Die Freude über die Macht der Gewohnheit
Erstaunlich, wie ein Wechsel meines alltäglichen Supermarktes mir aufzeigt, wie sehr ich hier schon meine eigenen Abläufe habe.
Dazu ein Ausschnitt aus meinem bisher beständigen WG-Leben.
Am Montag wollte meine Mitbewohnerin am Abend noch zu Kaufland und ein paar Dinge kaufen. Ich brauchte auch noch ein wenig was zu Essen und bei dem Kaufland hier war ich bis dahin noch nicht gewesen. Also bin ich mit ihr mit. An das Angebot von Biedronka, nur 3 min Fussweg, und Tesco, nur 15min Fussweg, habe ich mich inzwischen gewoehnt. Ich haette nie gedacht, wie sehr mich ein einfacher Supermarkt-Einkauf so sehr aus dem Konzept bringen kann. Da waren nun also wieder zich verschiedene Milchsorten mit Preisschildern, die ich nicht zuordnen kann und ueberhaupt, weiss ich nicht genau, was in Złoty eigentlich teuer ist und was nicht. Klar, einfach durch vier teilen, aber manche Lebensmittel werden dann so guenstig, da wuerde sich der 5 Cent Unterschied nicht lohnen. Dagegen sind die bekannten deutschen Marken, gerade bei Kaufland und Rossmann, im Grunde genauso teuer wie in Deutschland. Riskiere ich nun also ein guenstiges Produkt, das eventuell gar nicht schmeckt oder bleibe ich in meiner Komfortzone und nehme das Bekannte?
Immerhin kann ich sagen, dass sich in meiner Wohnung langsam der Alltag einpendelt. So ein Glueck, dass ich ueberhaupt so schnell zu einem Zimmer kam, so ein Glueck hatte ich naemlich auch mit meinen beiden Mitbewohnerinnen. Über Umwegen hat mir das Vorbereitungsseminar in Bautzen zu meiner Wohnung verholfen. Die Wohnungssuche scheint dann wohl auch exemplarisch fuer die polnische Mentalität zu stehen, von der ich den Eindruck habe, dass sie entspannter ist als die deutsche. Es waren nur noch 5 Tage bis zu meiner Ankunft in Breslau/Wrocław und ich hatte noch keine Wohnung. Ich hätte zwar auf dem Sofa einer Mitarbeiterin schlafen können, allerdings wollte ich nach fünf Tagen, in denen ich aus dem vollgestopften Koffer gelebt habe, endlich ankommen. Zufälligerweise kommt eine der polnischen Teilnehmerinnen aus Wrocław. Und da ihr Zimmer nun frei war, hatte sie mir angeboten dort einzuziehen. Wie ich in den folgenden Tagen hier erfahren habe, ist es aeusserst selten so schnell ein Zimmer zu bekommen. Es scheint unglaublich schwierig zu sein eine Unterkunft zu einem angemessenen Preis in Wrocław zu finden.
Die Schwester der polnischen Teilnehmerin und meine andere Mitbewohnerin, ihre beste Freundin, haben mich von Anfang an eingeladen mit ihnen zu reden, die Tueren sind meistens offen und als ich einmal laenger im Buero geblieben bin, waren sie ganz erleichtert, dass ich endlich da bin. Sie wollten mich gerade anrufen, ob etwas passiert sei. Sie haben mich sogar mitgenommen zu ihren Freunden in eine Bar, zum Volleyball oder wenn sie Besuch haben, darf ich immer gerne dabei sein und der Sprache lauschen. Letzten Freitag war Stromausfall im Viertel (ich weiß, dass mag jetzt die Vorurteile bestätigen nach 2 Wochen den ersten Stromausfall zu haben, aber die Polen haben mir versichert, dass es wirklich sehr selten vorkommt). Dank dieses Ausfalles und der Verabschiedungsfeier meiner Mitbewohnerin bin ich in den Genuss zahlreicher polnischer Lieder gekommen, die von Gitarre begleitet wurden. Alle schienen den Text zu kennen. Ich frage mich, ob wir auch noch so viele deutsche Lieder kennen.
Allerdings fand ich es anfangs auch ein wenig anstrengend, dass wir doch relativ eng zusammen wohnen, weil ich es von zu Hause gewoehnt bin, abends die Tuer zu zumachen und dann meine Ruhe zu haben. Aber wie hat meine Mitbewohnerin gesagt, gerade am Anfang sei es wichtig, raus zu kommen und sich nicht einzuigeln. Das hatte ich nicht vor, sicher nicht. Dennoch bin ich dankbar, dass sie mich ueberreden doch noch abends mit ihnen Pizza essen zu gehen oder einen Tee zu trinken und dass sie die Gespreache in der Kueche so interessant gestalten, dass ich dann doch laenger dort bleibe als geplant. Ich glaube, ich habe noch nie so viel Tee getrunken wie hier.
In meiner Wohnung hat sich nun also eine gewisse von Komfortzone gebildet von der aus ich alles andere in Breslau erkundige. Schon komisch, dass ich extra weggefahren bin um Neues zu erleben und mich so sehr darueber freue, wenn ich etwas Bekannte tun kann. Doch auch in meiner WG bleibt es nicht beim neuen Alten, denn zum 1.Oktober zieht die Schwester der Teilnehmerin aus und ein Paar zieht in ihr Zimmer ein. Laut den EVS’lern kann ein Paar in einer WG schnell nervig werden. Ich bin gespannt.
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