Der vierte Monat - weihnachtlich, kalt, festlich
Wie ich die Vorweihnachtszeit und die Feiertage verbracht habe.
Hallo erstmal,
da bin ich wieder! Jetzt bin ich wieder zurück in Namur und ein neues Jahr hat begonnen.
Erstmal möchte ich euch aber erzählen, was ich im Dezember so alles erlebt habe.
Am ersten Dezemberwochenende waren wir Geschenke shoppen und sind danach auf den Weihnachtsmarkt in Lüttich gefahren. Dort haben wir uns mit anderen Freiwilligen vom Seminar getroffen und gemeinsam den Weihnachtsmarkt erkundet. Natürlich wurde auch Glühwein getrunken und wir haben leckere Pfannkuchen probiert. Später sind wir dann auf den Stand einer Virtual Reality Ausstellung gestoßen, wo man mit Hilfe einer VR-Brille gratis verschiedene neuentwickelte Geräte und Spiele ausprobieren konnte.
Es war sehr lustig mitanzusehen, wie die Besucher mit ihren Controllern ins Nichts geschlagen haben, oder Ansgt hatten, von einer 50cm hohen Bank zu springen, weil sie in der Simulation aus einem Flugzeug springen mussten.
Am Abend war es dann so kalt, dass wir uns unbedingt ins Warme setzen mussten, um nicht zu erfrieren. Deshalb haben wir uns eine nette Bar gesucht, wo man günstig heiße Getränke bekommen konnte. Dort lag ein interessantes Spiel aus, welches wir dann als Zeitvertreib genutzt haben. Man musste würfeln und Karten ziehen, um auf dem Spielfeld vorzurücken. Je nachdem, wo man landete, gab es dann bestimmte Herausforderungen zu spielen, oder man sollte sich neue Regeln für die Mitspieler ausdenken. Es war zwar eigentlich als Trinkspiel gedacht, aber auch so sehr unterhaltsam.
In der darauffolgenden Woche haben wir dann dem Weihnachtsmarkt bei uns nochmal einen Besuch abgestattet, um Geschenke zu kaufen und Spezialitäten zu probieren. Der Weihnachtsmarkt in Namur bestand aus vielen Buden auf einem zentralen Platz, wo man überteuertes Nougat, sehr viel Raclette und Wurst kaufen konnte. Im Gegensatz zu unseren Weihnachtsmärkten, ist es in Belgien etwas unweihnachtlicher und es werden wesentlich mehr Churros, oder andere Dinge verkauft, die eigentlich gar nichts mit Weihnachten zu tun haben. Genau wie die Musik, die eher zu einer Sommerparty gepasst hätte.
Trotzdem war der Weihnachtsmarkt sehr schön und wir haben uns dann endlich getraut, Schnecken zu probieren. Es war....
überraschenderweise recht lecker. Die Schnecken haben ein wenig nach Muscheln geschmeckt, nur eben ohne den Geschmack nach Meer und Fisch. Auch wenn es erst einmal schwierig war, die Weinbergschnecken aus ihrer Hülle zu bekommen, haben sie (vorallem dank der reichlich aufgetragenen Knoblauchbutter) gut geschmeckt. Die vorbeigehenden Weihnachtsmarktbesucher haben uns zwar etwas komisch angesehen, aber es war die Erfahrung wert.
Ich glaube aber, dass Schnecken eher häufiger in Frankreich, als in Belgien gegessen werden, denn hier scheinen die meisten Menschen keine Schnecken zu mögen, oder gar zu kaufen. Eine EFDlerin aus Frankreich hat mir aber berichtet, dass sie immer, wenn es geregnet hat, mit ihrer Familie in den Wald gegangen ist, um Schnecken zu sammeln. Später haben wir dann auch etwas Süßeres probiert: Croustillons. Das sind in einem Hefe-oder Bierteig frittierte Teigbällchen, die extrem fettig uns süß sind. Auch sie findet man oft auf Weihnachtsmärkten.
Eines langweiligen Abends im Sprachkurs, als ich keine Lust oder Motivation hatte und schlecht gelaunt war, öffnete sich auf einmal die Tür und herein kam: Der Nikolaus!
Ich wusste zwar, dass der 6. Dezember hier viel größer gefeiert wird, als bei uns, aber damit hatte ich nicht gerechnet. Der Nikolaus fragte uns, ob wir auch brav gewesen wären und teilte uns Süßigkeiten aus. Eigentlich sollten wir auch ein Lied für ihn singen, aber da niemand den Text konnte, mussten wir aufgeben. Zum Abschluss haben wir dann noch ein Foto mit ihm gemacht, was ich hier leider nicht hochladen kann, da das hier immer noch nicht funktioniert.
Auch im Foyer hatten wir Besuch vom Nikolaus. Er kam nach dem Mittagessen in die zweite Etage und hat kleine Tüten mit Süßigkeiten verteilt. (Hinterher blieben welche übrig, die wir dann mitnehmen durften.) Die Bewohner haben sich sehr gefreut und den Nikolaus teilweise sogar wiedererkannt. Das war sehr schön anzusehen. Danach ging der Nikolaus dann hinunter und hat nachmittags noch Süßigkeiten an die Kinder der Angestellten verteilt.
Den Rest der Woche haben wir damit zugebracht, das Haus weihnachtlich zu dekorieren, die Weihnachtsdeko wird nämlich in Belgien erst nach Nikolaus aufgestellt. Das bedeutet alle acht Weihnachtsbäume aufzubauen, sie zu schmücken und die Lichterketten zu installieren. Da wir nicht sehr viel verwendbaren Baumschmuck zur Verfügung hatten, stellte sich diese Aufgabe als etwas schwierig heraus. Außerdem standen wir unter Zeitdruck, da die Dekorationen bis zum Weihnachtsmarkt im Foyer am Wochenende fertig sein mussten. Trotzdem hat es sehr viel Spaß gemacht und das Ergebnis ist auch nicht schlecht.
Dann kam auch schon das besagte Wochenende. Zuerst hatten wir aber ein "kleines" Problem mit der Heizung. Als wir durchgefroren bei Temperaturen um die 0°C vom Weihnachtsmarkt in der Stadt zurückkamen, mussten wir feststellen, dass die Heizung ausgefallen war. Nach einer kühlen Nacht, hat sich dann herausgestellt, dass das im ganzen Haus der Fall war und auch das warme Wasser nicht mehr funktioniert hat. Daher waren wir sehr glücklich, auf den Weihnachtsmarkt im Foyer gehen zu können, wo es angenehm warm war.
Die Familien aller Bewohner waren eingeladen, nachmittags ins Foyer zu kommen und im großen Saal des Foyers wurden warme Getränke (Kaffee, Kakao, Glühwein), Kuchen und Cougnous verkauft. Ein Cougnou ist ein Gebäck aus Hefeteig, was meist Rosinen enthält und einem deutschen Weckmann ähnelt. Allerdings hat es eine andere Form.
Dazu wurden Stände aufgebaut, an denen Karten und andere Dekorationsartikel, die wir in den Monate davor zusammen mit den Bewohnern gebastelt haben, angeboten wurden. Außerdem hat eine sehr kreative Bewohnerin ihre selbstgefärbten Halstücher und ihre wunderschönen selbstbemalten Gläser verkauft. In einem Nebenraum konnten dann die Leckereien und Getränke verzehrt werden. Leider erschienen nicht so viele Familien wie gehofft, aber für die Bewohner war es trotzdem eine willkommene Abwechslung und wir haben ihnen Gesellschaft geleistet.
Als wir dann vom Weihnachtsmarkt zurückkamen, hat die Heizung am späten Abend auch wieder funktioniert.
Außerhalb des Weihnachtsmarktes, gab es aber auch viele andere festliche Aktivitäten im Foyer. Zum Beispiel kamen KIndergartenkinder, die ein Krippenspiel vorgestellt haben und Weihnachtslieder für die Bewohner gesungen haben. Das hat ihnen sehr gefallen und sie auch gerührt.
Zu einem späteren Zeitpunkt, war eine Gruppe von Jugendlichen im Foyer, die vorgetanzt haben und ein Musikratespiel mit den Bewohnern gemacht haben. Die Jugendlichen haben mit den Bewohnern Gruppen gebildet und auf diese Weise gemeinsam Lieder erraten. Das hat den Bewohnern sehr viel Spaß gemacht und sie haben viel gelacht.
In unserer letzten Sprachkursstunde vor Weihnachten hatten wir einen etwas anderen Unterricht. Die Schüler haben die Lehrerrolle eingenommen und für 10 Minuten etwas vorgestellt, was sie können, oder wovon sie Ahnung haben. Zum Beispiel haben wir gelernt, wie man seinen Namen auf arabisch schreibt, wie man ein spanisches Omelette zubereitet, oder wie eine Kamera aufgebaut ist. Das war wirklich eine interessante Abwechslung zum normalen Unterricht. Anschließend hat jeder etwas zu essen aus seinem eigenen Land mitgebracht und wir haben die Kostproben gemeinsam verspeist. Zuletzt sind wir dann über den Weihnachtsmarkt geschlendert, haben einen Glühwein getrunken und uns dabei gut unterhalten.
Dann kam auch schon die letzte Woche vor Weihnachten. Die Weihnachtsfeier im Foyer stand an.
An einem Nachmittag haben wir den Essenssaal schön dekoriert und die vorher schön verpackten 80 Geschenke unter den Weihnachtsbaum gelegt. Als die Bewohner dann kamen, gab es Kaffee, Kakao und Cougnous und der Weihnachtsmann hat uns besucht. Er hat mit jedem Bewohner ein Foto gemacht und allen ein Geschenk gegeben. Im Hintergrund lief stimmungsvolle Weihnachtsmusik.
Das war ein schönes und besinnliches Fest, welches den Bewohnern sehr gefallen hat. Es waren wirklich alle Bewohner da und man konnte sehen, wie sehr sie sich gefreut und den Nachmittag genossen haben. Allerdings hat die Weihnachtsfeier auch dafür gesorgt, dass ich mich mehr nach zu Hause gesehnt habe, es hat aber auch meine Vorfreude auf die Feiertage geschürt.
Am 22.12. war es dann endlich soweit. Ich bin mit einem Koffer voller Geschenke nach Hause gefahren und sogar pünktlich angekommen. Meine Familie und ich haben uns sehr gefreut, uns wiederzusehen und ich habe wunderschöne Feiertage zu Hause verbracht. In dieser Zeit habe ich sehr viel Leckeres gegessen, fast alle meine Freunde wiedergesehen, viel Spaß gehabt und meine Familie besucht.
Ich habe es sehr genossen, Zeit zu Hause mit den Menschen zu verbringen, die mir am wichtigsten sind und freue mich sehr, dass das geklappt hat. Ich habe den Urlaub wirklich gekauft und konnte sehr gut auftanken.
Am 01.01. bin ich dann wieder zurück nach Namur gefahren und das Jahr 2018 hat seinen Lauf genommen.