Alles hat ein Ende
Fine ist zurück in Deutschland. Abschied nehmen fällt nicht leicht, schon gar nicht nach so vielen Monaten. Jetzt heißt es, sich wieder eingewöhnen und einen neuen Weg finden.
Hallihallo,
Oh Mann, ich weiß gar nicht, wie und wo ich beginnen soll. Ich sitze gerade mit meinen Eltern im voll gepackten Auto und wir sind auf dem Weg von London nach Hause. Gestern sind wir mit der Fähre von Dover rüber nach Frankreich gekommen und jetzt sind wir auf der letzten Etappe von den Niederlanden nach Berlin.
Alles ist irgendwie komisch: Das Gefühl, wieder nach Hause zu kommen und alles andere hinter sich zu lassen, Hawick, Edinburgh, die Arbeit, aber vor allem die neuen Freunde. Irgendwie sehr bedrückend und traurig. Bin also gerade nicht in der besten Stimmung.
Trotzdem, in den letzten Wochen war unheimlich viel los, hier also der Bericht:
Kate, Common-Riding und Fußball-WM
Wenn ich mich richtig erinnere, endete mein letzter Eintrag damit, dass die Highlandgames in Hawick waren. Die Woche darauf kam dann Kate zum Arbeiten zu John. Sie hatte schon vor zwei oder drei Jahren für John gearbeitet und er wurde nie müde, uns über die wundervolle Kate zu berichten, ihr hat er sozusagen auch sein Pferd zu verdanken. Wir, Kay, Maria und ich, waren also ein bisschen skeptisch der ganzen Sache gegenüber. Letztendlich stellte sich Kate aber als eine supernette, interessante und ein bisschen verplante Person heraus. Rundherum sympathisch. Es ließ sich auch gut mit ihr arbeiten und die Woche Anfang Juli war voll davon.
Am 8.6. ging es zum Beispiel in die Nähe von Stirling zu einem Kutschfahrt-Wettbewerb für behinderte Fahrer. John war mit von der Partie. Der Tag war ganz okay, wenn auch ziemlich lang. Am Freitag hab ich sozusagen gestreikt (ich hatte eh in vier Tagen über 40 Stunden gearbeitet) und habe am Freitagmorgen die Geschehnisse rund ums Common-Riding beobachtet. Lange hielt mich allerdings nichts in Hawick, also bin ich los nach Edinburgh und dort wurde erstmal das Eröffnungsspiel der Fußball-WM geguckt. Madlen war danach voll im Fußball-Fieber (schön angesteckt), Anna hat die ganze Sache eher gelangweilt betrachtet (Österreich war ja nicht dabei) und wurde später zum Schweden-Fan. Die Deutschlandspiele haben wir von da an in der Konstellation Siri-Madlen-ich plus eine gelangweilte Ösielfe geguckt. War immer ziemlich witzig und nervenaufreibend.
Tini kommt und es geht nach Irland
Nach meinem langen Wochenende hab ich noch ein paar Stunden gearbeitet und bin dann am Dienstag direkt wieder zu Madlen gefahren. URLAUB - Yeah! Am Mittwoch hab ich die Tini aus Glasgow abgeholt und am Donnerstag machten wir die übliche Touri-Tour und hoch zum Arthurs Seat. Puh, anstrengender Aufstieg, aber sehr lohnend. Freitag sind wir mit Madlen zum Strand nach North-Berwick gefahren und am Abend kurz mit Anna und dem Spanier in den Pub. In der Nacht zum Samstag sind wir von Edinburgh nach Belfast geflogen und haben dort Sightseeing gemacht und Sonntag ging es weiter nach Dublin. Dort hat es uns echt super gut gefallen, wir haben uns die Füße wundgelatscht und die Stadt in vollen Zügen genossen. Leider war alles viel zu schnell vorbei und am Mittwochmorgen musste Tini wieder zurück nach Berlin und ich nach Hause nach Edinburgh.
Letztes Wochenende „Alltogehter“
Am Freitag war ich zurück in Hawick und habe eine Runde gearbeitet. Ich musste ja meine Sachen waschen. Bevor ich dann aber wieder zurück nach Edinburgh fahren konnte, zum letzten gemeinsamen Wochenende mit Anna, durfte ich erstmal ein paar Stunden in der Notfallambulanz in Galashields zubringen - hatte mir bei einer blöden Aktion den linken Zeigefinger im Rollstuhllift im Auto eingeklemmt - Aua! War aber Gott sei Dank nicht so schlimm, wie es zunächst aussah. Das ewige Warten im Krankenhaus war viel ätzender als der eigentliche Unfall. Ich hasse die NHS!
Nun gut, in Edinburgh haben wir also den üblichen Mist gemacht: lange geschlafen, unsere Blödliste voll geschrieben, Fußball geguckt und im Park gesessen, wobei Siri bei einer blöden Aktion die Tasche geklaut wurde, Bravo! Alles in allem aber ganz unspektakulär. Aber schon jetzt fehlt mir diese wochenendliche Routine.
Die letzte Woche in Hawick
Ja, und dann war sie da: die letzte Woche auf der Arbeit und in Hawick. Wobei ich am Dienstag noch mal kurz zu einem Gespräch mit CSV nach Glasgow musste und mich am selben Tag von der Anna verabschiedet habe, traurig traurig.
Am Mittwoch ging’s dann mit John wie immer zum Driving for Disabled. Eine Abwechslung war allerdings, dass wir zu einem Schloss gefahren sind, wo Eisessen angesagt war (hatte ich erwähnt, dass das Wetter in Schottland überraschend gut war?) War also ein ganz netter Abschluss.
[imf 7 left]Donnerstag war dann mein letzter Tag und irgendwie war es schon komisch. Das letzte Mal mit Kay arbeitet, das letzte Mal zu Farmfoods Milch kaufen, das letzte Mal in dem grünen Ungeheuer fahren, das letzte Mal zu den Pferden fahren.
Abends kamen meine Eltern. Irgendwie musste ich ja meine ganzen Sachen nach Hause bekommen. Die beiden haben das mit einem Campingtrip durch das United Kingdom verbunden, deshalb war das Auto auch schon zum bersten voll. Sie haben noch drei Nächte in meinem Flat in Hawick gehaust und sind ein bisschen herumgefahren (Carlisle und Hadrians Wall) und am Sonntag, dem 2. Juli habe ich meinen Freiwilligendienst dann offiziell beendet und Hawick verlassen. Davor habe ich mich natürlich von allen verabschiedet: Ziemlich bedrückend, schließlich werde ich die Leute wahrscheinlich so schnell nicht wieder sehen. Sonntag sind wir nach Edinburgh gefahren, wo mich meine Eltern abluden und ich mich erstmal bei Madlen einnistete. Montag bin ich dann noch mit meiner Mutter und Madlen shoppen gewesen und dann sind meine Eltern wieder Richtung Süden gefahren.
Die letzte Woche in Edinburgh
Und dann folgte eine Woche Faulenzen bei Madlen. Ihre Mutter war auch zu Besuch, also haben wir zu dritt in ihrem kleinen Zimmer über dem Behindertenwohnheim gehaust. War ziemlich witzig. Siri kam auch immer wieder zum Fußball gucken vorbei. Am Mittwoch war ich mit Manuel und Jaime im Tron und Cabaret Voltaire, Donnerstag sind wir (Madlen mit rotem Gesicht, ihre Mutter frohen Mutes und ich mit dollem Heuschnupfen) Arthurs Seat hoch gestapft. Oh Mann, war das anstrengend! War auch noch der heißeste Tag überhaupt. Wir also lebensmüde raufgeklettert und dann zurück Zuhause nur noch ins Bett. Ich war so tot, die Nacht davor war ich ja bis spät mit den Spaniern weg und bin erst morgens zurück zu Madlen gekrochen. Der Freitag wurde dann eher ruhig. Wir waren mit der Siri Pizza essen und später wieder mit Manuel und Jaime im Tron. Wir haben schön gelacht. Habe also „Goodbye“ zu unserem Stamm-Pub gesagt.
Samstag war ich bei Jaime; Tschüss-Sagen, dass gleiche dann abends mit der Siri. In der Nacht haben Madlen und ich ihre Mutter zum Bus nach Glasgow gebracht und ich bin selber morgens um zehn in den Zug nach London gestiegen. Total übermüdet und ganz schön deprimiert. Ich habe dann meine Eltern in London wieder getroffen und wir haben noch einen Tag dort verbracht.
Ich werde mich wohl in ein paar Wochen wieder melden, wenn ich weiß, wie es so weitergeht, mit Studium, dem Sommer und dem Leben so im Großen und Ganzen.
Also, bis denne, die Fine, wieder aus der Heimat