Auf nach Estland, bzw. Riga!?/Off to Estonia, or Riga?!
Meine erste Woche in Estland./ My first week in Estonia.
Ich startete meine Reise ins Ungewisse am 31.08.2017, einen Tag früher als notwendig. Offiziell begann mein Projekt am 01.09.2017, doch es war einfacher einen Tag früher zu fliegen. Je näher meine Abreise rückte, desto unsicherer wurde ich. Am 27.08 verabschiedete ich mich von den meisten meiner Freunde mit einer kleinen Party. Der Abend war schön, der Abschied weniger. Am Montag danach, dem 29.08, begann ich meine zwei Koffer zu packen. Trotz guter Vorbereitung war dies eine schwierigere Aufgabe als gedacht. Wie soll man auch alles für ein Jahr in 40 kg packen? Die letzten Tage vergingen wie im Flug. Ich verabschiedete meine Familie und verbrachte so viel Zeit wie möglich mit meinen Lieben. Doch am 31.08 war es so weit. Um 6:45 Uhr bestieg ich mit meiner Familie das Auto und fuhr nach Bremen, denn von dort aus würde mein Flieger gehen. Ankommen, Koffer abgeben, essen und dann war es schon so weit, ich musste mich verabschieden. Seltsamerweise viel mir der Abschied relativ leicht, wirkte etwas surreal. Ich hatte nicht genug Zeit, um zu verarbeiten, dass ich diese Menschen für eine lange Zeit nicht mehr sehen würde. Um 10:50 Uhr hob mein Flugzeug ab und meine Reise hatte offiziell begonnen. Trotz meines „flugallergischen“ Magens verlief der Flug unproblematisch und ich landete um halb zwei Ortszeit mit einem flauen Gefühl im Magen in Riga. Für alle die sich immer noch fragen: „Warum Riga? Sie will doch nach Estland?“ Das stimmt, doch mein neues zu Hause liegt nah an der lettischen Grenze, weshalb sich der Flug nach Riga anbot.
Ungeduldig und sehr nervös durchlief ich die vielen Stationen des Flughafens. Als ich durch die Türen des Ankunftsterminals trat, wurde ich sogleich herzlich und freundlich von meinen beiden Tutoren Liisi und Tiiu begrüßt. Beide können sehr gut Englisch und so begann sich schon mal der erste Knoten der Aufregung zu lösen. Die knapp sechsstündige Fahrt nach Estland war entspannt und locker. Wir unterhielten uns, wir hielten bei ein paar Läden an und viel zu früh kündigte Tiiu die estnische Grenze an. Mit dem Überqueren der Grenze kam mein mulmiges Gefühl zurück. Wie wird es wohl aussehen? Werde ich mich wohlfühlen? Was mache ich am Wochenende? Doch in meinem neuen Zuhause angekommen, beruhigte sich alles. Sie führten mich in meinem kleinen Wohnheim herum, zeigten mir alles und ich wurde prompt am nächsten Tag zu einer Einschulung eingeladen. Als sie gegangen waren packte ich meine Sachen aus und schickte ein Lebenszeichen an meine Familie. Ich war nun hier, das Abenteuer konnte beginnen!
Ich war kaum alleine an meinem ersten Wochenende. Ich wurde durch den Ort geführt, vielen neuen Menschen vorgestellt und oft eingeladen. Am Freitag durfte ich mit Tiiu und ihrer Familie nach Pärnu fahren, wo wir den Strand besuchten und Essen gingen. Samstag bot sie mir an mit auf eine Geburtstagsfeier zu kommen, was ich erleichtert annahm. Obwohl ich natürlich nicht viel verstand und auch nicht viel redete, war es spannend die Bräuche einer anderen Kultur mitzuerleben. Gegen Abend tauten viele der Esten auch auf und versuchten sich an ein paar Englische Wörter aus ihrer Schulzeit zu erinnern. Allein das machte mich sehr glücklich. Ich hatte kein perfektes Englisch erwartet, doch es war schön, dass sie mit mir kommunizieren wollten. Der Wille zählt! Mein Sonntag verlief bis auf einen Spaziergang mit Liisi eher ruhig, so hatte ich Zeit mich erst mal einzugewöhnen und auch mal allein zu sein.
In meiner ersten Arbeitswoche wurde noch nicht viel von mir verlangt. Mir wurden die Abläufe gezeigt und erklärt, so dass ich ein Bild von meinen möglichen Aufgaben bekam. Hier und da konnte ich schon mal mit anpacken und helfen. Unter anderem mussten wir auch nach Viljandi, die nächste große Stadt, fahren um meinen estnischen Personalausweis beantragen und ein Konto eröffnen. Am Montag wurde mir dann auch meine Mentorin Kersti vorgestellt. Sie selbst hatte ein Jahr im Ausland verbracht und wusste somit wie man sich fühlt und welche Probleme es vielleicht geben würde. Ihre „Aufgabe“ war also, meine Ansprechperson außerhalb der Arbeit zu sein. Wenn ich zum Beispiel jemanden zum Übersetzten brauche, kann ich sie fragen. Doch auch meine Tutoren stehen mir zur Verfügung, wenn ich Fragen habe. Am Donnerstag gab es im Youth Center eine kleine Willkommensparty, bei der alle meine Kollegen und ein paar Kinder aus dem Youth Center anwesend waren. Sogar der Bürgermeister schaute vorbei. Tiiu stellte mich ausführlich vor, ich richtet ein paar Worte an die Anwesenden und danach saßen wir alle gemütlich bei Kaffee zusammen. Mit der Hilfe von Tiiu konnten die anderen mir Fragen zu meinem Leben und auch zu Deutschland stellen, wobei meine Antworten natürlich auch wieder von Tiiu übersetzt wurden. Es war ein lustiges hin und her und sehr interessant, mehr über die fremde Kultur zu erfahren und selbst berichten zu können.
Den Rest der Woche verbrachte ich mit kleinen Erkundungstouren durch das Städtchen, einem Besuch des örtlichen Schwimmbads zusammen mit Liisi und ihren Kindern und Besuchen bei Tiiu, der ich gerne half das Zimmer ihrer Tochter zu renovieren. So ging meine erste Woche in Estland sehr schnell vorbei. Ich hatte Viel erlebt und natürlich auch viel Neues kennengelernt. Ich war fasziniert von der Natur, denn diese hörte gefühlt nirgends auf. Wunderschöne grüne Landschaften so weit man blicken konnte. Auch Abja und seine Bewohner hatten es mir angetan. Für mich als Stadtkind war die Größe des Städtchens natürlich sehr ungewohnt, doch man hatte hier eigentlich alles, was man brauchte. Es gibt viele Möglichkeiten seine Freizeit zu gestalten und soziale Kontakte zu knüpfen. Der schon von meinen Vor-Freiwilligen angepriesene Secondhand Laden war einfach zu günstig, um nicht ständig vorbeizukommen und etwas zu kaufen. Was mich ebenfalls begeisterte war, dass fast jeder hier einen Garten hatte, seine eigene Nahrung anbaute und viel selbstgemacht wurde. All das war in einer großen Stadt zwar nicht komplett unmöglich, doch eher selten. Somit konnte ich nach einer Woche erleichtert feststellen, dass ich mir die Sorgen und das Grübeln vorher auch hätte sparen können. Estland ist einfach schön!
English:
I started my journey into the unknown on the 31th of August 2017, one day earlier than necessary. My project officially began on the 1st of September, but it was just more convenient to take a flight one day before. The closer the departure came, the more uncertain I became. At the 28th of August I said good bye to most of my friends by having a small party. The evening was lovely, the good bye wasn't. On the Monday after that, the 29th, I started packing my two cases, what turned out to be more difficult than expected, even tough I already prepared a lot. But how are supposed to pack everything for one year into 40kg? The last days passed very fast. I said good bye to my family and spent as much time as possible with my loved ones. But on the 31st of August it was time, time to go on an adventure. At 6:45 I got into the car with my family and we took off to Bremen, because that's where my flight would depart. We arrived, checked in the luggage, ate and than it was time to say good bye, again. Oddly it wasn't as hard for me to say good bye as I had expected it to be, it was just too unreal. I didn't have enough time to process that I won't see these faces in a long time. At 10:50 my aircraft took off and my journey started officially. Even tough I have a “flightallergic” stomach, the flight went alright and I arrived at half past one local time with a very uneasy feeling in Riga. For everyone who is still wondering: “Why Riga? I thought she goes to Estonia?” Yes, I am going to Estonia, but since my new home is very close to the Latvian border, it didn't matter where I would arrive, either in Tallinn or in Riga.
Impatiently and nervously I walked through the different stations of the airport. As I walked through the doors of the arrival terminal I have directly been greeted by my tutors Liisi and Tiiu. Both were very good in English and because of that my uneasiness started to dissolve. The car ride to Estonia was about six hours long and I felt very comfortable. We talked, stopped at some shops and way to early Tiiu announced that the Estonian border is ahead. By crossing the Estonian border my feeling of uneasiness came back. How is it going to look like? Will I feel comfortable? What will I do at the weekend? When we arrived in my new home, my nerves calmed down. They showed me the dormitory and my room and promptly invited me to the first day at school the next day. After they had left, I started to pack out my cases and sent a sign of life to my family. I was there now, the adventure could begin!
I was hardly alone on my first weekend. They showed me the town, introduced me to everybody and invited me to come with them everywhere. On Friday I accompanied Tiiu and her family on a trip to Pärnu, where we had a walk along the beach and ate in a American restaurant. On Saturday they offered me to come to a birthday party with them and I agreed relieved to have something to do. Even tough I didn't understand and talk much, it was interesting to witness the rites of another culture. In the evening everybody got a bit more courageous and they tried to talk in English with me. This made me very happy. I didn't expect that they would speak perfect English, so it was nice that they tried to communicate with me. No matter how! My Sunday was rather silent besides a small walk with Liisi around town, but this gave me an opportunity to acclimate in my new environment.
They didn't expect much from me in my first week at work. They showed me everything and explained how thing where done. Sometimes I could assist and do some small task like creating a poster or preparing a workshop. Moreover we had to go to Viljandi, the next big city, to apply for my Estonian ID card and a bank account. On Monday I met my mentor Kersti. She herself was one year abroad and so she knew how you could feel and what kind of problems you might encounter. Her “task” was to be a person of contact besides work. And if for example I needed help translating something, she could help me. But also my tutors are there for me all the time. On Thursday there was a small welcoming party in the Youth Center, where all my colleges and some kids from the Youth Center attended. Even the major dropped by. Tiiu presented my, I said some words and then we sat together with some cookies and coffee. Through the help of Tiiu others could ask me questions about my life and Germany, whereas my answer had to be translated again of course. It was a funny back and forth, but also very interesting to find out more about their culture and tell about mine.
I spent the rest of the week with small scouting expeditions through the town, a visit in the local pool together with Liisi and her children and visits at Tiiu's house, whom I helped to renovate her daughter's room. Therefore my first week in Estonia faded away very quickly. I experienced a lot and learned new things. I was fascinated by the never-ending nature. Beautiful green landscapes wherever you see. But also Abja and its residents were already special for me. As a child that grew up in a big city I wasn't used to the small size of the town, but even though it's small you have everything you need. There are many possibilities to spend the leisure time and get to know people. Another highlight is the already recommend secondhand shop, which was just too cheap to walk by and buy nothing. Another aspect that amazed me was that almost everybody in Abja has a garden, grows their own food and does a lot of handicrafts. All this is not entirely impossible in a big city, but rather seldom. Therefore I detected after this first week, that I could have spared the worries and pondering before my departure. Estonia is simply beautiful!
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