Athina und zurueck
May_ ist von ihrem Midterm-Meeting aus Athen zurück und hat die guten Seiten ihres Projekts schätzen gelernt. Außerdem ist sie fleißig am Griechisch lernen, mit einigen Tricks.
Ich bin von meinem Midterm-Meeting, das zwar nicht wirklich in der Mitte meines Aufenthalts liegt, aber gut, in Athen zurück =). Auch wenn das Seminar an sich nicht wirklich sooo interessant war (aber gut, war ja auch alles nicht mehr neu) und das Hotel nur vier Sterne und keinen Milchreis zum Frühstück besaß, hab ich den Aufenthalt in der Großstadt genossen. Natürlich war es auch toll, die anderen Freiwilligen vom On-Arrival-Training (es waren allerdings nur 13 da, davon vier aus meiner Organisation) wieder zu sehen und zu hören, was sie zu berichten hatten.
Gleichzeitig war auch das On-Arrival für die Neuankömmlinge, von denen erstaunlich viele aus Deutschland oder Österreich stammen - und ich dachte, ich wäre eine Ausnahme... Durch das Seminar ist mir auch zum ersten Mal richtig klar geworden, dass ich wirklich Glück mit meinem Projekt habe. Meine Coordinating Organisation ist nett, fast überfürsorglich, die Kindergärtnerinnen sind ebenfalls sehr freundlich, die Kinder mögen uns und wir sind beschäftigt. Unsere Wohnung ist geräumig und ohne unerwünschte Haustiere (außer Boris, der allerdings von einem Drittel der Bewohner gemocht wird) und wir verstehen uns. Nix Besonderes, denkt man vielleicht. Von wegen. Von Korruption im Projekt, unmöglichen, in Deutschland undenkbaren Verhältnissen in Heimen, bis hin zu fehlenden Duschen, Ratten im Essen und Organisationen, die ihre Freiwilligen nicht bezahlt haben, war alles vorhanden. Ich hab also sozusagen wirklich Glück gehabt.
Nach lehrreichen Stunden, zuviel Essen, Kontaktauffrischung und wenig Schlaf, haben Annemari und ich und also wieder auf den Weg nach Vasiliko gemacht, wo wir erstmal völlig überrumpelt von ländlicher Geruhsamkeit gelangweilt und müde herumsaßen. Aber dort wartet auch eine Überraschung in Form eines mütterlichen Pakets auf dem Sofa stand. Danke Mama. (Die Rechnung hat mich zwar etwas geschockt, aber der Rest war toll.) Nach etwas unmotiviertem Aufräumen und mehreren Versuchen das Internet zu benutzen (gescheitert), habe ich mich dann entschlossen Laufen zu gehen. Ich hab nämlich in Athen wirklich billige und halbwegs brauchbare Schuhe erstanden (zusammen mit einem petrolfarbenen Blazer aus dem sagenhaften H&M, aus dem mich die anderen fast rauszerren, wer mich kennt, weiß wie so was aussieht, mussten). Jaaaa. Die gute Nachricht: Ich war Joggen. Allerdings das erste und letzte Mal. Der einzige Weg hier, durch die Felder und Obstplantagen, der halbwegs eben verläuft, ist eine einzige Müllhalde, wobei die Aussicht schön ist. Außerdem gibt es in diesem Dorf anscheinend mehr Hunde als Einwohner, von denen nicht alle hinter einem Zaun weggesperrt sind, wie ich feststellen musste. Nachdem ich dann von zwei Hunden freudig umsprungen und von vier anderen, die wohl ihr Revier verteidigen wollten, eher feindselig attackiert wurde, beschloss ich umzudrehen, wobei mir einige Leute begegneten, die mich nun nicht nur argwöhnisch wie sonst, sondern auch noch mit einem entgeisterten Gesichtsausdruck anstarrten. Na ja. Dafür fühle ich mich jetzt gut.
Morgen werden wir dann nach Velo fahren und noch den letzten Tag des Jugendaustausches dort mitgestalten, der laut der anderen Freiwilligen spannend sein muss, was bedeutet, dass wir (Goodbyeparty) wohl wieder nicht viel Schlaf abbekommen werden. Aber gut, wir haben ja das Wochenende zum Relaxen.
Ich hab heute leider festgestellt, dass sich der Aufenthalt in Griechenland negativ auf meinen Kontostand auswirkt, da ich ständig Geld abheben muss, weil 195 Euro im Monat einfach nicht genug sind. Aber ich hoffe einfach, dass ich bei meiner Rückkehr wirklich ganz schnell und lange einen Job finde und das dann wieder ausbügeln kann. Möcht ja schließlich noch ein bisschen herumreisen und mit meinen Freunden (ihr kommt in weniger als einem Monat, habe ich heute festgestellt) auch noch etwas erleben. Das Wetter ist hier immer noch gut, wir hatten heute exakt in der Stunde, in der Annemari und ich nach Vasiliko getrampt sind, Regen, es wird also herbstlich.
Im Moment frag ich mich gerade ziemlich häufig, wies auch im fernen Deutschland wohl so geht, wie meine Familie zurecht kommt und was meine Freunde machen (also her mit den Mails und Briefen und...). Irgendwie ist es schwierig, aber auch aufregend, gleichzeitig zwei Leben, zwei Bekanntenkreise, usw. zu haben.
So, das war’s dann mal wieder für heute Abend, ich will noch mein Projekt in Angriff nehmen und sämtliche Einrichtungsgegenstände unserer Wohnung mit Zettelchen, auf denen der griechische Name des jeweiligen Möbelstücks steht, versehen. Außerdem hab ich Hunger und bin (kein Wunder) etwas müde und sehne mich nach meinem kuscheligen Bett und meinem Buch. Kalinichta also.