Dydd Gŵyl Dewi (St. David‘s Day)
Zu Ehren des walisischen Nationalfeiertags die Geschichte der stolzen und rebellischen Walisern von den Anfängen bis zur Tudor-Dynastie.
Über die Anfänge der walisischen Geschichte ist kaum etwas bekannt. Die erste Besiedlung des Gebietes soll vor über 250.000 Jahren stattgefunden haben und der homo sapiens am Ende der Altsteinzeit zum ersten Mal aufgetreten sein, so zumindest die bisherigen Vermutungen. Aus dieser Frühzeit sind einige Waffen, Werkzeuge und Knochen erhalten. 600 v. Chr. wurde Wales von den Kelten besiedelt, die einen nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung haben werden, vor allem die Druiden werden Kultur, Sprache und Religion prägen. Den frühesten archäologischen Fund stellt das Skelett der Lady Red of Paviland dar, das Aufschluss über eine erste Bestattungskultur gibt.
Knapp 600 Jahre später stellen die römischen Invasoren die Kelten vor eine große Herausforderung: Vom Druidenzentrum auf der Insel Mona ausgehend, leisten die Kelten erbitterten Widerstand gegen die Römer, die am Ende zwar überliegen werden, aber nicht das gesamte Gebiet einnehmen werden. In der Folgezeit arrangieren sich die Kelten mit den römischen Besatzern und nehmen viele römische Bräuche in ihre eigene Kultur auf. Nach dem Untergang des römischen Reiches und somit dem Ende der römischen Vorherrschaft in Britannien zerfällt das Gebiet der Kelten in viele, kleine Reiche.
Aus dieser Zeit des Umbruchs stammen viele Legenden etwa über einen heldenhaften Anführer, der die Angelsachsen abwehrte, wohlmöglich König Artus. Diese Legenden sollen auch in die Gestaltung der walisischen Flagge eingeflossen sein (aber das wäre ein eigenen Artiekl wert). Zudem werden grundlegende Festen der walisischen Identität gelegt: In der christlichen Missionarsbewegung im 6. Jahrhundert sticht besonders Dewi Sant hervor. Dieser wurde in der Nähe des heutigen St. David geboren und wurde posthom Wales Schutzpatron. Er gründete viele Kirchen in Wales und fantastische Geschichten sind uns von seinen Zeitgenossen erhalten. So soll er bei der Synode von Brefi vom Boden abgehoben und eine weiße Taube auf seiner Schulter gelandet sein. Zudem galt er als Heiler, Wundervollbringer und wichtiges Sinnbild im Widerstand gegen die Angelsachsen. David starb Ende des 6. Jahrhunderts an einem 1. März, das genaue Jahr ist nach wie vor unbekannt, und seitdem er 1123 heiliggesprochen wurde, wird er als walisischer Nationalpatron geehrt (übrigens der einzige Britische, der tatsächlich auch aus Großbritannien stammt).
In diese Zeit fällt auch aufgrund der territorialen Streitigkeiten zwischen den vielen Königreichen die Errichtung eines Erdwalls, der die Grenze zwischen den Sachsen und Walisern markierte. Dieser „Offa’s Dyke“ ist auch heute noch die offizielle Grenze zwischen England und Wales. Doch durch dänische und norwegische Angriffe im 9. Jahrhundert werden die Reiche zur Zusammenarbeit gezwungen, die schließliche Vereinigung wird durch den Anführer Rhodri Mawr vollbracht. In den kommenden Jahren werden viele Reformen im Rechtswesen unternommen und der Prozess der Staatsentstehung schreitet rasch voran. Doch genau in dieser entscheidenden Zeit ist Wales im Kampf gegen die einfallenden Wikinger auf militärischen Beistand angewiesen, und muss sich deshalb dem englischen König unterwerfen.
Mit dem Einfall der Normannen 1066 steht den Walisern eine kriegerische Epoche bevor: Wilhelm der Erober lässt Markgrafen errichten und die Waliser werden in den Westen zurückgedrängt. Doch sie leisten erbitterten Widerstand und erobern unter Llewellyn ihre Gebiete zurück, doch das soll nicht lange anhalten. Edward I. lässt den erfolgreichen Anführer ermorden und den sogenannten „eisernen Ring” errichten. Es dauerte nicht lange, bis sich eine erste Widerstandsbewegung formierte: Unter Owain ap Gruffydd unternehmen die Waliser um 1400 Angriffe gegen Markgrafen. Die englische Reaktion darauf sind schärfere Gesetze, doch das verstärkt den Widerstand noch mehr, und so bringen die Waliser wieder fast ganz Wales unter ihre Kontrolle und errichten ihr erstes eigenes Parlament. Nach einigen militärischen Niederlagen wird dieses Parlament von den Angelsachsen außer Kraft gesetzt und Owain verschwindet von der Bildfläche.
Gerade in diese unruhige Zeit fällt auch die erste Blütezeit der walisischen Literatur: Der berühmte Bardenwettstreit (eisteddfod) findet seitdem jährlich statt und das älteste auf walisisch verfasste Schriftstück, das „Schwarze Buch von Carmarthen“ (Llyfr Du Caerfryddin), welches von Sagen und Legenden erzählt, wird geschrieben.
Ein Jahrhundert später leben Waliser und Angelsachen in friedlicher Koexistenz. Richard III sitzt auf dem englischen Thron. Doch in dem jungen Heinrich VII aus dem walisischen Tudor-Haus sehen die Waliser ihre Hoffnung, sich endlich gegen die dominierenden Engländer durchzusetzen. Und tatsächlich besiegt Heinrich VII in der Schlacht von Bosworth Field Richard III und legte damit den Grundstein für die fast 150-jährige Dynastie der Tudor-Familie.
Zum St. David’s Day: Am 01. März finden in ganz Wales Paraden statt und ein großes Kulturprogramm wird veranstaltet. Die Waliser schmücken sich mit den Nationalsymbolen der Narzisse und des Porrees. Dieser ist St. Davids Symbol, er soll nämlich den Walisern geraten haben, Poreeblätter an ihren Helmen zu befestigen, um sich in der Schlacht gegen die Angelsachsen leichter wieder zu finden.
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