Auf Schatzsuche im Unbekannten
Kerbchen ist nicht verschollen, nein. Sie hat einfach so viel erlebt, dass sie gar nicht merkte, wie die Zeit vergeht. In einem archäologischen Workcamp bei der bulgarischen Hafenstadt Varna hat sie antike römische Haushaltsgegenstände und Münzen ausbuddelt. Der Spaß kam dabei natürlich nicht zu kurz.
Wieder sind drei Wochen vergangen und viele von Euch werden sich sicher gefragt haben: "Was macht sie denn nun schon wieder so lange!?“ Um einige Freunde zu beruhigen: Ich bin immer noch nicht von Menschenhändlern entführt worden, sondern habe mich in den letzten Wochen von der unerfahrenen Abiturientin zu einer wahren Hobby-Archäologin gemausert. Denn wie man so schön sagt, " erstens kommt es anders, zweitens als man denkt". Und das gilt ganz besonders für Bulgarien...
Wie schon bei meinen ersten beiden Camps hatte ich erneut überhaupt keinen Schimmer, was mich beim dritten Camp - nun in meinem "Heimatort" Varna - erwarten würde. Dieses Mal war ich allerdings schlauer gewesen und hatte mir gleich bei der Ankunft der ersten Freiwilligen am Bahnhof ein so genanntes "information sheet" ausgeliehen. Ich war mehr als erstaunt, als ich las, dass es sich hierbei um ein internationales archäologisches Workcamp im botanischen Garten von Varna handeln sollte.
Das sollte für mich also nun nochmals körperliche Arbeit und internationaler Austausch bedeuten. Anders jedoch als beim letzten Camp waren die Freiwilligen mehr aus dem osteuropäischen Teil Europas. So hatten wir Freiwillige aus Russland, Belgien, der Slowakei, Frankreich, Portugal, Tschechien, Österreich, Deutschland, Polen, Serbien, Lettland, Schweden und natürlich Bulgarien.
Routiniert durch das letzte Workcamp machte ich mich nun einmal mehr mit Spitzhacke, Axt, Schaufel und diesmal auch Spachtel ans Werk, um mit den anderen Freiwilligen und professionellen Archäologen des regionalen historischen Museums eine römische Siedlung, samt Grabkammer freizulegen und sie von Erde und jeder Menge Pflanzen zu befreien.
Und ich wurde sogar fündig: Nachdem ich mich schon enttäuscht mit dem Gedanken angefreundet hatte, wie viele andere Archäologen ein erfolgloses Dasein zu fristen, fand ich vorgestern tatsächlich einen großen römischen Topf zur Aufbewahrung von Brot und anderen Nahrungsmitteln (Na ja, zwar kein Gold, aber immerhin etwas :-).)
Wegen der praktischen Lage am Meer nutzten wir natürlich nach der Arbeit jede Minute, um so schnell wie möglich an den Strand zu kommen oder im nahegelegenen Varna shoppen zu gehen. Doch auch der kulturelle Aspekt sollte nicht zu kurz kommen: neben dem Besuch des archäologischen Museums lernten wir die ungewöhnliche Methode kennen, ein Kloster direkt in einen Berg zu bauen (Aladsha Kloster) und besichtigten den ungewöhnlichen Steinwald, der offenbar nur von Mutter Natur (das heißt durch die Aufschichtung verschiedener Erdschichten) erschaffen wurde.
Neben den Bauchtänzerinnen an dem feuchtfröhlichen Geburtstag eines Freiwilligen in einem traditionellen bulgarischen Restaurant wurde vor allem der Tanz in einer Gay-Bar von allen zum Höhepunkt des Camps erkoren. Und so wundert es nicht, dass für mich diese drei Wochen wie im Flug vergangen waren und ich mich jetzt schon wieder auf mein neues Projekt - ein internationales Youthfestival in Sandanski - vorbereiten kann.
Neben jeder Menge Erfahrung auf archäologischem Gebiet kann ich nun vor allem auf einen wahnsinnig guten Gruppenzusammenhalt zurückblicken.
Mit allerliebsten Grüßen und Münzen aus dem 4. und 5. Jahrhundert n. Chr. (die ich allerdings leider nicht behalten darf) verabschiede ich mich nun und hoffe auf ganz viel neue Post von allen, die mich gern haben :-).
Eure bulgarische Annika