Die letzten Monate
Lang ist’s schon her seit meinem letzten Beitrag im Februar - in der Zwischenzeit ist viel passiert, aber irgendwie aufgrund des Lockdowns, indem sich Estland seit Anfang März befand, auch gleichzeitig nicht so viel.
Kurz nach meinem letzten Beitrag hatte ich mein Mid term Training. Das war zu dem Zeitpunkt schon online, aber trotzdem konnte ich dadurch nochmal ein paar andere Freiwillige kennenlernen. Mit einigen davon wurden dann auch relativ schnell Pläne geschmiedet, um sich treffen zu können. Allerdings wurden diese von Corona durchkreuzt, da Estland Anfang März aufgrund sehr hoher Infektionsraten in den Lockdown ging. (Wir hatten damals öfters um die 2000 Neuinfektionen an einem Tag - unsere 14-Tage Inzidenz betrug ebenfalls 1500).
Im Zeitraum des Lockdowns lief dementsprechend auch nicht viel - die Schule war komplett zu, der Kindergarten in der Notbetreuung. Teilweise hatten wir in den ersten Tagen auch nur 2-4 Kinder da - über ein paar Wochen kamen dann aber doch immer mehr Kinder, und so konnten wir am 1.April mit den Kindern Ostereier suchen. Diese Idee hatte ich vorgeschlagen, da der Osterhase in Estland nicht die Kinder besucht. Den Kindern hat es viel Spaß gemacht, draußen die Schokoeier suchen zu können. Anschließend haben wir noch Eierlauf mit den Eiern gespielt, bevor sie dann gegessen werden konnten.
Zusammen mit Karina, unserer Jugendarbeiterin an der Schule, habe ich auch eine Fototour rund um Haapsalu für die Schüler entwickelt. Dabei haben wir meistens bestimmte Orte oder Gegenstände(z.B. die Sonnenuhr in Form eines Rätsels, oder die Tschaikowsky-Bank) in Haapsalu beschrieben, und die Schüler mussten davon dann immer ein Bild machen, um die nächste Aufgabe zu bekommen.
Vor einem Monat, also Anfang Mai, kamen dann endlich wieder Lockerungen, und damit ging es auf der Arbeit sofort los. Die Schulen hatten nämlich(zunächst teilweise) wieder aufgemacht, und es standen für die Schule schon ein paar Projekte an, zum Beispiel der Schulgeburtstag, der schon in einer Woche stattfinden sollte. Zum Glück hatte Karina ein Quiz schon vorbereitet, sodass ein Teil schon stand. Vor unserer Schule gibt es einen Park, und den wollten wir gerne einbinden. Durch etwas nachdenken und im Internet stöbern sind wir dann auf noch eine Idee gekommen - ein kleiner Parcour! Für diesen hatten wir dann ganz schnell ziemlich viele Ideen gesammelt und einen Plan entworfen, und schon konnte es in der nächsten Woche losgehen.
Zuerst hatten wir etwas Sorgen, dass das Wetter nicht mitspielen würde - für die ganze Woche war schlechtes Wetter angesagt, und somit hätten wir das Projekt verlegen müssen… Aber es kam das Gegenteil! Am Tag des Projektes war traumhaftes Wetter, den ganzen Tag über schien die Sonne und es waren irgendwann sogar 27Celsius - der wärmste Tag bis jetzt! Und zudem verlief das Projekt wirklich gut. Auf die einzelnen Schulstunden verteilt kamen alle Klassen einzeln, und alle machten wirklich super mit, sowohl bei dem Quiz von Karina als auch bei unserem Parcour. Anschließend gab es immer ein Stück Kuchen und etwas zu trinken für die Schüler, das man in der warmen Frühlingssonne geniessen konnte.
Danach haben wir uns direkt ans nächste Projekt gesetzt: Passend zu den olympischen Spielen, die dieses Jahr in Tokyo stattfinden, hatte karina die Idee, den klassen japan etwas näher zu bringen. Zu Anfang war geplant, dass wir eine 10-minütige Präsentation halten und anschließend dann Origami gebastelt wird und vielleicht noch ein Spiel gespielt wird.
Dieser Plan wurde allerdings relativ schnell umgeworfen, da wir zum einen viel zu viel interessant fanden, um die Präsentation bei 10 Minuten zu belassen. Zum anderen hatten wir die Idee, vielleicht doch etwas zu backen/kochen. Nach ein paar Ideen und Rezepten nachschauen probierte Karina zunächst, Onigiri selbst zu machen. Tatsächliche funktionierte es auch ganz gut - allerdings schmeckten sie (leider) sehr sehr fischig(wahrscheinlich durch das Nori), wodurch wir es dann sehr schnell ersetzten, da die Schüler so etwas wahrscheinlich eher nicht mögen würden. Nach etwas mehr nachdenken und suchen kamen wir auf Mochi. Diese sind tatsächlich ziemlich einfach und schmecken auch relativ gut(auch wenn die Konsistenz des Teiges etwas gewöhnungsbedürftig ist). Und somit stand unser Projekt!
Das Projekt kam auch wirklich super bei den Schülern an. Bei den Präsentationen wurde meistens gut zugehört, und Mochis selber machen haben die Kinder geliebt!
In dieser Woche war ich auf einigen Ausflügen dabei von der Schule. An einem Tag haben wir ein Hausmuseum eines Künstlers besucht, das “Ants Laikmaa Majamuuseum”, und am nächsten Tag sind wir aufs meer gefahren. Beide Ausflüge waren wirklich schön, und glücklicherweise hatten wir wieder super Wetter!
Inzwischen geht für mich so langsam die Zeit auf der Arbeit zu Ende, und irgendwie bin ich wirklich etwas traurig. Einerseits freue ich mich darauf, meine Freunde in Deutschland wiedersehen zu können, aber andererseits werde ich Estland auch vermissen. Die Arbeit im Kindergarten ist mir irgendwie während des Lockdowns besonders ans Herz gewachsen, und ich weiss jetzt schon, dass ich sowohl die Kinder als auch auch meine Kollegen wirklich vermissen werde. Schon die Abschlussfeier der Vorschüler vor 2 Wochen war irgendwie ziemlich emotional, da ich wusste, dass ich einige Kinder danach nicht mehr sehen werde.
Zusätzlich dazu fange ich gerade erst an, richtig mir Estland anzuschauen mit anderen Freiwilligen, und ich habe im Gefühl, dass ich sowohl die Freiwilligen, als auch die “Reisen” wirklich vermissen werde.
Aber jetzt habe ich erstmal noch einen Monat fürs Reisen vor mir - und den werde ich so gut wie möglich ausnutzen! Ein paar reisen sind schon geplant, wie zum Beispiel ein Wochenendtrip nach Hiiumaa.