Brexit oder Bremain, das ist hier die Frage (3/3)
Die Argumente der Brexit-Gegner.
Was sind die Argumente der Brexit-Gegner, also derjenigen, die der Meinung sind, Großbritannien sollte ein Teil der Europäischen Union bleiben?
Ein Grund der für den Verbleib in der Europäischen Union spricht, ist der Handel. Als Mitglied der EU ist es für das Vereinigte Königreich viel einfacher, Handel mit anderen EU-Mitgliedsstatten zu betreiben – aber nicht nur das. Auch der Handel mit Großmächten wie den Vereinigten Staaten und China ist einfacher als EU-Mitglied. So haben die USA bereits angekündigt, dass neue Handelsverträge, die ausgehandelt werden müssten sobald für Großbritannien nicht mehr die EU-Verträge gelten, nicht unbedingt oberste Priorität haben. Natürlich kann Großbritannien auch als nicht EU-Mitglied Handel mit den anderen EU-Staaten betreiben. Dies wird allerding teurer werden, den Zugang zum Binnenmarkt müsste sich Großbritannien erkaufen. Salopp gesagt: Man kann nicht aus dem Tennis-Club austreten und aufhören seine Gebühren zu zahlen aber trotzdem jeden Samstag auf dem Rasen stehen.
Eines der Argumente, welches Brexit-Befürworter als Argument gegen die EU verwenden, drehen Brexit-Gegner einfach um: Das der Arbeitsmigranten. Sie sind der Meinung, junge gutausgebildete Zuwanderer aus anderen EU-Staaten beleben die Wirtschaft und stellen anstatt einer Bedrohung eine Bereicherung für Unternehmen dar. Und die Freizügigkeit gilt ja nicht nur für die anderen EU-Staaten, sondern auch die Briten selbst profitieren davon wenn sie sich dazu entschließen in einem anderen Land zu arbeiten.
Auch die Sicherheit ist ein Thema, welches Befürworter eines Verbleibs in der Europäischen Union anführen. Gerade in Zeiten in denen der internationale Terrorismus präsent wie nie ist, sei die Zusammenarbeit mit den anderen EU-Staaten unverzichtbar. Großbritannien hätte als nicht-EU-Mitglied nicht mehr denselben Zugang zu Informationen und dieselben Möglichkeiten der interstaatlichen Terrorismusbekämpfung wie dies heute der Fall ist.
Gegner des Brexits befürchten außerdem, dass im Falle eines EU-Austritts auch Großbritannien auseinander brechen könnte. Das Referendum über die schottische Unabhängigkeit ist den Briten noch gut im Gedächtnis. Angenommen Schottland entscheidet sich dazu, doch lieber Teil der EU zu sein, auch wenn Großbritannien dagegen entschieden hat – gäbe das Verfechtern der schottischen Unabhängigkeit vielleicht neue Möglichkeiten darauf aufzubauen?
Schließlich sind da noch die Folgen für die Wirtschaft. Auch wenn sich die genauen Folgen eines EU-Austritts nicht vorhersehen lassen, sind doch viele Experten der Meinung, dass die wirtschaftlichen Aussichten für Großbritannien alles andere als rosig wären. Großbritannien hat keine großen Industriezweige mehr, seine Wirtschaft beruht zum großen Teil auf dem tertiären Sektor – genauer gesagt, auf dem Finanzmarkt von London. Im Falle eines EU-Austritts wäre London für ausländische Investoren, die den europäischen Binnenmarkt im Blick haben, nicht mehr interessant. Außereuropäische Standorte könnten auch Singapur oder New York sein, innerhalb der EU wäre Frankfurt wahrscheinlich die nächste Wahl. Gerade für eine Wirtschaft die so sehr auf Finanzdienstleistungen ausgerichtet ist, ist eine möglichst enge Einbindung in die Weltwirtschaft wichtig. Auch die Aktienmärkte sind eine Unbekannte in der Gleichung. Würde das Pfund steigen oder fallen? Würden sich Investoren aufgrund der unvorhersehbaren politischen Lage erst einmal aus dem Standort Großbritannien zurückziehen?
Klar ist, dass mit dem Verbleib in der Europäischen Union, die ja nicht nur eine Wirtschafts- sondern auch eine Wertegemeinschaft ist, zahlreiche Vorteile einhergehen. Ob nun in Bezug auf die Wirtschaft, die Sicherheit, die Stabilität oder das Bild, welches die Welt von Großbritannien hat. Letztlich liegt es an den Briten selbst, sich zu entscheiden, ob in ihren Augen die Vorteile die Nachteile aufwiegen. Wir werden sehen wie sie sich entscheiden, am 23. Juni.