Die erste ghanaische Nacht
Die erste Nacht in Ghana hat kruenkernchen überstanden. Doch schon der Weg vom Flughafen zu ihrer Unterkunft war aufregend. Keine Zeit zum Nachdenken.
18. August 2007
Der Wecker meines Handys tutet laut. Gemeinsam mit der blechernen Musik, die im Hof aus einem Radio dröhnt. Meine erste Nacht auf dem afrikanischen Kontinent ist damit zu Ende. Aber zuerst über den gestrigen Ankunftstag in Accra. Nachdem das Flugzeug gelandet ist, steigen wir über eine Rolltreppe in die warme Luft raus und in den Sonnenschein der Mittagszeit hinein. Mit dem Flughafenbus rollen wir dann ganz gemächlich zur Empfangshalle vor.
Über dem Eingang hängt ein großes Poster auf dem ein Ghanaer mit einem riesigen Horn dargestellt ist. Daneben in großen Lettern: Akwaaba. Willkommen. An den Wänden sind traditionelle Jagdszenen dargestellt. An den decken hängen Bänder in den Nationalfarben Ghanas: gelb, rot und grün. Am Immigration Office trennen sich die Passagiere dann in drei verschiedene Schlangen auf: Ghanaer, Ecowas-Staatler und other nationals. Das sind wir. Als wir in der Eeihe drankommen, meint der Grenzbeamte, uns würde ein Formular fehlen, also werden wir noch von zwei grünen Beamten an die Seite gelotst, um das selbige dort zu füllen. Als wir kurz bei der Adressenangabe innerhalb Ghanas zögern, murmeln die beiden was davon, dem beamten einfach nur 20 Dollar in den Pass zu stecken, dann würde das schon gehen. Wow, unsere ersten 10 Minuten in Ghana und schon bietet man uns Bestechung der Staatsgewalt an! Wir überhörnen das einfach mal ganz blond und stellen uns wieder an. Und siehe da, mit der Adresse unserer Organisation, ICYE, klappt es auch. Der Mann herrscht uns nur mit ernstem blick an, das Visum innerhalb der nächsten 60 Tage zu verlängern und dann sind wir durch!
Die Spannung steigt natürlich weiter, als wir zum nächsten Risikopunkt gelangen: der Gepäckausgabe. Man hört ja so einiges. Aber nacheinander und innerhalb der nächsten fünf Minuten rollen unsere Rucksäcke ganz brav an. Ich freu mich über meinen kleinen gelben Deuter wie nüscht und kille zur Feier des guten Anfangs erstmal nen Müsliriegel! Am zoll vorbei, für den wir nicht interessant genug zu sein scheinen, machen wir uns weiter zum Ausgang vor. Kurz vor dem Ausgang des Kotokoy International begrüßt uns dann noch ein bunt leuchtender Ghana-Souvenierstand mit Fähnchen und allem Kram in Gelb-Rot-Grün. Unter dem Dach des Flughafens stapeln sich dann auch schon reichlich zu viele Taxifahrer, die uns alle irgendwohin bringen wollen und sich um uns tummeln, wie die Bienen um den Honig. Durch das Gewühl hindurch finden wir noch Barbara, eine Krankenschwester aus der Schweiz und ebenfalls im ICYE-Programm.
Wir tauschen uns erstmal über einige Details des Lebens, wie Übergepäckbestimmungen aus, da kommt auch schon Kojo, um uns abzuholen. Wir nehmen also zu viert auf der Taxirückbank platz und staunen Bauklötzer: wunderschöne schwarze Menschen, die anmutig große Mengen Feuerholz tragen. Strassen aus rotem Sand. Kleine Holzhütten, bei denen man Telefonkarten, exotische Früchte und Holzmöbel kaufen kann. wir fahren an riesigen Stacheldrahtzäunen vorbei und kommen beim Salvation Army Hostel an. Wir steigen aus und riechen den Geruch, von verkohltem Brennholz und hören die lauten Autohumpen. Es wird viel gestikuliert und dann bekommen wir das Zimmer Nummer eins.
Wir werfen nur schnell unsere Sachen ab und wagen noch keinen blick auf das verstopfte Klo. Stattdessen wagen wir uns die 11th Road zum Geldumtausch und Getränkekauf vor. Unserem Glück nach finden wir auch noch ein Internetcafe, um unsere gute Ankunft zu verkünden und danach verabschieden wir uns erstmal von Kojo, der uns später wieder abholen wird. Er erklärt uns, dass wir erstmal relaxen sollen und dann am nächsten Tag zum Camp fahren. Gesagt, getan, legen wir uns schlafen und pennen vor lauter neuen Sachen im kopf, bis Kojo um halb sieben vorbeikommt.
Es ist inzwischen schon fast dunkel und er führt uns eine große, beleuchtete Straße entlang. Inzwischen ist auch Hannah aus Bayern angekommen und stößt zu uns. Wir wählen, immer noch platt, in einem Fastfoodschuppen zwischen Fisch und Hähnchen und machen uns wieder im Sound von lautem Hip Hop ab auf die pulsierende Straße. Beim Hostel angekommen halte ich es keine Stunde mehr wach aus, obwohl Kojo interessante Sachen über die Klau- und Kriminalitätsrate erzählt. Stattdessen wollen wir lieber ganz schnell ins bett und müssen leider, aufgrund fehlender Haltevorrichtungen, diese erste Nacht ohne Moskitonetz vorlieb nehmen. Egal. wir sind sowieso erstmal mit anderem beschäftigt... was für ein start!