Auf einen Walzer? – Die Wiener Balltradition
Über die Wiener Balltradition und wie kommen die zahlreichen Bälle bei den Jugendlichen an?
Wer kennt ihn nicht? Der wohl bekannteste Ball Österreichs: Der Wiener Opernball. Alljährlich findet der Opernball mit zahlreichen prominenten Persönlichkeiten aus der ganzen Welt im prächtigen Ballsaal der Wiener Staatsoper statt. Eine detailreiche Planung sowie eine strenge Kleiderordnung für Frauen in langen Abendkleidern und für Herren im schwarzen Frack sorgen dafür, dass der Wiener Traditionsball von Jahr zu Jahr seinen Zauber behält. Jedoch beginnt eine Eintrittskarte ab 290 € pro Person und ist somit nicht für jeden erschwinglich. Umso wichtiger ist es, dass während der Ballsaison, die üblicherweise im ersten Quartal eines Jahres stattfindet, günstigere Alternativen für ein breiteres Publikum zur Verfügung stehen.
So werden neben dem Opernball unter anderem der Zuckerbäckerball in der Hofburg, der Bonbon-Ball im Wiener Konzerthaus, das Elmayer-Kränzchen in der Hofburg, der Ball der Wirtschaftsuniversität Wien, der Blumenball im Wiener Rathaus, der Kaffeesiederball sowie der Ärzteball in der Hofburg veranstaltet. Auf eine ähnlich lange Tradition wie der Opernball blickt auch der Zuckerbäckerball, der wie der Namen erahnen lässt von den bekannten Konditoren Wiens unterstützt wird. Als besonderes Schmankerl existiert bei diesem Ball eine Tombola, die zahlreiche handgemachte Pralinen, Kuchen und mehrstöckige Torten verlost. Das Elmayer-Kränzchen ist das Tanzhighlight der traditionellen Tanzschule Elmayer, die sich seither im ersten Bezirk befindet und sich als höchste Institution der Tanz-Etikette deklariert. In einer herrlichen Blumenpracht erstrahlt der Ballsaal des Wiener Rathauses während des Blumenballs, der durch das Magistratamt 42 „Wiener Stadtgärten“ ausgetragen wird. Hingegen der Kaffeesiederball in Anlehnung an die Wiener Kaffeehauskultur prachtvoll in der Hofburg stattfindet. Neben diesen großen Bällen finden aber auch zahlreiche kleinere Bälle statt, die zumeist von den diversen Wiener Tanzschulen initiiert werden. Als ansprechende Location dienen die zahlreichen Palais der Stadt, wie beispielsweise das Palais Ferstel oder Auersberg.
Doch wie kommt diese Altwiener Tradition bei der jungen Generation an? Zahlreiche Schulen veranstalten jährlich einen schuleigenen Ball, der eben dieser Tradition analog folgt. Ebenso findet zu jeder Jahrgangsverabschiedung während der Zeugnisübergabe bei den meisten Schulen ein Abschlussball statt. Demnach werden die Wiener früh an die Balltradition herangeführt. So verwundert es auch nicht, dass viele gänzlich ungezwungen mehrere Tanzkurse bei einer Tanzschule absolvieren und die Ballsaison (Jänner bis März) für sich nutzen. Ähnlich sieht es auch bei den Studierenden aus. Auch wenn an den Unis nicht nur Österreicherinnen und Österreicher studieren, finden sich dennoch während der Saison zahlreiche einladende Ballplakate an den universitären schwarzen Brettern. Schließlich kann ein solcher Ball auch oder gerade eben für einen Nicht-Wiener ein Erlebnis sein.
In der Regel läuft ein solcher Ball auch nach einem bestimmten Schema ab. Beginnend mit dem Einmarsch der Vortänzer meist in einer Fächerpolonaise folgt darauf eine eigens für den Ball entworfene Choreographie. Darauf wird der traditionelle Eröffnungswalzer getanzt, der auf keinem Ball fehlen darf. Dresscode ist hier übrigens bei den Vortänzern immer schwarz-weiß, außer der Ball steht unter einem bestimmten Farbmotto. Nach dem Walzer werden alle Gäste zum Walzertanz aufgerufen und es werden den ganzen Abend verschiedene Tänze zu jeweilig passender Musik getanzt. Kurz vor Mitternacht gibt es die sogenannte „Mitternachtseinlage“, die meist aus verschiedenen Formationstänzen besteht. Um Punkt Mitternacht kommt es zur Mitternachtsquadrille, bei der per Ansage verschiedenen Tanzschritte vollzogen werden. Häufig folgt bei vielen Bällen, gerade mit jüngerem Publikum, ab einer gewissen Uhrzeit eine Disko während man ungezwungen feiern kann. Einen Ball verlässt man zu früher Morgenstunde und häufig wartet am Ausgang ein gesponsertes Frühstückssackerl mit Semmel und Kipferl sowie für die Damen eine Damengabe, die meist aus Schmuck besteht, auf einen. Schade, wer dieses traditionelle Kulturgut an sich vorbei tanzen lässt.