Deutschland und schon wieder Litauen…
Claudula reist für einige Tage zu ihrer Familie nach Deutschland. Bald danach geht es zurück nach Litauen, aber diesmal fährt sie nicht allein zurück, sondern bringt Besuch aus Griechenland mit sich.
Am Freitag vor Weihnachten kam ich nach 18 Stunden Busfahrt endlich in Magdeburg an. Dort wurde ich vom lieben Martin abgeholt, denn meine ganze Familie glaubte, ich würde erst am Sonntag kommen. Die Überraschung, als ich vor der Tür stand, war dementsprechend groß. Das Wiedersehen war wunderschön. Ich musste alles berichten, was ich in Litauen erlebt habe. Eines der ersten Dinge, die ich tat, war mit meinem Hund durch das kleine Rehungen zu spazieren. Ich musste doch sehen, ob noch alles beim Alten war… und was soll ich sagen, es hat sich nichts geändert. Aber es war herrlich das weihnachtlich geschmückte Dorf zu erkunden^^.
Die Tage um Weihnachten herum waren sehr stressig. Einen Tag nach mir kam Nicole aus Griechenland wieder. Das Wiedersehen nach einem halben Jahr war unglaublich. Wir hatten uns so mehr zu erzählen und die nächsten Tage waren wir ausschließlich damit beschäftigt, Freunde zu besuchen und zu empfangen. Es sind alle noch genauso wie vor unserer Abreise. Beim Tanz unterm Weihnachtsbaum trafen wir viele bekannte Gesichter und Freunde, das war ein Spaß!
So sehr wie dieses Mal habe ich mich noch nie auf Weihnachten gefreut. Ich habe die Atmosphäre noch intensiver genossen. Ich war echt begeistert, dass doch so viel Interesse an meinem Auslandsaufenthalt bei meinen Freunden, Verwandten und Bekannten bestand. Ich kam gar nicht aus dem Erzählen über mein Freiwilligenleben in Litauen heraus… Manchmal hätte ich mir gewünscht, eine CD bei mir zu haben, die man einfach abspielen kann^^… aber es war einfach zu schön alle wieder zu sehen, dass ich gar nicht genervt sein konnte…
Der Abschied am 29. Dezember fiel wesentlich einfacher, als im Oktober… Ich freute mich schon wieder nach Litauen zu kommen und Silvester zusammen mit der besten Freundin und meinen Freunden in Vilnius zu verbringen… Meine Eltern fuhren uns nach Magdeburg, wo wir in den Bus einstiegen, der uns nach Kaunas brachte. Die Busfahrt war wirklich ein Erlebnis! Jagna, meine Mitarbeiterin aus München, stieg in Berlin zu uns. Während der Fahrt lernten wir auch Paul kennen, der letztes Jahr Freiwilliger in Kaunas war und in meinem Zimmer lebte. Er war mit seiner Freundin auf Wiedersehenstour durch Litauen. Außerdem saßen zwei Freiwillige aus Panevezys, Nordlitauen, und zwei aus Polen im Bus. Als wir in Kaunas ausstiegen, begrüßte uns schon Bart mit einigen seiner Freunde aus Österreich am Busbahnhof. Es war wie eine große Familie… so schön kann das Zurückkehren sein^^.
An Silvester fuhren wir alle zusammen mit dem Bus nach Vilnius. Wir waren eine große Gruppe, ca. 15 Leute, und das Lustige dabei war, dass wir ausschließlich Deutschsprachige waren. Wir machten uns zu Fuß auf den Weg zur Kathedrale. Vilnius ist echt schön bei Nacht, v.a. wenn alles noch so weihnachtlich geschmückt ist! Es waren soooo viele Menschen unterwegs, kaum zu glauben! Wir hatten echt damit zu tun, zusammen zu bleiben. Bis kurz vor Mitternacht gelang dies auch, aber dann war es unmöglich. Dazu kam, dass einige von uns sehr angeheitert waren. Nicole und ich haben uns kurz vor 12 abgeseilt und uns durch die Menge gedrängt, um etwas näher am Schauplatz zu sein. Es war eine gute Entscheidung.
Dann rückte die Zeit immer näher. Es war nur etwas schade, dass es keinen Countdown gab… den machten Nicole und ich uns selbst… 10…9…8…7…6…5…4…3…2…1… Frohes neues Jahr! Viel Zeit blieb nicht für Glückwünsche für das kommende Jahr, da die Lasershow und das integrierte Feuerwerk begannen. Die Show sollte die Geschichte Litauens widerspiegeln. Die Kathedrale entflammte in allen möglichen Farben, blau, gelb, rot, grün… es war so toll und zwischendurch ist immer ein Feuerwerk eingeschoben wurden und dazu diese beeindruckende Musik… ich kann es gar nicht beschreiben.
Nicole und ich waren einfach sprachlos… es war so schön! Und das Finale war einfach an nichts zu toppen! Ich bin einfach immer noch platt und fasziniert von so einem schönen Erlebnis. Das Feuerwerk ging knapp eine halbe Stunde. Danach jubelten und klatschten alle Leute. Danach verließen aber auch schon wieder fast alle den Platz. Es war auch seltsam, dass sich die Leute nicht gegenseitig ein gutes neues Jahr wünschten… da sieht man mal wieder, dass die Litauer doch sehr verschlossen sind… aber das hat uns nicht gestört^^. Nicole und ich sind mit Wunderkerzen durch die Menschenmenge spaziert und uns die ganze Zeit über das neue Jahr gefreut. Das war ein Spaß ;-).
Dann hat es über eine Stunde gedauert, bis wir die anderen von unserer Gruppe wieder gefunden haben. Wir gingen also in einen Club „Cosy“. Dort spielte der DJ v.a. 90er-Jahre-Pop. Das war vielleicht lustig, wie wir dazu getanzt haben… Gegen halb vier machten wir uns auf den Weg zum Bahnhof. Der erste Bus, den wir nehmen wollten, kam aber nicht und der zweite war so voll, dass wir nicht mehr hineinkamen, also fuhren wir mit dem dritten^^. Gegen halb neun waren wir dann in der Wohnung und um neun schlummerten wir selig ein. ;-).
Am Nachmittag ging es zum Neujahrsspaziergang in die Altstadt von Kaunas. Es hatte geschneit. Nicole war ganz euphorisch. Wir gingen auf die Weiße Kirche, von wo aus man einen tollen Blick auf die Stadt hatte. Wir spazierten dann noch umher und genossen das wunderschöne Wetter.
Am Freitag fuhren wir nach Šiauliai. Nach einer dreistündigen Busfahrt, die wir vorwiegend zum Schlafen nutzten, kamen wir an unserem Ziel an. Dort nahmen wir den nächsten Bus zum „Hügel der Kreuze“. Von der Bushaltestelle mussten wir dann noch über einen Kilometer zu den Kreuzen laufen. Als wir den Hügel von weitem sahen, waren wir ein wenig enttäuscht, da er sehr klein aussah. Doch je näher wir kamen, umso beeindruckender wurde es. So viele Kreuze auf einem Fleck. Kaum zu glauben! Das kann man von Weitem gar nicht einschätzen. Die Atmosphäre dort ist sehr imposant. Wir gingen durch das Kreuzmeer und konnten viele verschiedene aus allen Teilen der Welt entdecken. Auch wir wollten etwas hinterlassen. Auf dem Weg zum Hügel hatten wir zwei Stöcke gesammelt, sie wurden mit einer Plastiktüte verbunden, ein Zettel mit unseren Namen daran befestigt und fertig war dieses einzigartige, nicht schöne, aber sicher seltene Kreuz^^.
Am Samstag fuhren wir nach Vilnius. Nicole wollte gerne mit dem litauischen Zug fahren, also sind wir zum Bahnhof, doch auf Grund des starken Schneefalls, kam er nicht… Also ging es wieder zurück zum Busbahnhof und von dort aus nach Vilnius. Dort angekommen, haben wir erst einmal das ganze Gepäck im Schließfach eingeschlossen und uns nach allen Zeiten erkundigt, wie man zum Flughafen kommt. Dabei mussten wir feststellen, dass der letzte Zug gegen 23 Uhr fährt und das bedeutete, die Nacht auf dem Flughafen zu verbringen.
Ich habe für die Vilnius-unkundige Nicole eine Rundführung durch Vilnius gemacht^^. Das Schneetreiben war groß. Wir hatten keine gute Sicht vom Gedimino Turm aus, aber naja, immerhin lag Schnee und es regnete nicht^^. Nicole war begeistert von Vilnius, es ist echt eine schöne Stadt. Gegen 23 Uhr kamen wir auf dem Flughafen an. Dort schlugen wir unser Lager auf. Wir redeten noch lange und legten uns dann mit unseren Schlafsäcken auf den Stühlen nieder und nächtigen noch drei Stunden.
Um halb sechs weckte uns der Wecker und wir packten alles zusammen und Nicole checkte ein. Wir erzählten noch ein wenig, bevor sie dann endgültig gehen musste. Die Verabschiedung war traurig. Wir mussten beide ein wenig weinen. Es war eine so schöne Zeit mit ihr in Litauen. Ich werde sie vermissen…Von ihr wird man bei Youthreporter bestimmt auch einiges von diesen Tagen lesen können^^...
Nachdem wir uns das letzte Mal zugewinkt hatten, machte ich mich mit dem Zug wieder Richtung Kaunas. Auf meinem Weg nach Hause ist mir der tiefe Winter erst einmal richtig aufgefallen. So viel Schnee und keine geräumten Straßen, die Autos müssen sehr vorsichtig sein. Auch die Fußgänger sind auf eigene Gefahr unterwegs, die Gehwege sind total mit Schnee bedeckt, es gibt nur kleine Trampelwege. Auf den Straßen sieht man fast keine Menschen und wenn, dann haben sie, wie man sich das in Russland vorstellt, Pelzmäntel an und Tücher oder dicke Mützen auf dem Kopf. Das hat alles so seinen ganz eigenen Charme. Genau da fühlte ich mich mal nicht wie in Deutschland, sondern wirklich im Ausland.
Ich hoffe, dass ihr in Deutschland den Schnee auch so genießt, wie ich und wünsche euch noch eine schöne Winterzeit ;-)!
Liebste Grüße aus dem verschneiten Kaunas
Eure Claudia ;-)