Brexit oder Bremain, das ist hier die Frage (1/3)
Am 23. Juni ist das EU-Referendum. Und die Briten fragen sich: "Should I stay or should I go?"
Am 23. Juni 2016 wird in Großbritannien über nichts Geringeres als über die Zukunft des Staates abgestimmt – es geht darum, ob das Vereinigte Königreich weiterhin Teil der Europäischen Union bleiben will, oder ob es den Exit, also den Austritt (Britain + Exit = Brexit) befürwortet.
Dieses EU-Referendum ist ein absolutes Novum – noch nie hat ein Mitglied der Europäischen Union über einen möglichen Austritt abgestimmt. Den anderen EU-Mitgliedsstaaten wäre es lieber wenn das Vereinigte Königreich in der EU verbleiben würde. Manche befürchten, sollte sich Großbritannien für den Austritt entscheiden und dieser würde ohne größere Probleme über die Bühne gehen, stünde eine mögliche Austrittswelle anderer EU-Mitgliedsstaaten bevor. In fast allen europäischen Staaten werden zurzeit EU-kritische Stimmen laut, auch in Deutschland wurde bereits von manchen Politikern vorgeschlagen man solle doch lieber aus der Währungsunion Euro austreten und die Verbindungen zu Brüssel wenn auch nicht gleich kappen, doch zumindest abschwächen.
Die Frage die sich britische Bürger stellen betreffen aber nicht das Wohlergehen der EU sondern die Zukunft Großbritanniens: Überwiegen die Vorteile einer EU–Mitgliedschaft? Profitiert Großbritannien sehr von dem Staatenverbund? Oder überwiegen die Nachteile?
Der Brexit ist ein hochkomplexes Thema und trotz zahlreicher Prognosen ist es unmöglich genau vorherzusagen was für Auswirkungen ein Brexit auf das Vereinigte Königreich und auf die Europäische Union haben könnte.
Die britische Bevölkerung ist gespalten was das bevorstehende Referendum angeht – diese Spaltung zieht sich auch durch die Parteien. Einige Mitglieder der Konservativen (Conservative and Unionist Party) sind für den Verbleib in der EU, andere dagegen. So ist beispielsweise der ehemalige Bürgermeister von London, Boris Johnson, ein Konservativer, einer der prominentesten Gegner eines Verbleibs Großbritanniens in der Europäischen Union. Manche meinen sogar, aus ihm könnte im Falle eines Brexits der nächste Premierminister werden.
Der aktuelle Premierminister, David Cameron, ist ebenfalls ein Konservativer. Er wirbt allerdings für einen Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union. Dafür wird er von manchen Seiten belächelt, war er es doch, auf den das EU-Referendum überhaupt zurückgeht. In der Vergangenheit hat sich Cameron häufig eher EU-kritisch gezeigt und in Wahlkämpfen eher gegen die europäische Union geätzt als sie begeistert zu unterstützen. Im Angesicht des Erstarkens der rechtspopulistischen UKIP Partei hat Cameron das nun bald stattfindende Referendum über den Verbleib Großbritanniens in der EU vorgeschlagen. Angesichts dieses Hintergrundes ist es erstaunlich, dass ausgerechnet er der Kopf der Befürworter eines Verbleibs des vereinigten Königreichs in der Europäischen Union ist.
Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass das Ergebnis sehr knapp entschieden werden könnte. In welche Richtung, dass ist noch offen. Ein guter Zeitpunkt einmal sowohl die Argumente der Befürworter eines Brexits als auch die der Brexit–Gegner zu betrachten.