Die Mauer soll bleiben
In Berlin spielt sich derzeitig ein gehöriges Trauerspektakel ab. Ein Investor, der ein Grundstück an der Spree in Berlin gekauft hat und dort einen Ort für Luxuswohnungen schaffen möchte, hat angefangen Teile der Eastside Gallery in Berlin abzureißen, um einen Zugang zu seinem Grundstück zu schaffen.
Blick auf dieses Ereignis einer Berlinerin, die ratlos auf Berlin von Frankreich aus blickt.
In Berlin spielt sich derzeitig ein gehöriges Trauerspektakel ab. Ein Investor, der ein Grundstück an der Spree in Berlin gekauft hat und dort einen Ort für Luxuswohnungen schaffen möchte, hat angefangen Teile der Eastside Gallery in Berlin abzureißen, um einen Zugang zu seinem Grundstück zu schaffen.
Unter lautem Protest und Demonstrationen vieler Berliner fuhr ein Bagger vor und brach einen Teil der Mauer heraus. Es wurde aufgrund einer Petition ein kurzfristiger Baustopp erreicht, der zu Verhandlungen des Investors mit der Berliner Regierung führte.
Doch die Angebote der Regierung scheinen nicht lukrativ genug für den Investor gewesen zu sein, wodurch er an einem kalten Morgen in Berlin heimlich nach den geplatzten Verhandlungen weitere Teile der Mauer abreißen ließ.
Nun drängt sich die Frage auf, warum sich so viele Berliner für den Erhalt der Mauer an der Spree einsetzen, wenn doch noch vor 24 Jahren so viele Menschen für die Zerstörung der Mauer ihr Leben aufs Spiel setzten.
Die Antwort ist ganz einfach: Damals war die Mauer ein Symbol für Unterdrückung, heute ist sie ein Symbol für Freiheit.
Denn der Erhalt einiger Mauerteile in Berlin ist so viel mehr als eine Sehenswürdigkeit. Für Urberliner ist sie eine Erinnerung. Die Erinnerung, dass man mit Zusammenhalt, Mut und dem Wunsch nach Freiheit so viel mehr schaffen kann, als mit Gewalt. Sie erinnert die Menschen an Vergangenes und gibt ihnen den Wunsch niemals zu vergessen, wer sie vor dem Mauerfall waren und was sie in ihrem Leben erlebt haben. Es ist ein Art von täglicher Selbstreflektion. Denn man stellt sich tagtäglich als Berliner die Frage, wer man ist und was man gerne wäre.
Als Berlinerin kann ich sagen, dass es mich sehr traurig stimmt, all diese Unruhen nur von außen verfolgen zu können, da ich mich derzeitig nicht in Berlin aufhalte. Als ich von dem Vorhaben des Investors hörte, verspürte ich erst Unverständnis, dann Wut und zu guter letzt Trauer, dass die Berliner Regierung aufgrund von Armut zu solchen Taten gezwungen ist.
Die Welt sollte dieses Ereignis als Hilfeschrei einer wirklich verschuldeten Stadt sehen und darüber nachdenken, was man tun kann, um unserer tollen Stadt aus der Krise zu helfen. Denn jeder schwärmt von dem Charme Berlins, doch dieser wird dank Gentrifizierung und solchen Aktionen bald nicht mehr bestehen, wenn Berlin nicht von außen Hilfe bekommt.
Dann ist unser Motto nicht mehr "Arm, aber sexy!" sondern "Arm und runtergekommen!"