Bulgarische Ostertraditionen
Junge Mädchen ziehen singend von Haus zu Haus, Omas krabbeln unter einem Tisch hindurch und das große Finale beim Eierkampf.
Die meisten Deutschen sind drei Wochen nach Ostern wieder voll im Alltag eingespannt und die Erinnerungen an die Ferien verblassen langsam. Anders in Bulgarien – dort steht das Osterfest noch bevor.
Dass Ostern in Bulgarien dieses Jahr fünf Wochen später als in Deutschland gefeiert wird, hängt damit zusammen, dass die Westkirche und die Ostkirche (zu der die bulgarisch-orthodoxe Kirche gehört) das Osterdatum unterschiedlich berechnen. So kann es passieren, dass beide Kirchen am selben Tag feiern, im Extremfall liegt das orthodoxe Osterfest jedoch fünf Wochen später.
Die Osterfeierlichkeiten fangen in Bulgarien am Wochenende vor Ostern an. Der Samstag vor Ostern heißt „Lasarov-Tag“: An diesem Tag ziehen junge Mädchen von Haus zu Haus und singen Lieder, die den Bewohnern Gesundheit für das nächste Jahr bringen sollen. Für ihr Ständchen bekommen die Mädchen Eier, die sie an Ostern färben.
Der Sonntag vor Ostern heißt in Bulgarien „Blumentag“ („Zvetnitza“) und hat einen ähnlich hohen Stellenwert. Viele Menschen gehen an diesem Tag in die Kirche, um einen Gottesdienst zu besuchen. Die meisten Bulgaren tragen an diesem Tag einen Weidenkranz (als Ersatz für Palmenzweige) auf dem Kopf, der bis zum nächsten Jahr aufgehoben wird. Neben dem Einzug Jesus in Jerusalem wird auch das Frühlingserwachen der Natur gefeiert. Dieser Tag ist auch Namenstag für alle Bulgarinnen und Bulgaren, deren Name von einer Blume oder einem Baum abgeleitet wird (z.B. Violetta, Zvetelina, Iklika, Detelina, Sdravko, Temenuga).
Die gesamten Osterfeierlichkeiten werden in Bulgarien von vielen Gottesdiensten begleitet, bei denen sehr viel gesungen wird. An Karsamstag gibt es noch eine andere Tradition - in der Kirche steht ein Tisch, unter dem man für die Vergebung seiner Sünden hindurchkriechen muss.
Auch in Bulgarien ist Ostern das Fest der Eier. Der Osterhase und Schokoladeneier sind jedoch ein Import aus dem Westen und nicht in der bulgarischen Tradition verwurzelt – es ist also nicht üblich, auf Ostereiersuche zu gehen. Für die bulgarischen Kinder gibt es jedoch eine andere Tradition, für die an Gründonnerstag und Karsamstag sehr viele Eier gefärbt werden müssen.
Am Ostersonntag gibt es den „Eierkampf“, bei dem zwei Kinder oder Erwachsene gegeneinander antreten. Die Eier werden beim Kampf gegen einander geschlagen - wessen Ei ganz bleibt, gewinnt und wird im nächsten Jahr mit Gesundheit, Kraft und viel Energie gesegnet sein. Das Gewinner-Ei heißt „Boretz“ („Kämpfer“) und wird bis zum nächsten Ostern im Kühlschrank aufgehoben.
Diese Kämpfe finden im Rahmen eines großen Familienfests statt, denn Ostern ist ein Anlass sich mit der ganzen Familie zu treffen. Zum Fastenbrechen wird Lammfleisch und ein Osterzopf vorbereitet und die Eltern verlieren im Laufe des Tages schnell den Überblick, wie viele Eier die Kinder beim „Eierkampf“ essen.