Brüssel: Zwischen Sibirien und Europa
Street Art, Europa und Eiseskälte - ein (fast) perfektes Wochenende also
Vielleicht hast du es schon auf Facebook gesehen: Ich war vor zwei Wochen mit Maria in der Europäischen Hauptstadt, in Brüssel.
Ich hatte nun also zwei Wochen Zeit meine Impressionen zu verarbeiten, zu ordnen und, vor allem, mich aufzuwärmen. Wir haben unseren Trip recht kurzfristig geplant und wussten schon, dass es recht kalt werden würde, haben uns aber damit getröstet, dass es in Luxemburg noch kälter sein wird (-12°C, aber das kann bestimmt jemand unterbieten). In diesem Kontext kamen uns die angekündigten -5°C in Brüssel im Voraus doch recht angenehm vor - aber auch nur im Voraus.
Unsere Städtereise startete viel zu früh am Samstag Morgen, man will die Zeit in Brüssel schließlich nutzen. Drei Stunden später rollt unser Zug in Brüssel ein und wir machen uns auf den Weg zu unserem Hostel, das, nebenbei bemerkt, super zentral lag. Auf dem Weg dorthin haben wir schon bemerkt, dass sich -5°C mit Wind, leichtem Nebel und Glatteis (also so, dass die Kälte schön in die Knochen zieht) doch ein wenig kälter anfühlen, als es sich anhört, schlittern aber weiterhin frohen Mutes zum Hostel. Schlittern? Ja, es war überall total glatt, wir können jetzt aber behaupten, wir wären den ganzen Tag Schlittschuhfahren gewesen und das sogar ohne Schlittschuhe und Eislaufbahn, was im Nachhinein betrachtet doch sehr witzig war. Vor allem unsere unbeholfenen Versuche einen kleinen Anstieg hochzukommen.
Nachdem wir unser Gepäck im Hostel abgeladen hatten, brachen wir sofort auf, um die Stadt zu erkunden. Wir hatten uns für den Nachmittag nichts Bestimmtes vorgenommen außer ein paar Sehenswürdigkeiten in der Stadt abzuklappern und so ließen wir uns treiben vom Geschehen. Es war in der Stadt allerdings recht wenig los, was, wie ich finde, auch total verständlich ist. Ich hätte mich bei diesem Sauwetter in Luxemburg auch nicht aus dem Haus getraut. Bei dieser Gelegenheit haben wir auch die zahlreichen Kirchen sehr zu schätzen gelernt, die sind nämlich sehr gute Örtlichkeiten, um sich wieder kurz aufzuwärmen (Stichwort: "Kirchenhopping"). Natürlich sind wir aber nicht nur von einer Kirche in die nächste gehüpft, sondern haben auch noch einige Sehenswürdigkeiten im Vorbeigehen entdeckt und zwar wortwörtlich. Wären zum Beispiel nicht so viele Selfie-schießende-Touristen vor Manneken Pis gestanden, hätten wir es tatsächlich übersehen, wie es da ganz unauffällig in der Ecke steht.
Definitiv nicht übersehen kann man den Grand Place. Er gilt nicht umsonst als einer der schönsten Plätze Europas. Die barocken und gotischen Fassaden mit den zahlreichen goldenen Verzierungen sind einfach wahnsinnig schön und beeindruckend.
Später am Nachmittag haben wir uns noch mit Selina, einer Freiwilligen in Brüssel, getroffen und sie hat uns in die Marollen mitgenommen. Das ist ein ganz famoses Viertel mit schönen Secondhandläden, kleinen Cafés und vielen tollen Ecken.
Was ist typisch für Belgien? Genau, Bier und Fritten. Das haben wir uns natürlich auch nicht entgehen lassen und haben uns in die Kunst es Fritten-Machens (gibt es dieses Wort überhaupt?) einweihen lassen. Echte belgische Fritten werden nämlich nicht nur einmal frittiert, sondern zweimal und dann kann man seine Portion Pommes, pardon Fritten, auch durchaus als vollwertige Mahlzeit gelten lassen, laut den Belgiern.
Sitzt man dann in einer Kneipe und hat die Karte vor sich, kann man auch ganz schnell sagen, ob man gerade in Frankreich oder Belgien ist: Sind auf der Karte 50 verschiedene Biersorten verzeichnet, alle mit den entsprechenden Charakteristiken versehen, und drei Weinsorten (ein Roter, ein Weißer und ein Rosé), dann ist man definitiv in Belgien und nicht in Frankreich.
Nachdem wir am Samstag total kaputt ins Bett gefallen sind, waren wir am Sonntag dann wieder voller Tatendrang und haben uns schon auf wärmeres (besseres) Wetter gefreut. Wärmer war es auf jeden Fall, aber leider hing dafür der Nebel in der Stadt, was dann auch dazu führte, dass man auf Fotos, auf denen eigentlich das Atomium und wir zu sehen sind, nur uns sieht und das Atomium im Nebel verschwindet.
Charakteristisch für Brüssel ist auch die Street Art, die sich an fast jeder Ecke finden lässt. Belgien ist der Geburtsort vielen berühmter Comics, wie zum Beispiel Tim und Struppi, Lucky Luke oder Gaston. Dementsprechend lassen sich an vielen Hauswänden Motive aus belgischen Comics finden. Natürlich prangen an den Hauswänden aber nicht nur Tim und Struppi und Co., sondern auch allerhand anderer Motive und manchmal findet man sogar eine einbetonierte Brille auf dem Boden oder das pinkelnde Männchen als Elvis verkleidet.
Etwas ältere Kunst haben wir später in den Musées royaux des Beaux-Arts de Belgique bewundert. Allein schon die Eingangshalle war sehr beeindruckend. Nach den unzähligen wunderschönen Jugendstilbauten, die wir auf unserem mittäglichen Spaziergang genießen durften (Brüssel gilt als die Wiege des Jugendstils), war der Besuch des Museums ein gelungener Abschluss für ein kulturell und ästhetisch sehr wertvolles Wochenende in Brüssel.
Aber, und ich denke du ahnst es bereits, auf der Rückfahrt hatten wir nicht ganz so viel Glück mit der SNCB (die belgische Bahngesellschaft), klopfte denn in Arlon auf einmal der Schaffner von außen an die Fenster und meinte wir sollen uns doch bitte alle in die vorderen zwei Abteile umsetzen, war ja nicht so, als ob wir eh schon Verspätung hatten.
Mehr Bilder zu unserem Wochenende in Brüssel könnt ihr übrigens hier finden.
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