Die Flügel der Violine
"Die Gedanken sind leicht und unser Wesen frei. Genau in diesem Moment." Melchior beschreibt einen verzauberten Augenblick bei Nacht. Und einen einsamen Engel mit seiner Violine.
Eine Stunde unseres Lebens.
Wir wissen nicht wer sie ist.
Sie streift uns und tastet sich an die nächste heran.
Die Gedanken sind leicht und unser Wesen frei.
Genau in diesem Moment.
Die Straßen liegen im Mitternachtstrüb.
Mattes Laternenlicht fällt fahl auf den Grund.
Und ein blonder Engel schleicht auf den offenen Platz.
Er zieht einen hölzernen Stuhl mit seiner linken Hand.
Im Mittelpunkt des Runds bleibt er stehen
und schaut in den Nachthimmel hinein.
Nun gesellt sich die Welt.
Aus dem geöffneten Fenster eines Café’s
erklingt die weiche Melodie einer Violine.
Und der zierliche Hauch von "Somewhere over the rainbow"
füllt sich im Winde.
Alles wird still. Ganz still.
Selbst das Surren der Laternen verstummt.
Unser junger Mann senkt den Kopf,
sinkt in seinen Stuhl mit hängenden Schultern.
Mit den Saiten der Violine erhellt sich die Nacht.
Niemand ist zu sehen.
Nur dieses leicht verschwommene Wesen.
Und ein zarter Hauch zeichnet weiche Linien in die Wolken.
Pinselstriche die wir still und gebannt befolgen.
Wir können schwimmen.
Wir können in uns springen.
Wir können uns selbst verstehen,
wenn sich unsere Träume zeichnen wollen.
Der Blonde beginnt mit seinen Armen zu schlagen
als wären es Flügel.
Die Violinenfarben haben sich um ihn versammelt.
Sie hüpfen angenehm umher.
Sein Kleid scheint blau.
Seine Finger bewegen sich,
als würde er die Klänge dirigieren.
Bis zum letzten Ton.
Die Violine hält ihn zart,
bis er wie ein langer Atemzug verblasst.
Und mit ihm unser Engel.
Und wir. Wir sind noch da.
Nehmen wir es an ohne uns zu wundern,
welch geheime Stunde gefühlvoll um uns kreist.
Träume.
Und doch.
Des Engels Stuhl steht still im Raume.
(Dank an Jurate und Andreas für ihre Inspiration)
comentarios