Austausch Scheinfeld-Trbovlje Part I - Geschichte
Wie ich bereits einmal erwähnt habe, ist die GESS, das Gymnasium an dem ich im Moment als Freiwillige tätig bin, die Partnerschule meiner früheren Schule, des Gymnasiums Scheinfeld.
Der Schüleraustausch zwischen diesen beiden Schulen jährt sich dieses Jahr zum 23. Mal, was beachtlich ist, da der Austausch lückenlos stattfand und nicht viele deutsche Schulen Partnerschaften in Slowenien haben. Eine frühere Deutschlehrerin der Schule hier rief alles ins Leben und ihre jüngere Kollegin von damals ist heute noch dabei. Von Trbovlje aus fahren natürlich immer die Deutschlehrerinnen mit, in Scheinfeld wechseln die Begleitpersonen jedes Jahr. In meinem Austauschjahr begleiteten uns Schüler unsere Kunstlehrerin und unser Physiklehrer, zudem war in diesem Jahr das 20-jährige Jubiläum des Austausches, sodass es während unsres Austausches große öffentliche Veranstaltungen und viel Tam Tam auf beiden Seiten gab. Mir ist der Austausch in sehr positiver Erinnerung geblieben, so positiv, dass ich mich sogar dazu entschieden habe, hierher zurück zu kommen. Dies liegt auch daran, dass ich nach wie vor einen guten Draht zu meiner damaligen Austauschpartnerin und ihrer Familie habe.
Grob zum Rahmen: Natürlich ist der Austausch freiwillig und im Wesentlichen läuft es so ab, dass jedes Jahr eine Gruppe von Zehntklässlern aus Scheinfeld und eine Gruppe von Elftklässlern (hier geht das Gymnasium noch bis zur 13ten Klasse) aus Trbovlje zu Partnern werden und sich gegenseitig besuchen. Es wird immer abgewechselt, welche Gruppe zuerst ins fremde Land fährt. Die Schüler wohnen dann circa eine Woche lang bei den Familien ihrer Partner und unternehmen jeden Tag entweder Ausflüge mit ihren Klassenkameraden oder erleben den Unterricht im jeweils anderen Land mit. Selbstverständlich wird auch in der Freizeit viel zusammen noch zusätzlich unternommen. Die Paare sind in der Regel gleichen Geschlechts, aber wenn es einmal nicht aufgeht, finden sich eigentlich immer Schüler, die auch bereit sind einen Jungen oder ein Mädchen aufzunehmen.
Zurück zu meinem Austausch, den ich hier kurz als Beispiel aufführen will: Im Frühjahr 2013 fuhr ich mit 15 Mitschülern nach Trbovlje in Slowenien, was mir damals reichlich unbekannt war. Natürlich waren wir alle extrem nervös, da wir weder unsre Partner noch die Familien persönlich kannten und nun eine Woche mit ihnen verbringen „mussten“. Im Endeffekt war dann doch alles halb so schlimm wie gedacht. Meine Gastfamilie aus dem ca. 15 km entfernten Izlake nahm mich sehr herzlich auf, überschüttete mich in dieser Woche mit kulinarischen Köstlichkeiten und sorgte auch sonst rund um für mein Wohlergehen, ich hatte sogar ein eigenes Zimmer. Besonders die Großmutter war froh mich da zuhaben, da sie etwas Deutsch sprach und so mit mir üben konnte. In der Freizeit unternahm meine Partnerin Neza viel mit mir: Wir gingen zu ihrem Discodance Training, trafen uns mit anderen Partnern zum Pizzaessen und Bowlen und fuhren an einem Nachmittag sogar nach Piran, an die slowenische Küste, sodass ich das Meer sehen konnte. Die Ausflüge mit der Schule gingen nämlich nach Bogensperk (altes Schloss, in dem Valvasor gewohnt hat, der Sloweniens erster Historiker war) in Kombination mit Ljubljana, was klar ist, da man die Hauptstadt nun einmal gesehen haben muss, und nach Ptuj, was eine der ältesten Städte Sloweniens ist und die für den Faschingskult sehr bekannt ist. Ich hatte sehr viel Glück mit meiner Familie, die sich so um mich bemühte. Aber es ist natürlich immer verschieden, andere meiner Klassenkameraden kamen nicht so gut mit ihren Partnern klar, oder lebten in dieser Zeit in für sie sehr ungewohnten Verhältnissen, da manche das Zimmer mit Partner und noch Geschwistern teilten. Da wir in der schulfreien Zeit allerdings meistens etwas zusammen unternahmen, war diese eine Woche für alle ein Klacks und wie im Flug vorbei. Allerdings hatten wir auch „Unterricht“ in der Schule, was mir besonders gefiel, da wir einige Worte und Sätze Slowenisch lernten und zudem Fächer wie Psychologie hatten, die es bei uns nicht gibt. Auch der Chemieunterricht war super spannend, da wir selbst Aspirin herstellen durften und uns der Chemielehrer zudem waghalsige Experimente vorführte. Zudem besuchten wir noch den Bürgermeister im Rathaus und das kleine Regionalmuseum in Trbovlje, um auch etwas über das Gebiet in das wir gereist waren zu erfahren. Am besten gefiel mir hier der Besuch der alten Arbeiterwohnungen mitten in der Stadt, da dort sehr anschaulich wird in welchen kargen Bedingungen die Bergwerksleute früher mit ihren Familien leben mussten. Am letzten Abend gibt es immer eine Art Bunter- und Abschluss-Abend. Die Deutschen führten dort vor, was sie schon auf Slowenisch gelernt hatten und die Slowenen zeigten uns einen traditionellen Trachtentanz. Zum Abschluss sangen wir noch alle zusammen ein Slowenisch-Deutsches Lied und genossen die letzte Zeit zusammen. Einige gingen auch noch in die lokale Disko „Mesecina“ und feierten noch bis in den Morgen, was das Aufstehen und Loskommen am nächsten Morgen natürlich erschwerte. Es war dennoch toll noch einmal die Gemeinschaft zu erleben, bevor ich mich am nächsten Morgen von meiner Partnerin und anderen neu gewonnenen Slowenischen Freunden verabschieden musste.
Einige Wochen später kam dann der Gegenbesuch der Slowenen in Scheinfeld. Meine ganze Familie kam mit um Neza abzuholen und wir bemühten uns ihr für diese Zeit ein Zuhause bei uns zu geben. Ähnlich wie in Slowenien machten die Schüler auch in Deutschland Ausflüge: nach Würzburg und Nürnberg und wir Partner mussten in die Schule. Genau wie in Slowenien unternahmen wir auch viel in der Freizeit, gingen beispielsweise nach Erlangen shoppen, aßen als Riesengruppe beim Chinesen und grillten an einem Abend alle zusammen. Am letzten Abend gab es dann anlässlich des Jubiläums eine große Veranstaltung mit Reden von vielen Würdenträgern. Eine slowenische Schülerin und ich führten durchs Programm, indem wir die Reden ansagten und Eindrücke von früheren Austauschpartnern vorlasen. Auch ein kleiner Film über die vorherigen Jahre des Austausches wurde gezeigt. Am nächsten Morgen war es dann an der Zeit sich wirklich für lange zu verabschieden…Es viel den meisten von uns nicht leicht und Neza und ich versprachen uns auf jeden Fall gegenseitig wieder zu besuchen.
Was dann auch im nächsten Jahr passierte, als ich mit meiner Familie Slowenien bereiste und natürlich auch bei meiner Austauschfamilie halt machte, sodass meine Eltern auch Nezas Eltern kennen lernen konnten. Trotz einiger Sprachbarrieren verstanden sie sich super, sodass unsere Mütter nun auch in regem Emailkontakt sind.
Im Moment bin ich sowieso in Slowenien und denke oft an meine Austauschzeit zurück. Umso mehr habe ich mich gefreut, als klar wurde, dass ich am diesjährigen Austausch teilnehmen und mitorganisieren darf. Dazu aber mehr im nächsten Beitrag.