Das neue Jahr beginnt
Besuch aus Deutschland, jede Menge Schnee und Spaß im Peeteli.
Zwei Tage vor Neujahr wartete ich gespannt auf meine liebe Freundin Lydia am Flughafen Tallinn. Das Wiedersehen war natürlich sehr groß und es gab jede Menge zu erzählen. Da weiß man gar nicht, wo man anfangen soll und am Ende vergisst man dann doch die Hälfte. =)
Einen Tag später hieß es für uns an das Meer gehen und ein wenig auf dem gefrorenen Wasser herumtollen, durch die Altstadt schlendern und all die verschiedenen Aussichtsplattformen besuchen, die einen weiten Blick über die Stadt geben. Am Abend (Silvesterabend) waren wir dann auf zwei der bekanntesten Plätze der Altstadt. Zum einen auf dem Freiheitsplatz, der Richtung 24:00 Uhr immer voller wurde, hier haben verschiedene Bands Konzerte gegeben und um Mitternacht gab es ein größeres Feuerwerk. Nach dem Feuerwerk war die ganze Show beendet, also haben wir uns gedacht `auf zum Rathausplatz, da ist bestimmt noch mehr los`. Der Rathausplatz von Tallinn befindet sich eigentlich nur ca. fünf Minuten zu Fuß vom Freiheitsplatz weg. Aber da alles abgesperrt und anscheinend mehrere Leute die gleiche Idee wie wir hatten, ging es nur sehr schleppend und mit viel Gedrängel voran. Endlich am Rathausplatz angekommen, auf dem sich noch all die Weihnachtsmarktstände befanden, waren wir ein wenig enttäuscht. Es waren zwar sehr viele Leute da aber leider keine Livemusik. Dies hat uns aber nicht davon abgehalten eine Weile auf dem Rathausplatz zu verweilen. =)
Um viel Zeit mit meinem Besuch zu verbringen, hatte ich die erste Januarwoche komplett frei. Wir sind durch Tallinn marschiert und ich konnte das, was ich schon so alles über die Stadt erfahren habe weitergeben. Da ich ja aber auch nicht alles weiß, haben wir uns einer zweistündigen Stadtführung angeschlossen, die von einer Einheimischen geleitet wurde. Die Stadtführung war wirklich sehr spannend und man hat viele Dinge über Tallinn erfahren, trotzdem war es schon etwas kalt. Und was macht man wenn´s kalt ist? Richtig, ins Museum gehen. So besuchten wir zum einen das KGB Museum im Hotel Viru und zum anderen das Lennusadam (Meeresmuseum im Wasserflughafen). So lernten wir im KGB Museum etwas über die Spionagegeschichte und die sowjetische Hotellerie und im Meeresmuseum etwas über die Fortbewegung unter Wasser, auf dem Wasser und über dem Wasser.
Um die ganze Woche nicht nur in Tallinn zu sein, fuhren wir an zwei Tagen etwa jeweils eine Stunde mit dem Bus in die Umgebung. Einen Tag widmeten wir dem Keila-Wasserfall (drittgrößte Wasserfall des Landes). Gleich neben dem Wasserfall befindet sich ein Herrenhaus das einst Zar Nikolaus I. erbauen ließ. Aus Neugierde und auf Hoffnung nach Wärme hatten wir dieses Herrenhaus ins Visier genommen. Und tatsächlich, für ein paar Euronen konnten wir das Herrenhaus besichtigen.
Der nächste Ausflug außerhalb von Tallinn brachte uns zum Rummu quarry. Eigentlich ein ganz normaler See, doch in der Geschichte ein vielleicht nicht so berauschender Ort. Hier befand sich einst ein Kalksteinbruch mit einem Sowjetischen Gefängnis, dessen Insassen im Steinbruch arbeiteten mussten. So wie es einst Hals über Kopf verlassen wurde, ist es heutzutage auch noch aufzufinden, nur dass sich nun vieles Unterwasser befindet. Wir sind aber kein Risiko eingegangen und haben alles nur aus der Ferne besichtigt, was auch schon gereicht hat.
Und dann war die Woche auch schon um und es ging wieder zu Tallinns Flughafen.
Mitte Januar hat es angefangen zu schneien und der Schnee ist auch bis jetzt liegen geblieben. =) In Tallinn ist es (leider) nicht so viel Schnee, aber immer hin Schnee. Ganz anders als ich es mir gedacht habe, ist das Schneeschieben hier. Die Hauptstraßen und die größeren Straßen werden (wie auch in Deutschland) tagsüber vom Schnee befreit, aber all die anderen Straßen werden entweder nur nachts oder gar nicht geschoben. Also manchmal eine ganz schön rutschige Angelegenheit =)
Auch im Peeteli heißt es jetzt ab und zu raus gehen und Schnee schieben oder einfach nur draußen im Schnee spielen. Die großen Kinder bekommt man nur mit Mühe und Not raus aber, die Kleinen sind zum Glück, jedes Mal dabei. Auch habe ich seit einigen Wochen das Gefühl, dass die Beziehung zwischen den Kindern und mir viel besser und stärker geworden ist. Nun muss ich nicht mehr alle auffordern und überreden etwas zu spielen, sondern die (kleinen) Kinder kommen jetzt auch zu mir und fragen ob ich mit Verstecken, Fangen oder Brettspiele spiele. Jeden Montag lasse ich mir jetzt immer eine Kleinigkeit zum backen einfallen. Zu meiner Freude ist die Begeisterung und die Motivation bei den Kleinen sehr groß. Es ist zwar nicht immer ganz so einfach alle in Schach zu halten und es wird auch manchmal eine ganz schön klebrige Angelegenheit, aber am Ende kommt immer ein gutes Ergebnis zustande. =)
Natürlich muss man, wenn man im Winter in Estland ist, auch den Nationalsport ausprobieren. So hieß es für zwei andere Freiwillige und mich ab ins Sportcenter, Langlaufski ausleihen und loslegen. Zwar habe ich Langlaufski schon einmal ausprobiert und weiß theoretisch auch wie es funktioniert aber den Kurs, den ich einmal besucht habe, ist immerhin schon drei Jahre her und seid dem stand ich nie wieder auf Skiern. Nun ja sagen wir mal so, die geraden Strecken und kleinen Hügelchen waren das Beste aber sobald es Berg auf ging, bin ich praktisch rückwärts wieder runtergerutscht oder habe mich gleich hingelegt. Das Spaßigste kam ganz am Ende, auf dem Rückweg zum Skiverleih. Wir standen auf ´der Spitze des Berges` (ein größerer Hügel) und dachten uns „ob wir das überleben?!?!“ Nun ja, wir haben die Profis vorgelassen, um zu schauen wie wir es halbwegs richtig machen könnten. Im Endeffekt war es sehr sehr schnell, ich glaube zwar, dass ich so ziemlich alles falsch gemacht habe, was man überhaupt falsch machen kann, aber ich bin mit einer `Sturz in den Schnee`- Bremsung heil am Bergfuß angekommen. Es war ein sehr lustiger Ausflug und wir haben uns schon vorgenommen den estnischen Nationalsport noch einmal aufs Neue auszuprobieren.
BILDER: https://www.dropbox.com/sh/ot0a7xojajtqtzp/AADuRvXUh48tOdkyh5tb4jT-a?dl=0
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