Die erste Woche
Juudith hat neue Freunde gefunden, mit denen sie die Abende verbringen kann. Sie war sogar schon auf einer Disco-Party! Mit der Sprache hapert es noch, aber ein Mittagessen kann sie sich schon bestellen.
So, jetzt bin ich also wirklich schon eine Woche hier! Und es hat sich einiges getan. Ich hab schon ein bisschen in der Schule mitgeholfen und erste Kontakte geknüpft. Ich komm grad von der "Disco-Party" in der Schule. Jaaaa, richtig gehört, iiich auf einer Disco-Party! :-D War aber ganz witzig!
"Now you have four friends in Lizums!"
Am Montag hat mich Anita ja ein paar Mädchen von der Schule vorgestellt, die auch gemeint haben, dass sie mich am Nachmittag mitnehmen und mir den Ort zeigen. Mittlerweile haben sie mich jeden Abend abgeholt und wir sind eine Runde spazieren gegangen. Sind total nett und auch sehr interessiert. Außerdem sprechen sie alle ziemlich gut Englisch! Das ist mir hier schon sehr stark aufgefallen. Die jungen Leute können meistens ziemlich gut Englisch, die älteren, also auch alle Lehrer, sehr, sehr wenig oder auch gar nicht. Lettland ist ja glaub ich erst seit 1990 unabhängig und vorher mussten alle als erste Fremdsprache Russisch lernen... Man spürt hier noch sehr stark den Einfluss der russischen Geschichte. Es ist total spannend das hier hautnah zu erleben. Die Letten sind im allgemeinen übrigens sehr patriotisch, was mir so aufgefallen ist. Und es gibt auch sehr viel lettische Popmusik oder zumindest wird sehr vieles ins Lettische übersetzt. In jedem zweiten Lied heißt es dann "latvijaaaaa" ...das würd’s in Österreich nicht geben.
Die Arbeit
Naja, so richtig gearbeitet hab ich noch nicht. Ich hab aber schon ein bisschen mitgeholfen. Zum Beispiel hab ich beim „boy's choir“ (bin hier schon ganz „verenglischt“, aus dem Mischmasch aus Englisch, Lettisch und Deutsch) am Klavier die Melodie mitgespielt. Gestern hab ich sogar mit einer Stimme extra geprobt. Das war ja lustig! Anita hat mich mit der Hälfte des Chores in einen anderen Raum geschickt und dort haben wir dann die zweite Stimme einstudiert. Die kleinen Burschen (circa sechs bis zwölf Jahre) haben natürlich kein oder nur ganz, ganz wenig Englisch verstanden, also haben wir das halt mich Zeichensprache gelöst! Aber es hat funktioniert! :) Mit der Geige hab ich schon in mehreren Klassen vorgespielt und sie auch probieren lassen. Das ist hier wirklich was komplett neues, in Lizums kann man nur Klavier lernen. Ein größeres Projekt war dann das Noten sortieren vom. Puh... das war ganz schön viel Kopier- und Sortierarbeit. Aber jetzt sollte wirklich jeder alle Noten haben, wenn ich mich nicht vertan hab. Bin gestern etwa drei Stunden dran gesessen und hab’s heute noch fertig gemacht. Die arbeit im „kulturas nams“, also im "culture house" geht aber erst im Oktober los. Dort gibt’s dann noch einen Chor und vielleicht helfe ich auch im Theater mit. Ajaa, einmal war ich auch in Rhythmik mit! Das war ja lustig. Das ist für die kleineren Kinder, also die fünf bis sieben Jährigen. Ich hab gestern nur zugehört und ein bisschen mitgemacht, aber in Zukunft soll auch ich das mal leiten und vor allem österreichische Kinderlieder herzeigen! Na, bin ja gespannt, ob ich das auf Lettisch übersetzen kann... :)
Die Sprache
Jaa... abrit, labdien, labvakar... hm. Na gut, ein paar mehr Wörter kann ich auch schon. Hab sogar schon mal ganz stolz mein Mittagessen vorbestellt. „Es gribtu est pusdiena šodien, pulkstenis viens.“ Also: „Ich möchte heute Mittagessen, um ein Uhr. Sie haben mich sogar verstanden!!! :) Das war ein schönes Erfolgserlebnis! Ich geh nämlich jetzt jeden Tag im Kafejnica essen und dort sprechen sie wirklich kein Wort Englisch, aber es funktioniert! Bei Gesprächen auf Lettisch versteh ich sogar auch immer wieder mal einen Brocken. Ich rate zwar immer nur was es heißen könnte, aber zumindest kann ich’s erahnen. Komisch ist es nur immer, wenn ich zwischendurch Wörter wie „austrija“ oder „vijole“ oder so was höre, dann weiß ich nämlich, dass über mich geredet wird, aber was, ja das kann ich eben nur raten...
Und sonst noch so...
War heute in Gulbene in der Musikschule. Wahrscheinlich kann ich dort Unterricht bei einer Geigenlehrerin nehmen, ich hab ihr heute vorgespielt und sie hat gesagt ihr gefällt wie ich spiele! Außerdem gibt’s dort ein Orchester zu dem ich wahrscheinlich ab Oktober jeden Samstag hinfahren werde!! Nur mit dem Kontrabass ist es immer noch sehr, sehr schwierig. Ich hab hier immer noch keinen. Angeblich kommt der im Oktober, sie müssen extra einen aus Riga ausborgen, anscheinend gibt es in ganz Lettland keine Kontrabässe!!! Geschweige denn Lehrer für Kontrabassunterricht. Muss ich nämlich wohl entweder nach Cesis oder sogar nach Riga fahren. Ich hoff das wird klappen, ich brauch unbedingt Unterricht, wenn ich nächstes Jahr die Aufnahmeprüfung machen will! Außerdem wäre es auch eine gute Gelegenheit, um mal in größere Städte zu kommen!
Ich lern hier schon langsam Zeit zu haben, ich glaub das tut mir gut. Eigentlich bin ich ja mit der Einstellung hergekommen, ein ereignisreiches und spannendes Jahr zu erleben, und ganz sicher wird es das auch. Aber ich lern hier auch mit meiner freien Zeit umzugehen und das zu genießen!
Am Montag geht’s dann zum On-Arrival-Training. Freu mich schon sehr andere Freiwillige kennen zu lernen!!!
Ganz liebe Grüsse, aus dem doch schon ziemlich kalten Lettland!!! :)