Break on Through
Ju_ hatte in zwei Wochen Schottland viel Zeit zum Nachdenken. Und ihr ist so einiges bewusst geworden, vor allem darüber, was es bedeutet, mit sich selbst ins Reine zu kommen.
Die zwei Wochen in Schottland habe ich genutzt um mich hoffnungslos in die schottische Mentalität zu verlieben; festzustellen, dass ich Englisch noch ein kleines Stückchen mehr liebe als Deutsch; mir darüber klar zu werden, dass ich die Welt noch weiter erkunden muss; Björn als Begleiter zu schätzen UND vor allem viel nachzudenken. Hat sich irgendwie angeboten.
Nur: Worüber nachgedacht?
Antwort: Über alles. Und vor allem ist mir dort auch klar geworden, was es heißt, weg von allem zu sein und mit sich selbst ins Reine zu kommen. Wenn man nicht ständig von den Menschen umgeben ist, die einen schon IMMER umgeben und beeinflusst haben, wird alles irgendwie klarer. Oder wie es in einem meiner Lieblingsbücher heißt: Distanz schafft Klarheit.
Zum Beispiel ist mir klar geworden, dass ich vielleicht von manchen Menschen zu viel erwarte. Jeder zeigt seine Zuneigung anders. Vielleicht ist nicht immer eine riesige Portion Herzlichkeit dabei, aber wenn man nach zwei Wochen nach Hause kommt und eine warme Mahlzeit auf dem Tisch steht, weil man im Urlaub nur Dosenzeug zu sich genommen hat, dann sagt das auch einiges aus.
Oder wenn man zwei Jahre lang jeden Freitag pünktlich auf die Sekunde um zwölf Uhr von der Rofa abgeholt wird, weil man nicht minderjährig durch die Nacht nach Hause laufen soll. Dass es mir damals eher als Kontrollzwang und nicht als Fürsorge übermittelt wurde, liegt wohl an Kommunikationsfehlern von beiden Seiten.
Oder wenn man in der vierten Klasse gesagt bekommt, man hätte nicht das Zeug fürs Gymnasium und andere für mich Türen eingerannt haben, um mir die Chance doch noch zu verschaffen - um dann mitanzusehen, wie ich ein paar Jahre später Preise abstaube, ohne mich tatsächlich reingehängt zu haben.
Oder die Bereitschaft zu haben, sich mit Lehrern anzulegen und immer hinter mir zu stehen.
Alles ohne große Worte. Wären die über die Jahre hinweg geflossen, hätte ich das alles vielleicht mehr mitbekommen und es wäre nicht an mir vorbei gegangen.
Außerdem ist mir auch klar geworden, dass ich keinerlei Ängste habe hier erst einmal alles hinter mir zu lassen. Denn ich habe mir einen extrem loyalen Freundeskreis aufgebaut. Und diejenigen, auf die es mir ankommt, werden in einem Jahr immer noch da sein. Ich habe keine lari-fari Freundschaften. Entweder alles, oder nichts.
Und selbst wenn ich es schaffen sollte irgendwann einmal beruflich bedingt durch die Welt zu tingeln, wird der Kontakt trotzdem noch da sein. Und ich werde immer wissen, dass ich jederzeit bei einem von ihnen vor der Tür stehen kann und sagen: Hallo, da bin ich wieder. Und andersrum ebenso.
Die Woche, die mir jetzt noch bleibt (heute ist Montag und am Sonntag geht's schon los) werde ich wohl dazu nutzen, um noch einmal richtig die Sau rauszulassen. Ich hab am Samstag nämlich Blut geleckt.
Und da gerade Ferien sind und ich wieder total Lust aufs Waldhaus hab, bietet es sich einfach an. Außerdem muss ich auch mal wieder in die Rofa! Kann ja nicht sein, dass ich da quasi aufgewachsen bin und nicht noch einmal vorbei schaue, bevor es nach Polen geht.
Das war es wohl erstmal, bis es dann losgeht.
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