Ein Tag in Dresden
Warum ist Dresden unbedingt einen Besuch wert?
Deutschland hat viele Facetten, die ich während meines bis jetzt mehr als 7 Monaten dauernden Aufenthalts entdecken konnte. Wenn ich aber spontan sagen soll, welche Erinnerung mir einfällt, die ich auch meinen Freunden gerne gönnen werde, die Antwort lautet eindeutig – ein Besuch in Dresden!
Umso mehr finde ich es schade, dass dieser Stadt aus der Sicht von Ausländern oft total unterschätzt wird. Die kennen sie vor allem aus der Geschichte, die mit der vollständigen Zerstörung der Stadt verbunden ist.
Diese Zeit ist schon lange vorbei und Dresden ist großartig nach 73 Jahren aus ihren Ruinen wieder auferstanden, als ob da nie das Entsetzliche passiert wäre, was genauso erstaunlich ist als die prachtvollen historischen Gebäude selbst. Friedrich Schiller lebte dort 5 Jahre und fand hier Inspiration für seine Ode an die Freude, und das ist bestimmt einen Besuch wert!
Wem danken wir für diese imposanten Bauwerke, die Dresden ausmachen und jeden Besucher erstaunen? Friedrich August I. von Sachsen, besser bekannt als „August der Starke“. Ein leidenschaftlicher Bauherr, der so überwältigt von dem französischen Hof war, dass er so etwas auch in seinem Land haben wollte und aus diesem Grund ließ er prachtvolle Gebäude errichten und sammelte alles was schön und teuer war – und das alles in Dresden.
Wir beginnen unseren Spaziergang mitten auf dem Neumarkt, wo als ein untrennbares Merkmal der Dresdner Stadtsilhouette thront: die Frauenkirche. Auch diese wurde im Krieg absolut zerstört und zuerst als Mahnmal gegen Krieg und Zerstörung belassen. Sie konnte dank Spendengelder vollständig wiederaufgebaut werden und dient jetzt als Symbol der Versöhnung. Ein Besuch in der Kirche lohnt sich auch. Über steile Treppen kann man die Aussichtsplattform besuchen, um den Blick über ganz Dresden zu haben. Und der ist wirklich grandios.
Auch vor der Kirche ist immer viel los – Pantomimen, Tänzer und Musiker machen die lebendige Atmosphäre mit Hintergrundmusik auf dem großen Platz aus – es ist zwar lebendig aber keine Touristenmassen. An der anderen Seite finden sich an diesen Platz auch regelmäßig seit 2014 Demonstrationen von Pegida statt. Pegida steht für „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“. Auch diese schweren Themen gehören nun zur Landeshauptstadt.
Wir spazieren weiter, entlang der Brühlschen Terrasse, die als Balkon Europas bezeichnet wird und einen umwerfenden Blick auf alle hinterlassene Lebenswerke von Augustus den Starken bietet, die heutzutage das Stadtbild erstellen. Wir entdecken gleich die Kunstakademie – die ist leicht an ihrer Kuppel zu erkennen, die wie eine Zitronenpresse aussieht.
Gleich gegenüber steht ein anderer Stolz des Dresdens – die weltberühmte Semperoper, die von innen noch mehr imposant ist als von außen. Ein Pianist hat sein weißer Flügel auf dem Platz daneben aufgestellt, und ergänzt noch die Märchenhafte Atmosphäre des Baukomplexes. Sehr angenehm.
Direkt neben der Oper findet man eines der bekanntesten Barock-Bauwerke Deutschlands - der Dresdner Zwinger den man als ein Festareal mit gepflegten Garten definieren kann, oder eher als eine egozentrische Machtdemonstration. Der Grund für Erstehung von solchem Bauwerk ist ganz prosaisch – der Kurführst feierte gern und für seine Partys brauchte er auch ein dazu entsprechender Platz. Heutzutage beinhaltet er gleich vier der berühmtesten Museen Dresdens.
Der Beweis dafür, dass der Kurführst alles was schön und teuer war gesammelt hat, finden wir im historischen Grünen Gewölbe, der Schatzkammer Sachsens wo das Vermögen der Dynastie zugänglich ist. In Ergänzung zum echten Gold, Silber und Juwelen, die dort um die Wette blitzen, hat der Kurfürst auch das sog. weißes Gold – oder Porzellan gesammelt. Das berühmteste Stück befindet sich in Zwinger am Tor, wo ein Porzellanglockenspiel alle 15 Minuten oder zu festgelegten Zeiten bekannte Melodien spielt.
Die zahlreichen Sehenswürdigkeiten sind hier ganz nah beieinander und problemlos zu Fuß erreichbar. So kann man an einem Tag richtig viel erkunden und sehen, ohne sich am Abend total erschöpft zu fühlen. Trotz ihres Namens ist der Stadtteil nicht so alt, wie es auf den ersten Blick scheint. Viele historische Gebäude wurden in den letzten Jahren treu bis in kleinste Detail nach ihren originellen barocken Bauplänen rekonstruiert und die vollständige Fertigstellung ist erst für das Jahr 2020 eingeschätzt. Dresden wird noch viel mehr sein!
Ich hoffe ich habe jetzt allen, die noch nie in Dresden waren inspiriert, dieser Stadt auf die Liste stellen. Ich habe genauso als der Kurführst, mein Herz an die Elbstadt verloren, allerdings in meinem Fall nur metaphorisch. Sein Herz wurde tatsächlich auf seinen Wunsch hin nach Dresden gebracht und wird in der Hofkirche, gleich neben seinem ursprünglichen zuhause- dem Residenzschloss in einer Kapsel aufbewahrt.