Das arabische Spanien
Woran denkst du, wenn du an Spanien denkst? Wahrscheinlich an leckeres Essen, an den Flamenco, an Gitarren und viel Sonne, aber auch an Arabisch?
Spanien war im Mittelalter mehrere hundert Jahre arabisch und die Spuren dieser Zeit sind auch noch heute sichtbar: Einige der berühmtesten Sehenswürdigkeiten Spaniens, wie beispielweise die Alhambra und auch viele Worte des Spanischen sind Überreste der Geschichte.
Springen wir kurz zurück in das Jahr 711: Vor der Eroberung Spaniens nannte sich das Reich „el reino visigodo“. Die Araber, die zuvor schon in Afrika Marokko und andere Länder erobert hatten, planten nun die Eroberung Spaniens. 710 ging die muslimische Eroberung Spaniens bereits in Afrika los: Mit der Enklave Ceuta, die schon zuvor ein stark umkämpftes Gebiet war, gewannen die Araber ihr erstes spanisches Gebiet. Der muslimische General Tariq ibn Ziyad legte später, im Jahr 711, zum ersten Mal im Hafen der Stadt Algeciras mit einem Heer von etwa 7000 Soldaten an und von dort aus eroberte er fast das gesamte Gebiet des heutigen Spaniens und Portugals.
Bis 1492 gelang es den katholischen Königen der Regionen Asturais, Navarra, León, Galicia, Portugal, Aragón und Castilla, das spanische und portugiesische Terrain von den Muslimen vollständig zurückzuerobern.
Was aber bis heute geblieben ist, sind wunderschöne Gebäude, vor allem im Süden Spaniens, dem heutigen Andalusien. Eines der bekanntesten Bauwerke ist die Alhambra, die sich in Granada befindet, der Stadt, die die Araber als letztes abtreten mussten.
Die Alhambra ist das meistbesuchteste Monument Spaniens und wurde 2011 von über 2 Millionen Besuchern erkundet. Es ist eine Stadtburg, die sich aus Palästen, Gärten und Verteidigungsanlagen zusammensetzt und dem jeweiligen Herrscher als Residenz diente.
Besonders der sogenannte „Palacios nazaríes“ ist mehr als einen Besuch wert.
Von außen wirkt der Palast sehr schlicht. Erst wenn man in den Palast eintritt und hinter die Fassade schauen kann, wird einem klar, warum man bei diesem Gebäude von einem Palast spricht. Auch der arabische Einschlag ist von außen kaum sichtbar, von Innen jedoch zeigen die Verzierungen, die oft aus schönen arabischen Wandschriften bestehen, aus welcher Zeit der Palast stammt. Die Materialien, die in der Alhambra verwendet werden sind anders als in westlichen Palästen kein Gold und Silber, sondern vor allem Holz und Mosaik. In die Decke und Wände sind wunderschöne Motive eingebaut, die einen in Träume versinken lassen.
Ein weiterer Bereich auf den die arabische Vergangenheit einen großen Einfluss genommen hat, ist die Sprache: Für viele Worte gibt es im spanischen ein Wort lateinischen Ursprungs und ein Synonym arabischen Ursprungs. Hier einige Beispiele:
Aceite – óleo [Öl], alcancía – hucha [Spardose] und alcarán – escorpión [Skorpion]
Auch typische Ausrufe wie „ojalá“ [Dieser wird genutzt, um auszudrücken, dass man sich fest etwas wünscht] oder „olé“ sind arabischen Ursprungs.
Die spanischen Worte mit arabischem Ursprung nennt man „Arabismen“ und in der spanischen Sprache existieren bis heute etwa 1.200 solcher Worte.
Auch in anderen Sprachen, die eigentlich auf die lateinische Sprache zurückzuführen sind, gibt es arabische Lehnworte, allerdings weitaus weniger als im Spanischen.
Eine andere Besonderheit ist, dass in jenen Sprachen die arabischen Worte stärker verändert und an die eigene Sprache angepasst wurden. So wurde meist bei Wörtern arabischer Herkunft die Vorsilbe „al“ gestrichen. Im Spanischen hingegen gibt es bis heute viele Worte, die mit „al“ oder zumindest mit „a“ beginnen, ein Beispiel dafür ist das Wort Zucker. „As-sukkar“ ist das arabische Wort für Zucker, hat sich dann im Italienischen zu zucchero verändert, während es im Spanischen bis heute „azúcar“ heißt.
Ein anderes spanisches Wort, bei dem eine ähnliche Entwicklung festzustellen ist, wie bei „azúcar“, ist der Name der Region, in der ich mich zur Zeit befinde: Aus „Al-Ánderlus“, ist der heutige Name „Andalusia“ entstanden.
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