Begyndelse i Danmark - Neubeginn in Dänemark
Über meine ersten Eindrücke von der nördlichsten Region Dänemarks, mein Projekt und mein Leben in einer vielfältigen Wohngemeinschaft.
Hej aus dem Norden,
seit 3 Wochen lebe ich nun in Brønderslev, einer Kleinstadt in Nordjütland, der nördlichsten Region Dänemarks, 600 km entfernt von meinem geliebten Heimatdorf Arpke in Niedersachsen. Und ich muss sagen: Ich fühle mich hier total wohl.
Doch was mache ich in diesem Brønderslev? Zu Beginn des Jahres 2018 habe ich angefangen meine Idee, nach dem Abi eine Zeit im Ausland zu verbringen, zu konkretisieren. Dazu habe ich mir im Internet viele verschiedene Projekte und vermittelnde Organisationen angeschaut, bis ich mich dann dazu entschieden habe, bei dem Europäischen Solidaritätskorps (kurz: ESK) zu arbeiten, das durch die Organisation Experiment e.V. vermittelt werden sollte. So habe ich mich dann für drei verschiedene Projekte beworben und wurde für das Projekt an der „Brønderslev Ungdomsskole“ in die engere Auswahl gezogen. Dann habe ich zusätzlich zu meiner eigentlichen Bewerbung noch einige Fragen schriftlich beantworten und auch ein Bewerbungsgespräch über Skype führen müssen, um Mitte Juni erfahren zu können, dass ich Anfang August nach Dänemark abreisen könne. Aber nun erst einmal etwas zu dem Projekt, in dem ich nun arbeite…
„Ungdomsskole“ – was ist das eigentlich? Ich kann mir gut vorstellen, dass die meisten von euch, wie ich anfangs auch, keinen Schimmer haben, was sich hinter diesem Begriff verbirgt. Übersetzt heißt „Ungdomsskole“ so viel wie „Jugendschule“ und ist eine spezielle dänische Schulform, die von jeder Kommune in Dänemark verpflichtend angeboten werden muss und aus Steuereinnahmen finanziert wird. Kinder und Jugendliche von der vierten bis zur zwölften Klasse können sich hier freiwillig anmelden und bekommen ein großes Angebot an Freizeit- und Bildungsmöglichkeiten geboten. So gibt es auch in der Kommune Brønderslev in jeder Ortschaft ein Jugendhaus, in dem Nachmittagsbetreuung, aber auch besondere Freizeitaktivitäten wie beispielsweise Kajakfahren oder Open-Water-Swimming, kreative Angebote oder auch Skifreizeiten angeboten werden.
Ich selbst arbeite in diesem Jahr im „Fritids- og Ungdomshus“ in Hjallerup, wo wir jeden Nachmittag Kinder und Jugendliche von neun bis 14 Jahren im Fritidsklub willkommen heißen und montags und mittwochs stehen die Türen auch für ältere Jugendliche bis etwa 16 Jahre bis 21:30 Uhr offen. Die Kinder haben die Möglichkeit einen Mittagssnack und Abendbrot zu essen, im Kreativraum frei oder nach Anleitung zu basteln, auf einigen kleinen Rampen zu skaten, in der kleinen Sporthalle zu spielen, den Medienraum zum Computer- und Playstation spielen zu nutzen, im hauseigenen „Kino“ Filme zu schauen, in der Disko zu tanzen und Musik zu hören, Gesellschaftsspiele zu spielen oder einfach mit seinen Freunden zu entspannen. Wie ihr sehen könnt: Das Angebot ist wirklich sehr groß und folglich habe ich die Möglichkeit, mich auf vielfältige Weise im Klub einzubringen.
Hauptsächlich arbeite ich natürlich in der Arbeit mit den Kindern mit. Beispielsweise spiele ich mit ihnen Fußball oder andere Spiele in der Halle, betreue sie beim Basteln, oder bringe eigene kreative Ideen ein. Meine Arbeit besteht aber auch darin, täglich für etwa eine halbe Stunde im Klub etwas sauber zu machen oder aufzuräumen, das Essen mit vorzubereiten oder auch Fahrdienste zu außerhalb liegenden Aktivitäten zu leisten. Bisher habe ich mich gut auf der Arbeit eingelebt, alle kommen offen auf mich zu und meine Kollegen und die Kinder unterstützen mich dabei, mich gut im Klub einzugewöhnen. Nur auf der sprachlichen Ebene mit den jüngeren Kindern, die noch weniger gut Englisch sprechen können, holpert es noch ein wenig. Wir müssen uns häufig mit Händen und Füßen verständigen. Aber das wird sich in der nächsten Zeit durch den diese Woche beginnenden Sprachkurs sicherlich ändern.
Ich wohne zusammen mit drei anderen jungen Freiwilligen aus Estland, Spanien und Italien in einer Wohnung im Zentrum Brønderslevs, so dass wir fußläufig einen Park, die kleine Einkaufsstraße und einige Supermärkte erreichen können. Die sehr vielfältige Zusammenstellung der Mitbewohner lässt wohl erahnen, dass schon das Zusammenleben hier total spannend ist und wohl auch besonders neue Erfahrungen mit sich bringt. Altersmäßig bin ich mit 18 Jahren die Jüngste in der Wohngemeinschaft. Der Este Viktor ist 22 Jahre alt und sowohl die Spanierin Paloma, als auch der Italiener Emiliano sind 24 Jahre alt. Dieser Altersunterschied hat sich aber bis jetzt nicht besonders bemerkbar gemacht, weil wir ja alle gleichermaßen vor einem Neuanfang stehen und uns erst mal in der neuen Umgebung orientieren müssen. Auch wenn wir natürlich unterschiedliche Charaktere sind, verstehen wir uns nicht nur auf sprachlicher Ebene ziemlich gut. So spielen wir zum Beispiel gerne in unserer Freizeit gemeinsam Tischkicker, Gesellschaftsspiele und Playstation, schauen uns Filme an, schlendern durch den Park oder unterhalten uns einfach nett. Da Viktor und ich schon deutlich früher als Paloma und Emiliano angekommen sind, haben wir bisher nur zu zweit Ausflüge unternommen, gemeinsam bisher nach Løkken und Aalborg, wo wir unter anderem das wirklich sehenswerte Museum für moderne Kunst „Kunsten“ besucht haben.
Aber auch alleine war ich in meiner Zeit hier schon relativ viel unterwegs. So habe ich auch schon ohne Mitreisende die wirklich schöne Stadt Aalborg angeschaut und war einige Male in der Küstenstadt Løkken, wo ich zu meinem großen Glück auch Wellenreiten konnte, denn die Jammerbucht ist bekannt als das „Cold Hawaii“, wie der Name schon sagt ein wirklich guter, aber kalter Surfspot, was durch einen Neoprenanzug aber nicht stört. In dem Ort habe ich auch die sogenannte "Bolcheriet" besucht, eine Bonbonfabrik, in der ich zusehen konnte, wie die typisch dänischen Bonbons von Hand selbst gemacht werden. Außerdem war ich dieses Wochenende in der schönen Hafenstadt Sæby an der Ostküste, wo Wellenreiten zwar wegen fehlender Wellen nicht möglich ist, aber man kann trotzdem einen schönen Tag am Strand und in der ausgesprochen hübschen Stadt verbringen… Und um das hier nochmal zu erwähnen: Das Softeis schmeckt irre gut! (Selbst für mich, obwohl ich sonst eher weniger Fan davon bin)
Und nun nochmal etwas dazu, warum ich Dänemark als so ein wunderbares Land erlebe. Dänemark wurde mehrfach in Folge zum glücklichsten Land der Welt ernannt. Und das merkt man wirklich! Die Menschen sind einfach super freundlich, entspannt und lachen viel. So ist es mir schon mehrfach passiert, am Bahnhof, der Bushaltestelle oder einfach so auf der Straße, dass Passanten oder Bus- und Bahnpersonal auf mich zukamen, um mich zu fragen, ob sie mir irgendwie weiterhelfen können, einfach weil ich wohl orientierungslos aussah. Dass Fremde einfach so auf mich zukommen um mir zu helfen, habe ich in Deutschland noch nicht so erlebt, zumindest nicht mit einer solchen Normalität. Und diese Freundlichkeit erlebe ich auch jeden Tag in meinem Projekt. Von Seiten meiner Vorgesetzten, Kollegen und aber auch der Kinder.
Ha' det godt!
Eure Feli