Des Spielers Leiden schafft
Ein kurzer Beitrag über die Situation des Glücksspiels in Spanien und welche Folgen die pathologische Spielsucht mit sich bringen kann.
Nervös wirft der Mann mittleren Alters ein paar Münzen in den Schlitz und wartet auf den großen Gewinn. Nichts. Er versucht es wieder und wieder. Auch dieses Mal ohne Erfolg. Ich beobachte ihn während ich bei einer Tasse café con leche ein paar Zeilen niederschreibe und mich frage, wie lange er wohl schon an dem Automaten sitzt.
In Spanien gibt es im Vergleich zu Österreich in sehr vielen Kaffeehäusern Spielautomaten. Erschreckend viele. In der Steiermark beispielsweise sind mit Ende des Jahres 2015 alle Lizenzen und Konzessionen ausgelaufen, weswegen ein neues Gesetz verabschiedet wurde. Darin wurden Automatenspiele aus Cafés, Tankstellen und Bars verboten, wodurch den Wirt*innen aber eine wichtige Einnahmequelle verloren gegangen ist (vgl. Dunke, 2016).
Meines Erachtens nach war das aber eine notwendige und unumgängliche politische Maßnahme, denn Spielen kann einen Krankheitswert mit fatalen Folgen erreichen. Laut der aktuellen internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-10) besteht die Störung des pathologischen Spielens „in häufigem und wiederholtem episodenhaften Glücksspiel, das die Lebensführung des betroffenen Patienten beherrscht und zum Verfall der sozialen, beruflichen, materiellen und familiären Werte und Verpflichtungen führt“ (ICD-10, 2015, F63.2). Betroffene Spieler*innen sind mehrheitlich mit Obdach- und Wohnungslosigkeit, finanziellen Schwierigkeiten, physischen und psychischen Schwierigkeiten konfrontiert. So belegen Forschungsbefunde beispielsweise, dass pathologisches Spielverhalten häufig in Verbindung mit anderen psychischen Störungen auftritt (vgl. Meyer & Bachmann, 2011, S. 102). Zudem kann Spielsucht psychosomatische Erkrankungen wie Kopfschmerzen, intestinale Entzündungen oder Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems mitbedingen. Diese Erkrankungen können durch den häufigen Substanzmittelmissbrauch von Koffein und Nikotin der Spieler*innen noch zusätzlich verstärkt werden (vgl. Petry 2003, S. 20).
Jugendliche sind eher von der Computerspielsucht betroffen, da ihnen das Jugendschutzgesetz beispielsweise den Zutritt zu Casinos und dem Automatenspiel verwehrt. Auch solche Spiele können mitunter ein hohes Suchtpotential aufweisen. Die Computerspielsucht ist jedoch oftmals ein Zeichen von Problemen im schulischen Bereich oder im Freundeskreis. Hierbei fungiert das Computerspiel dann als einzige „Bezugsperson“, weswegen Verbote alleine hier nicht zielführend erscheinen (vgl. stangl-taller).
In Spanien zählt das Glücksspiel - sei es nun in Form von Lotterien, die man an fast jeder Straßenecke zu finden mag, in Form von Casinos (so gibt es in Spanien 40 Casinos) oder eben in Form von Spielautomaten in Kaffeehäusern etc. - zu einem beliebten Zeitvertreib (vgl. Hr-Rose). Bei einigen Betroffenen erreicht dieser Zeitvertreib ein fatales Ausmaß: So gibt es in Spanien offiziell eine halbe Million pathologische Glücksspieler*innen.
Als Gegenmaßnahme dazu wurden - ebenso wie beispielsweise in England - strenge technische Einschränkungen und Durchführungsbestimmungen erlassen, um das Automatenspiel einzudämmen (vgl. nuevatribuna; spieler-info). Um dieses Problem zu bekämpfen bedarf es zukünftig aber weiterer (gesellschafts)politischer Maßnahmen, denn Verbote alleine sind m.E. auch hier unzureichend, da dadurch das Glücksspiel lediglich auf den illegalen Raum ausgelagert wird, wodurch es noch schwerer kontrollierbar wird und die Betroffenen schwieriger erreicht werden können.
Quellen- und Literaturverzeichnis
www.arbeitsblaetter.stangl-taller.at
Spielsucht bei Jugendlichen. Verfügbar unter <http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/JUGENDALTER/Jugend-Spielsucht-Internetsucht.sh>.16.05.2017
Arce, Beatriz: UN PULSO A LA LUDOPATÍA. Verfügbar unter <http://www.nuevatribuna.es/articulo/sociedad/pulso-ludopatia/20150304115526113248.html>.15.05.2017
Bachmann, Meinolf/Meyer, Gerhard (2011): Spielsucht. Ursachen, Therapie und Prävention von glücksspielbezogenem Verhalten (3. Auflage). Heidelberg: Springer.
Dunke, Fabian (2016): Spielautomaten Gesetz in der Steiermark. Verfügbar unter <https://www.online-casino.at/news/spielautomaten-gesetz-in-der-steiermark/>.15.05.2017
Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (2015): Pathologisches Spielen. Verfügbar unter <http://www.icd-code.de/icd/code/F63.0.html>.21.12.2015
Petry, Jörg (2003): Glücksspielsucht. Entstehung, Diagnostik und Behandlung. Göttingen: Hogrefe.
www.Hr-Rose.de
Spielleidenschaft der Spanier. Verfügbar unter <http://www.hr-rose.de/spanien/portal/lotterien-gluecksspiel-spanien.php>.15.05.2017
www.spieler-info.at
Automatenspiel. Verfügbar unter <http://www.spieler-info.at/content/automatenspiel>.15.05.2017