Asyl in Litauen I – Lieber nichts sagen?
Vor einiger Zeit ist in der österreichischen Zeitung „Der Standard“ ein Artikel über eine Flüchtlingsunterkunft erschienen. Da ich bei einem Radio arbeite, habe ich mich sofort darüber informiert und einen Beitrag verfasst. Nicht gerade zur Freude aller...
Es kommt selten vor, dass man Neuigkeiten über Litauen in deutschsprachigen Medien findet. Wenn, dann sind sie meistens negativ und zeigen Diskriminierung, wirtschaftliche oder soziale Defizite. Auch diesmal wurde nicht gerade ein schönes Thema gefunden: die Behandlung von Asylsuchenden im Erstaufnahmezentrum Pabrade.
In Pabrade gibt es zwei Welten - zwei Gebäude. Im neu renovierten Registrierungszentrum werden neu ankommende Flüchtlinge beherbergt. Das Gebäude ist zu ungefähr einem Drittel voll. Die Flüchtlinge warten auf einen Bescheid der litauischen Behörden. Das dauert mindestens drei Monate, manche leben schon seit über einem Jahr hier. Außerhalb des Areals dürfen sich die Asylbewerber höchstens 24 Stunden am Stück aufhalten. Das Dorf hat ein paar Tausend Einwohner, viele wegen dem Militärstützpunkt. Sonst ist nicht viel los, außer das zweimal am Tag ein Bus nach Vilnius fährt.
Im anderen Gebäude – dem Internierungszentrum - werden Menschen festgehalten, die kurz vor ihrer Abschiebung stehen und ihren Asylbewerberstatus verloren haben und nun als illegale Einwanderer das Land verlassen müssen. Dafür gibt es viele Möglichkeiten: ein negativer Asylbescheid, eine Registrierung in einem anderen Land des Dublin-Abkommens, der Versuch Litauen zu verlassen. Die Zustände im Haus sind definitiv nicht regelkonform. Mit 164, statt den vorgesehenen 98 Menschen ist es stark überbelegt, Toiletten und Badezimmer dringend zu renovieren, die vorgeschriebenen fünf Quadratmeter pro Person sind, so der Vize-Leiter des Zentrums, eher drei bis dreieinhalb. Dazu dürfen die Flüchtlinge das Gelände nicht verlassen und nur drei Stunden am Tag nach draußen. In den Bereich, der separat mit Stacheldraht umzäunt ist.
Auch die Betreuung lässt zu wünschen übrig. Eine Sozialarbeiterin ist für alle 200 Flüchtlinge verantwortlich, über ihren eigenen Status wissen die meisten nicht Bescheid. Manchmal kommt ein Übersetzer zu Besuch, sonst ist im Zentrum alles auf Litauisch und Russisch. Selbst der Speiseplan. Das Gelände wird von bewaffneten Grenzschutzbeamten und Hunden bewacht. In einem Bericht der UN-Flüchtlingsorganisation von 2013 wird von psychischen und physischen Übergriffen in Pabrade gesprochen. Verantwortlich dafür fühlt sich niemand. Nur litauische Menschenrechtsorganisationen wollen darauf aufmerksam machen – scheitern aber am Desinteresse und der oft xenophoben Haltung vieler Litauer.
Als ich meinen Beitrag vorgelegt habe, wurde mir gesagt, dass diese Informationen falsch seien. Diese Journalistin wäre wahrscheinlich nie in Litauen gewesen und hätte vom UN Bericht abgeschrieben. Nach einigem Nachprüfen, von mir und den anderen, sagte man mir, dass die Informationen vielleicht stimmen, aber in einem falschen Licht dargestellt werden. Ob ich nicht noch über das Integrationszentrum in Rukla schreiben könne.
Fortsetzung folgt ...
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