Die Zeit vergeht so schnell

Wieder einmal gibt es eine Teambesprechung mit meinen zwei Kolleginnen in unserem Jugendcenter Nuokka. Diesmal bekomme ich die Aufgabe alles mitzuschreiben. Das ist aber gar nicht so einfach, denn die Besprechung besteht aus einem Mix aus Englisch und Finnisch und dementsprechend chaotisch wird auch mein Protokoll. Aber manche Sachen kann man einfach nicht auf Englisch übersetzen... Dann gehen wir drei zusammen noch einkaufen, schließlich wird noch einiges für unsere Halloweendisco benötigt und außerdem wird es auch höchste Zeit, dass ich ein Licht an mein Fahrrad bekomme... Wir drei haben so viel Spaß, mit dem Einkaufswagen marschieren wir über eine Stunde lang durch den ganzen Laden und bestaunen alles mögliche und überlegen, ob es nicht doch irgendein Grund gäbe, dies und jenes auch noch einzukaufen...

Ich werde noch ganz berühmt hier... Nachdem vor ein paar Wochen ein Zeitungsreporter für ein Interview mit Silvia und mir im Jugendcenter da war, wird jetzt ein Interview fürs Fernsehen mit uns gedreht. Der Reporter kommt von den schwedischsprachigen Nachrichten Finnlands. Es ist aber alles gar nicht so einfach, denn ich stehe frierend draußen vor dem Jugendcenter, mit einer Kamera direkt vor meiner Nase und sollte möglichst sofort eine Antwort auf alle Fragen finden... Normal rede ich doch hier immer so gerne im Kreis herum und erklär fünf Minuten lang, was ich eigentlich sagen möchte, weil mir das Englische Wort mal wieder nicht einfällt. Für das Interview habe ich mich extra bemüht, möglichst sinnvolle Sätze herauszubringen...

Ein Nachmittag verbringe ich auch im Jugendcenter Zentra (dem größten unserer drei Jugendcenter und direkt im Zentrum gelegen). Es ist der erste Tag, an dem hier auch schon die Drittklässler kommen dürfen und es ist ein voller Erfolg. Die Kleinen sind ganz stolz, dass auch sie jetzt schon ins Jugendcenter kommen dürfen, wenigstens ein Tag in der Woche, und nicht noch zwei Jahre warten müssen. Die Kleinen stehen schon eine halbe Stunde im voraus draußen vor der Tür Schlange. Insgesamt kommen 96 neue Kinder und dann natürlich die Älteren, die sowieso immer kommen. Das Jugendcenter ist total voll, überall sind kleine Kinder, die rumwuseln und alles Neue bestaunen... Am Abend bin ich total geschafft von allem.

Auf geht’s in IKEA. Meine Kollegin ist zwar ganz enttäuscht, dass es in Deutschland auch IKEAs gibt, denn sie wollte mir etwas super tolles Neues zeigen, aber es ist trotzdem ein super Tag... Und so wie es immer im IKEA ist, man braucht eigentlich gar nicht so viel und am Ende steht man auf dem Parkplatz und überlegt, wie man eigentlich alles ins Auto bekommen soll, geht es auch uns... Wir haben einiges fürs Jugendcenter eingekauft. Unter anderem ein paar Schränke für die ganzen Spiele, neue Vorhänge, ein Teppich... Wir wissen noch nicht genau, wo wir die Schränke aufstellen wollen, aber die sahen so schön aus. Na ja und Vorhänge haben wir auch noch nicht direkt, es gab nämlich keine wirklich Schönen und deshalb habe ich vorgeschlagen, wir suchen einfach einen Stoff aus und ich nähe die Vorhänge selbst. Hoffentlich klappt das dann auch und ich komme mit der finnischen Nähmaschine zurecht, denn ich bin die einzige von uns drei, die nähen kann. Mal gucken bis wann die Vorhänge fertig sind... Dann hat sich meine Kollegin auch noch einiges für sich selbst eingekauft. Mir hat ein Wellholz gereicht, damit das Kuchenbacken nächstes mal ein bisschen einfacher wird...

Clara und ein Freund von ihr, der letztes Jahr sein EFD hier in Finnland gemacht hat, kommen mich in Porvoo besuchen. Natürlich drehen wir erst einmal eine Runde durch die Altstadt, was denn sonst? Da die beiden aber schon recht hungrig sind und es auch schon dunkel wird, beschließen wir, erst einmal etwas essen zu gehen... Als wir dann im Restaurant sitzen und auf unser Essen warten sind wir alle drei echt verwundert, als wir auf die Uhr schauen und es erst viertel vor fünf ist. Es ist jetzt schon dunkel... Viel komischer ist es, dass wir jetzt schon beim Abendessen sitzen, aber um uns rum sind auch alle anderen Tische voll. Vielleicht haben wir uns einfach schon so sehr an Finnland gewöhnt... Nach dem Abendessen regnet es und so beschließen wir, doch lieber gleich in ein Café zu gehen, anstatt noch mehr von Porvoo anzuschauen. So geht es also direkt vom Abendessen zum Kaffeetrinken, auch nicht schlecht... Jedenfalls ist es ein super lustiger und gemütlicher Abend mit den beiden zusammen. Als ich dann total vollgegessen nach Hause komme, hat Silvia gerade Pizza gebacken und meint für mich ist auch eine dabei. Also setzte ich mich zu ihr in die Küche und esse auch noch die leckere, aber viel zu große Pizza, danach bin ich wirklich voll bis obenhin für den Abend...

Auch bei uns im Jugendcenter gibt es eine Halloweendisco. Den ganzen Nachmittag dekoriere ich mit meiner Kollegin das Jugendcenter. Am Ende bin mehr ich als die Wände voller Spinnennetzstoff... Auch ein Horrorraum wird von uns beiden eingerichtet, komplett abgedunkelt dürfen dann am Abend immer zwei Kinder in diesen Raum. Mit gruseliger Musik, Skeletten, Spinnennetzen und meiner Kollegin und mir, die hinter den Sofas auftauchen und die Kinder erschrecken, wird der Horrorraum ein echter Erfolg. Wir beide haben unseren Spaß und die Kinder sind auch begeistert. Meine andere Kollegin schminkt den ganzen Nachmittag alle Kinder, sie organisiert auch für uns die Kostüme und schminkt uns drei... Die Disco mit DJ, Limbo, verschiedenen Wettbewerben, Kiosk, Horrorraum... wird ein super Abend für uns und die Kinder. Es ist einmal ein ganz anderer Arbeitstag, als Vampir verkleidet durch das Jugendcenter schleichen, alle erschrecken und nebenbei auch noch alles fotografieren, denn ich hab für diesen Abend den Foto in die Hand gedrückt bekommen...