir laaange ausgeschlafen und sind dann in einen Taufgottesdienst, der in der nagelneuen Kirche des kleinen Dörfchens stattgefunden hat, gegangen, weil Ievas Mutter dort im Kirchenchor singt. Und da Ieva ja auch singt, waren wir dann dort oben auf der Empore und so schnell konnte ich mich gar nicht umschauen, da war ich schon mitten im Chor und habe lettische Kirchenlieder gesungen. Ich - Chor. Sehr lustig. Aber die meisten Melodien kannte ich und glücklicherweise ist Lettisch nicht schwer zu lesen :). Und so grundsätzlich, obwohl es ein Gottesdienst der lutherischen Kirche hier war, gibt es doch recht viele Unterschiede, die ich gesehen habe, obwohl ich natürlich nicht viel verstanden habe, von dem, was der Pfarrer so gesagt hat. Man merkt schon, dass es wesentlich konservativer ist, als die evangelische Kirche, die ich kenne. Aber sehr interessant.
Ja, das war mein Wochenende und was ich nach diesem Wochenende gemerkt habe: Allein dadurch, dass ich viel Lettisch höre, verstehe ich immer mehr. Ich weiß gar nicht warum das jetzt so plötzlich gekommen ist und wie, aber es war echt ein totales Erfolgserlebnis, dass ich plötzlich realisiert habe: Hey, ich hab das verstanden! Wie kann das sein? *freu*
Einige Steine kommen so langsam ins Rollen...Endlich!
Ja, in der letzten Woche sind plötzlich, eigentlich aus dem Nichts, ein paar schöne Steine aufgetaucht, die ins Rollen kommen konnten und bald auch werden :).
1. Am Montag habe ich wieder mal mit Ieva ihre Deutschhausaufgaben gemacht, was mir immer total viel Spaß macht und auch gut für mein Lettisch ist. Und irgendwann hat sie dann gemeint, sie hätte ne Frage: ob ich nicht in einem Chor singen will? Ich und in nem Chor singen? Aber natürlich will ich *g*. Da kann ich bestimmt ganz viele lettische Lieder lernen. Sie wird da zwar nicht singen, weil sie in einem größeren Chor singt, aber die Schwester ihres Mannes, will dort auch anfangen und mit der werd ich dann ab nächste Woche zweimal die Woche dort hingehen.
2. Ieva hat mich Kristine vorgestellt, die Mitarbeiterin in der Jugendarbeit der lutherischen Kirche hier in Liepaja ist, und die hat mich dann gleich eingeladen, am Donnerstag zu einem Treffen zu kommen. Das war das Einführungstreffen für Bibelarbeiten, die die dann immer wöchentlich abhalten. Klingt ziemlich...naja, vielleicht trocken oder ernst, aber noch weiß ich nicht, in welcher Form diese Bibelarbeiten vonstatten gehen, aber das Einführungstreffen war echt gut. Wir haben Spiele gespielt, uns kennen gelernt und so weiter. Also so in der Form, wie auch wir Jugendarbeit praktizieren. Natürlich alles auf Lettisch, aber ich werd trotzdem auch da einmal die Woche ab Montag hingehen. Ich werd mich schon reinhören. Und die Leute sind alle echt nett und versuchen mir auch immer so gut wie möglich zu übersetzen was nötig ist. Ja, ich bin also mal gespannt, wie das nächsten Montag wird.
3. Außerdem war ich zwei Vormittag mit Ieva in der Uni bei einem Seminar, das auf Deutsch abgehalten wurde. (Es waren einige deutsche Geschichtsdozenten da und haben über deutsch-baltische Geschichte gesprochen, war echt interessant...) Da habe ich ein wenig für Ieva und Gunita (die auch Deutsch studiert) übersetzt, weil beide kein Wort verstanden haben. (Da wurde ich dann auch in einer Pause von einem der deutschen Dozenten für mein gutes Deutsch gelobt, hihi. Danke, danke, aber ich hab ihn dann schon aufgeklärt, dass ich aus Deutschland komme). Ja und ab nächster Woche werde ich öfters mit Ieva in den Deutschunterricht gehen :)
4. Und der letzte Erfolg: Wir haben unsre Puppen in der Schule fertig gestellt und zusammen mit der Englischlehrerin Ilona das englische Theaterstückchen den Kindern der 4. Klasse präsentiert, die alle ganz begeistert waren. Am Montag werden wir ihnen dann die Wörter erklären, die darin vorkommen und dann werden Agata und ich alleine mit den Kindern das Stück einüben, damit die es dann Ende Oktober der ganzen Schule präsentieren können. Also endlich eine Aufgabe und was zu tun!
So, jetzt habe ich schon wieder sooo viel geschrieben und euch hoffe ich nicht zu sehr gelangweilt. Vielen Dank fürs Lesen, wenn ihr jetzt hier angekommen seid. Viele liebe Grüße ins sonnige Deutschland! Wir haben hier in Lettland übrigens im Moment einen richtigen Altweibersommer, was allerdings, wenn man Ievas Oma Glauben schenkt, heißen kann, dass in einem Monat der erste Schnee fällt! Macht`s gut und bis bald! (Übrigens wirklich relativ bald: Ich komme Weihnachten für zwei Wochen heim!) Liebe Grüße!