Die zweite Woche - la vida es un carnaval
So, liebe Freunde, da sind schon wieder einige Tägelchen um und nun sitze ich hier vor einem uralten Computer in der Abstellkammer meiner WG, um Euch über mein wertes Befinden zu unterrichten ;-) .
So, liebe Freunde, da sind schon wieder einige Tägelchen um und nun sitze ich hier vor einem uralten Computer in der Abstellkammer meiner WG, um Euch über mein wertes Befinden zu unterrichten ;-) .
Kinder, die Geschichte hier entwickelt sich langsam zu einer emotionalen Achterbahnfahrt. Die erste Woche war, wie beschrieben, ganz nett, wenn auch schon von Höhen und Tiefen geprägt. Die Zweite Woche war dann superduper:
Wir, also die anderen Voluntarios und ich, haben uns tatsächlich am Mittwochabend bei mir zur gemeinsamen cena getroffen, ergo gemeinsam abendgegessen. Ich habe den Salat und die Datteln im Speckmantel bereitet und Chiara hat sich um die Carbonara gekümmert – Spaghetti von einer echten Italienerin: super. Chiara sah das aber natürlich anders... spanischer Schinken und spanische Nudeln schmecken nunmal anders als die guten italienischen, hihi..
Am Donnerstag habe ich mich dann früh am Morgen mit Chiara, Sandra und Agi getroffen, um nach Toledo aufzubrechen. Da der erste Zug (mit Plätzen) erst wieder um 13:00 Uhr gefahren wäre, haben wir uns dazu entschlossen, doch mit dem Bus von der “Estación de Sur de autobuses” abzufahren – obwohl Sandra und ich bzw. unsere Mägen nicht so die Busfreaks sind. Aber alles ist gut gegangen und so kamen wir gut gelaunt eine Stunde später in Toledo an. Und, was soll ich sagen, es war wirklich wunderschön.
Wir haben uns mehr oder weniger alles angeguckt, was man halt so gesehen haben müsste, haben aber auf das Intellektuellen-Kulturprogramm verzichtet. Einfach mal ein paar Stunden in einem kleinen Café sitzen, in die Sonne schauen und die Atmosphäre auf sich wirken lassen!
Freitag war es dann endlich Zeit für ein bisschen Marcha. Wir haben uns mit dieser Lehrerin Manu getroffen (die ich seltsamerweise immer unsympathischer finde) und enterten zuerst eine Salsa-Bar. Toll, Nathalie, die Salsa-Tänzerin… Na ja, ich habe einen geduldigen Lehrer gefunden, der mich auch für ein Naturtalent hielt, bis es zu den seltsamen Drehungen kam… Ich habe es aufgegeben. Auf meine Initiative sind wir dann in einen Pop-Schuppen gegangen, in dem es mir auch gleich besser gefiel. Chiara hat einen Knutschefreund gefunden und Agi jemanden zum Reden. Seltsame Pijo-Menschen haben uns dann in den “Palacio de Galivia” geführt, eine prunkvolle “Latinos-schleppen-Touristinnen-ab-Disko”. War auch ganz nett, bin aber trotzdem um vier mit Sandrerl geflüchtet – nach Malasaña. Da war nicht viel los und deswegen sind wir unerklärlicherweise bis zum Atocha Bahnhof gelaufen (wozu gibt es Busse?).
So, und das war’s denn auch schon mit den schönen Tagen… denn jetzt fing es einfach an zu regnen und es wollte auch einfach nicht mehr aufhören! Und da meine Stimmung bei so viel Regen auch in den Keller geht, versuche ich Euch einfach mal die nächsten Tage ein bisschen (freundlich) zusammenzufassen und nur ein paar Situationen ausführlicher zu beschreiben:
Sonntag war noch sehr ruhig, nur einen ecuadorianischen Markt anlässlich der Wahlen dort habe ich besucht. Am Montag habe ich ein Konto eröffnet (und hatte sehr schlechte Laune). Am Dienstag war dann Videoabend bei Agi und ihren sooo netten Mitbewohnerinnen Laura und Ana. Apropos Ana: Meine Tutorin Ana ist übrigens super und eine echte Stilikone, bei Gelegenheit gibt’s ein Foto. Zurück zum Videoabend. Wir sahen…”Volver”. Ich möchte den Film die nächsten Jahre dann nicht mehr sehen, viel Mal innerhalb von vier Monaten hat erstmal gereicht ;-) . Am Mittwoch wollte ich eigentlich mit Isa und Vale (also meinen Mitbewohnerinnen) ins Theater, aber dann hatte Isa keine Zeit und so wollte Valentina natürlich auch nicht, möff. Also bin ich mit Sandra gegangen. Das Stück hieß “Demasiado Humano” und erzählte die letzten Tage von Nietzsche. Ich liebe Nietzsche ja und so hat mir auch das Stück sehr gefallen, auch wenn es am Anfang etwas schwierig war, zu verstehen. Ich habe mir übrigens das Plakat zum Stück besorgt und in meinem Zimmerchen aufgehängt. Über meinem Bett hängt ja schon länger “Der Baum des Lebens” von Klimt. Ich habe es natürlich als böses Ohmen gedeutet, dass es mir in jeder Woche ständig auf den Kopf fiel…
Am Donnerstag war ich nach getaner Arbeit mit allen meinen Lieben in der Sidrería um die Ecke. Die ist echt verschärft: So günstig, so nett, so viele gratis Tapas! Am Freitag dann sollte ein großes Essen mit Freunden und Kollegen von Isa stattfinden – ich war weniger motiviert, war ich gleichzeitig doch zu einem Essen bei meiner doch gar nicht so unsympathischen Chefin Raquel eingeladen. Nun ja, bei der Vorbereitung konnte ich nicht helfen, da ich ja abends arbeite. Insgesamt war das Essen ganz nett, sehr lecker und die Leute ziemlich sympathisch. Leider musste uns Valentina den italienischen Brauch des “Ein chupito Rum und dann einen Chupito Birnensaft” zeigen – Ich war völlig hacke. Als die anderen dann noch in die Disco hier in der Stadt gegangen sind, habe ich dankend verzichtet, schließlich musste ich am nächsten Morgen früh raus, um mit Agi shoppen zu gehen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr, wie ich ins Bett gekommen bin… nur noch, dass ich um 7.30 Uhr bei brennendem Licht aufgewacht bin und feststellen musste, dass ich alleine im Haus war. „Hoch”, dachte sich klein Nathalie, „das muss ja noch ’ne dolle Fiesta gewesen sein…”.
Um 10.00 Uhr dann in Madrid geht mein Handy und eine völlig fertige Isa fragt mich, wo ich denn stecken würde. Sie haben des Nächtens versucht, in die Wohnung zu gelangen, geklopft und gegen die Tür gepoltert wie die Irren, da sie beide ihre Schlüssel vergessen hatten. Valentina hat es vorgezogen, gegen die Tür zu kotzen und die Nachbarn hätten beinahe die Polizei gerufen – Nur Nathalie hat von alledem nichts mitbekommen und seelenruhig geschlafen. Jedenfalls musste ich ihnen dann die Schlüssel übergeben und die beiden mussten bedauerlicherweise alles alleine putzen, da ich erstmal nicht aus Madrid wegkam. Das war gar nicht gut für die Stimmung in der WG. An meinem Gefühl den beiden gegenüber hat sich nicht viel verändert (nett, aber irgendwie finde ich den Anschluss nicht) und so lebe ich weiterhin so neben ihnen her.
Wir haben jetzt einen Putzplan nachdem zweimal die Woche ein Großputz stattfindet und nach den Vorfällen am Freitag/Samstag habe ich alle Schichten am Mittwoch übernommen – Ich kann zwar nichts dafür, dass die beiden ihre Schlüssel vergessen haben und überhaupt, aber ich will auch nicht für schlechte Stimmung sorgen. Trotzdem habe ich mich in den folgenden Tagen (noch) ein wenig (mehr) zurückgezogen, gelesen und bin lange weggeblieben. Am Samstag nach der Arbeit war ich zum Beispiel mit Sandra und Robin erst in der Sidrería und dann in einer Shisha-Lounge bis um 5.00 Uhr.