Beim Grübeln über die Beziehung zu den Russen in Deutschland
Wie ist es, eine Russin in Deutschland zu sein?
Im Allgemeinen sind die deutschen Menschen eine sehr taktvolle, weltoffene und tolerante Bevölkerung. Es scheint, dass es ihnen egal ist, woher man kommt. In einem Gespräch habe ich nicht bemerkt, dass sie mit den Ausländern nicht zufrieden sind. Darüber werden sie meistens nicht laut sprechen. Man kann sich jedoch an einen Artikel in der Zeitung erinnern, in dem öffentlich mitgeteilt wurde, dass es einige Schulen gibt, in denen auf den Holzstühlchen keine Kinder sitzen, bei denen zu Hause deutsch gesprochen wird. „Wir sind arabisiert“ – die Worte, mit denen Astrid-Sabine Busse immer wieder zitiert wurde. Neue Zahlen zeigen, dass die Massenzuwanderung der vergangenen Jahre zum Niedergang des deutschen Bildungswesens beiträgt, weil ein Teil, häufig die Mehrheit der Schüler, keine kompetenten Deutschsprecher sind. Aber darüber will ich jetzt nicht diskutieren.
„Wie ist es, eine Russin in Deutschland zu sein?“ Diese Frage habe ich früher oft von meinen Freunden gehört. Es geht um einen besonderen Aspekt, den der Krieg Nazideutschlands gegen die Sowjetunion einnimmt. Die Tatsache, dass man die Russen gerade wegen 1945 nicht mag und solche Abneigung die Menschen in Deutschland als Zeichen der Unterscheidung tragen, hören viele russische Ausländer. Aber gibt es wirklich eine Abneigung der Deutschen gegenüber den Russen im heutigen Alltag? Wenn man im Internet surft, was in ein deutsches Internetforum gestellt wurde, taucht die Frage nach der Einstellung zu den Russen oft auf.
Die Deutschen stellen sich von Zeit zu Zeit dieselbe Fragen: „Wie behandeln wir sie wirklich, diese seltsamen Russen?“ Die Antworten auf diese und ähnliche Fragen sind sehr unterschiedlich: von den traditionellen Klischees (das Land der Bohrtürme und betrunkene Männer, Frost, Eisbären, Wodka) bis zu persönlichen Eindrücken. Dabei sind es persönliche Eindrücke, die das entscheidende Argument der Meinungsbildung über eine ganze Nation sind, egal, ob ein deutscher Einheimischer die Russen als „Plus“ oder „Minus“ bezeichnet.
Da ich mein ESK-Projekt in einem Altenzentrum führe, haben fast alle Bewohner den Krieg überlebt, und jeder hat seine Meinung dazu. Es stand mir ja nicht auf die Stirn geschrieben, dass ich Russin bin, obwohl die Russen durch viele Merkmale erkannt werden können, zum Beispiel durch einen typisch russischen Buchstaben "R" und nach der deutlichen Aussprache jedes Buchstabens. Doch wenn sie davon erfahren, reagieren sie fast alle sehr positiv darauf.
Ich freue mich sehr und es ist wirklich schön, wenn viele deutsche Menschen und einschließlich die Bewohner meines Projekts versuchen, aus den Ecken ihres Gedächtnisses einzelne Worte hervorzuholen: „Спасибо“(„danke“), „Пожалуйста“ („bitte“), „Да“ („ja"), Нет („Nein“), „Привет“ („Hallo“), „Пока“ („Tschüss“) – Man kann jedoch das Gegenteil erleben. Nicht alle haben gute Erinnerungen an die Russen nach dem Zweiten Weltkrieg, weil der Krieg tiefe Spuren im Gedächtnis der Generationen hinterlassen hat: Morde, Hunger, Bombardierung, Gewaltexzesse, Sexualverbrechen, Leiden und Qualen. In der Geschichte Europas wurde Russland immer wieder als bedrohliche fremde Macht dargestellt, gegen die sich gewappnet werden müsse. Es sei eine schreckliche Zeit gewesen… Die Russen seien sehr grausame brutale Menschen gewesen. Eine von den Bewohnern des Altenheims hat solche Erinnerungen mit mir geteilt. Sie fügte hinzu, dass das eine Ewigkeit her ist und ich damit nichts tun zu habe, aber sie hat immer noch große Angst vor den Russen und ist bis jetzt zu ihnen vorsichtig. Einige sind jetzt auch sehr vorsichtig mit den Russen wegen der Politik, die die russische Regierung führt – Aber ich muss dazu eindeutig betonen, dass das eine Minderheit ist, die so denkt. Da ich ein Interview mit den Bewohnern aus dem Altenzentrum Porz-Urbach geführt hatte. Sie erzählten, was sie über die Russen und über die damalige Zeit denken. Die meisten von Ihnen glauben immer noch, dass sie dankbar für die Befreiung von Hitler und dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft sein sollen.
Zuerst möchte ich mich bei den Menschen bedanken, die ihre Erinnerungen mit mir geteilt haben. Ich bin froh darüber und bewundere Leute, die so etwas unfassbar Schlimmes überstanden und trotzdem neuen Lebensmut gewonnen haben. Der Zweite Weltkrieg hat Europa in vielerlei Weise tiefgehend verändert. Es ist sehr schade, dass einige Kriegs- und Nachkriegsgenerationen bis heute die Russen mit Vorsicht behandeln oder sich entpuppen als ehemalige Anhänger Adolf Hitlers und viele Mitläufer – Man kann sich das in der heutigen „perfekten“ Welt gar nicht mehr so richtig vorstellen hier in Deutschland oder in Russland, wie das war und was damals passiert ist. Der zeitliche und emotionale Abstand ist groß. Wir alle, ob schuldig oder nicht, ob alt oder jung, müssen dennoch die Vergangenheit annehmen. Die jüngere Generation kann das nicht durchstreichen oder korrigieren. Ich kann nur versuchen, die Meinung der Nation zu verbessern. Wir alle können Schritte in diese Richtung unternehmen, wenn es nötig ist.
P.S.: Wir laufen im Winter nicht mit Uschanka (warmer Hut), mit Hammer und Sichel herum. Eisbären gehen nicht durch die Straßen der Stadt. Nicht alle Russen trinken Unmengen Wodka.