Ein paar Gedanken
Karenaki ist jetzt eine richtige Griechin! Zumindest auf dem Papier, denn in zweieinhalb Wochen heißt es Abschied nehmen. Mit den Gedanken ist sie schon längst in Deutschland.
Hmm...wie vielleicht zu bemerken war, bin ich momentan nicht mehr sonderlich motiviert, ein Online-Tagebuch aus Griechenland zu schreiben. Das liegt daran, dass ich schon wieder in Deutschland bin – jedenfalls gedanklich. Ich denke, dass diese geistige Auseinandersetzung mit Deutschland und allem, was mich dort erwartet, notwendig ist. Wie alle, die schon mal für lange Zeit im Ausland waren, wissen, ist das Zurückkommen sehr viel schwieriger, als das Weggehen.
Doch so viel ich auch an meine Heimat denke, ich kann nicht realisieren, dass ich in zweieinhalb Wochen dort sein werde. Sonst waren es doch immer noch ein halbes Jahr oder wenigstens ein paar Monate, wie kann das Ende denn jetzt auf einmal so nah sein?
Das klingt jetzt vielleicht unverständlich, aber nach neuneinhalb Monaten Abwesenheit und so vielen neuen Eindrücken und Erfahrungen ist für mich Deutschland nur eine Erinnerung. Schlicht und einfach deshalb, weil ich keinen aktuellen Bezug dorthin habe. Natürlich weiß ich einigermaßen über das Leben meiner Freunde Bescheid, aber die persönliche Verbindung fehlt. Und nun soll wirklich schon so bald der Zeitpunkt gekommen sein, an dem ich mein gegenwärtiges Leben an eine Erinnerung anknüpfen soll. Das ist wirklich ein eigenartiges Gefühl!
Momentan freue ich mich also sehr auf etwas, was ich noch nicht realisiert habe. Aber ich muss auch zugeben, dass ich neuerdings versuche, alles hier ein bisschen schlechter zu sehen, damit mir der Abschied nicht so schwer fällt. Ganz so einfach wird das nämlich nicht! Das habe ich zum Beispiel heute in Examilia festgestellt, als Stella meinte, dass nächste Woche ein Feiertag sei. Das hat mich richtig traurig gemacht, weil es faktisch bedeutet, dass ich heute das letzte Mal in Examilia war, jedenfalls im Rahmen meines Projektes. Dieses endet am ersten Juni, ich fliege aber erst am sechsten Juni, also bleibt mir noch ein bisschen Zeit. Deshalb werde ich wahrscheinlich am zweiten Juni noch mal nach Examilia gehen und eventuell auch am dritten, wenn die Ausstellung sein wird. Ich kann ja nicht einfach so nach Deutschland fliegen, ohne mich von den lieben Kiddies verabschiedet zu haben.
Aber besonders was die Arbeit im Jugendzentrum angeht, merke ich, dass neun Monate wirklich genug sind. Auch wenn ich die letzten drei Monate mehr zu tun hatte, mich stören kleine Dinge viel schneller. Zum Beispiel wenn der Chef mich zum weiß was ich wievielten mal damit beaubeauftragt, irgendwas zu Putzen. Warum immer ich? Darauf habe ich echt keinen Bock mehr, aber ich rege mich auch nicht auf, weil ich weiß, dass das in kurzer Zeit ein Ende hat.
Am Dienstag habe ich mir einen freien Tag genommen, um einen Tagesausflug mit meinen Vater zu unternehmen. Erst sind wir nach äh zu IKEA in Athen gefahren, um ein paar Sachen zu besorgen und was Leckeres zu essen und dann sind wir weiter zum Kap Sounio. Dieses ist bei den Touris vor allem für die schönen Sonnenuntergänge bekannt. Eigentlich wollten Verena und ich dort unseren krönenden Abschluss einer wunderbaren gemeinsamen Zeit feiern, aber das haben wir dann doch nicht mehr geschafft. Aber, was nicht war kann ja noch werden und sollten wir es nicht bis nach Sounio schaffen, bleibt es wenigstens bei der Flasche Wein ;-).
Mein Vater und ich waren leider zur falschen Jahreszeit dort, was uns zwei Ruhrpotttouris mit dickem Reiseführer im Gepäck erzählten. So war der Sonnenuntergang zwar wirklich sehr schön, aber auch nicht so viel schöner, als andere Sonnenuntergänge...
Ja, ihr fleißigen Leserinnen und Leser, gleich habt Ihr’s geschafft! Ich möchte nur noch erwähnen, dass in Beach-Flat mal wieder kalter Krieg herrscht. Allerdings habe ich nichts damit zu tun und deshalb ist es auch nicht so tragisch. Bori und Zsuzsa reden nur nicht mehr miteinander, aber das stört sie beide nicht.
Ehrlich gesagt habe ich überhaupt kein gutes Bild von Ungarn. Drei von fünf Ungaren haben mir erzählt, dass in ihrem Land jeder mit jedem verfeindet ist und alle fünf haben es mir vorgelebt!