Alle Wege führen nach ROMA!
Diesmal Ferien in der Ewigen Stadt mit straffem Programm und Kuriosem wie dem Gay Pride oder verrückten Spaniern.
So, da bin ich wieder, weiß wie eh und je - sprich, man sieht mir nicht unbedingt an, dass ich in Rom gewesen bin, bei strahlendem Sonnenschein fast jeden Tag.
Aber, wie es sich für eine genaue Person wie mich gehört, schön der Reihe nach. Am Dienstag fuhr ich am Nachmittag meine Freundin und Kollegin Else-Marthe Sørlie Lybekk besuchen, die lange Zeit auch beim HC Leipzig Handball spielte, jetzt arbeitet sie aber in einer Organisation gegen Magersucht bei Mädchen im Leistungssport. Es war ein sehr schöner Nachmittag und Abend mit ihr, ihrer kleinen Tochter und ihrem Mann Preben und zum Schluss habe ich von ihr als Abschiedsgeschenk ihr Trainingsshirt bzw. Trainingsniki von den Olympischen Spielen in Peking bekommen, da sie ja auch lange in der Norwegischen Nationalmannschaft spielte. Wir haben auch das Fußballspiel Norwegen gegen Litauen angeschaut, eine einzige Farce! Spätestens nach diesem Spiel sollte es die 90% Norweger nicht mehr geben, die glauben, Norwegen schaffe es íns Finale der EM - sie schaffen es wahrscheinlich nicht einmal in die erste Runde!
Donnerstag, 9. Juni, 6h10 klingelte mein Wecker und kurze Zeit später machte ich mich auf zum Flughafen Moss-Rygge und während der Busfahrt unterhielt ich mich sehr nett mit dem gebürtigen Somalier Aden, der seit über 20 Jahren aufgrund des Bürgerkrieges in seinem Heimatland in Norwegen lebt. Als mein Flugzeug dann in Rygge landete, dachte ich mir nur, so müde sehe ich nächste Woche auch aus, wenn ich aus Rom wiederkomme, denn dieses Flugzeug fliegt immer früh 6h50 aus Rom los und ist kurz vor 10 in Oslo. Im Flugzeug saß ich dann neben Ludovico und Laura aus Neapel. Ludovico hatte ich am Busterminal in Oslo etwas geholfen, da die Englischkenntnisse der Italiener noch schlechter sind als die der Spanier. Laura hingegen arbeitet in Oslo beim Fernsehen und schneidet die Sendungen oder Filme. Beide reisten zurück nach Neapel, um beim Referendum 2011 abzustimmen: 1. gegen die Atomkraft, 2. für weiterhin kostenloses Wasser und 3. für die Gleichheit aller Politiker vor dem Gesetz wie alle anderen Menschen auch (und das in einem europäischen Demokratiestaat!!!). Man konnte sì oder no für alle drei stimmen, aber nicht no für zwei Dinge und sì für das letzte. Deshalb endete das Referendum für Berlusconi am 12. und 13. Juni dann auch in einem Desaster, alle wollen ihn ja endlich verurteilt sehen, auch wenn vielleicht nicht alle den Atomausstieg wollen. Und was das Wasser betrifft, im Laufe der Woche habe sogar ich festgestellt, dass Italiener nicht mit Wasser umgehen, geschweige denn es sparen können.
Wie auch immer, ungefähr eine halbe Stunde eher als geplant (Ryanair ist ja die pünktlichste Fluggesellschaft Europas, weil die Flugzeiten immer viel zu lang angegeben werden und man somit im Falle einer Verspätung immer noch pünktlich ankommt - psychologisch vielleicht doch ganz wertvoll?) kam ich dann in Roma Ciampino an, dem kleineren der beiden Flughäfen, aber näher an der Stadt und sehr viel übersichtlicher als der Hauptflughafen Fiumicino Leonardo da Vinci.
Ja, und dann kam die Pattl, meine Freundin bereits aus Kindergartentagen, durch die Tür und wir konnten uns endlich, nach fast einem Jahr, wiedersehen und in die Arme schließen! Kaum aus dem Flughafengebäude raus, schwante mir schon, dass es doch heiß in Rom ist, dabei war es laut Pattls Aussage an diesem Tag noch relativ kühl. Na dann viel Spaß...
Ich hatte ja die große Ehre, als erste Freundin eines Aupairs in Pattls Gastfamilie, während meines Aufenthaltes bei der Familie wohnen und mitessen zu dürfen. Die Wohnung ist sehr groß und alt eingerichtet. Pattl hat sogar ein eigenes Bad. Außerdem wohnt sie nicht weit vom Zentrum und dem Hauptbahnhof entfernt. Da Pattl ja am Nachmittag arbeiten musste, machte ich mich allein auf, die Stadt zu erkunden. Zuerst setzte ich mich, ganz dem Rat meiner Oma entsprechend, in einen Stadtrundfahrtbus, was ganz informativ war, außer dass die Informationen teilweise an der falschen Stelle kamen. Zwei Stunden dauerte dieses Vergnügen. Dann lief ich zum Pantheon, einem heidnischen Tempel, der dann vom Papst zu einer Kirche umfunktioniert wurde. Nach langem Suchen fand ich es dann auch und man merkt dem Pantheon heute noch an, dass es nicht als Kirche gebaut worden ist und die ganzen kirchlichen Insignien wirken irgendwie deplaziert. Zurück musste ich mich dann etwas beeilen, denn plötzlich warteten alle bei Pattl zu Hause auf mich, also ihre Gastmutter und ihr Gastkind. Dies zu bewerkstelligen, war bei mangelnden Stadtkenntnissen und höchstchaotischem römischen Verkehr gar nicht so einfach. Es mag in Madrid größere und breitere Straßen geben, aber in Rom ist die Fahrweise einfach so drunter und drüber, dass man als Fußgänger höchstgefährdet ist, sodass Pattl mich in den Anfangstagen immer am Arm und über die Straße ziehen musste. Nun ja, Fazit des Ganzen war, dass ich es völlig platt, aber dennoch rechtzeitig zum Abendessen bei der Familie schaffte. Nächtigen durfte ich in Pattls Bett, während sie auf einer "äußerst dynamischen" Luftmatraze schlief, d.h., dass Pattl jeden Morgen fast wieder auf dem kalten Boden lag, weil die Matratze irgendwo ihre Luft loswerden wollte. Eventuelle Angebote, mich auf diesem Ding schlafen zu lassen, scheiterten kläglich. Morgens mussten wir meistens das Fenster wieder zu rammeln, weil die römischen Vögel sehr laut sind, also sie können ja nicht einmal richtig singen, sie kreischen einfach nur, als wär ein großer Kondor hinter ihnen her.
V e n e r d ì
Vormittags ging's mit Pattl und ihrer Aupairfreundin Sophie aus Salzburg zum Strand bei Ostia mit dem Zug. Irgendwie scheinen alle Badeorte in Italien Lido zu heißen, ich erinnere nur an Carrara vor zwei Jahren, und irgendwie sehen sie alle gleich schrecklich aus. So schön und kühl das Meer auch ist, aber so überbevölkerte Strände mit einem Haufen nerviger Händler und notgeil aussehenden Italienern (entschuldigt für den Ausdruck), die in knalligen Farben und knappen Höschen ihre angebliche Männlichkeit zur Schau stellen müssen, ist einfach nichts für mich. Wir haben es uns trotzdem so gemütlich wie möglich gemacht und ich habe mir mit Sonnenchreme und behelfsmäßigem Zudecken die Sonne von der Haut gehalten. Pattl und ich stürzten uns dann auch gleich ins kühle Nass, während Sophie sich in der Sonne aalte. Sie und Pattl sind schon so braun, das glaubt man gar nicht, während ich weißes Etwas darauf Acht geben musste, nicht rot zu werden. Als wir uns dann auf den Rückweg machten, war es im Zug schon wieder so heiß, dass wir uns gleich wieder ins Meer hätten stürzen können. Pattl zeigte mir am Nachmittag noch ein bisschen die Stadt, z.B. den überfüllten, aber sehr schönen Trevibrunnen (bei dem wir ernsthaft überlegten, nachts noch mal hinzufahren und wie in "La Dolce Vita" darin zu baden, wenn's keiner sieht). Ich machte mich dann selber noch zur Spanischen Treppe auf, wenn man diese sucht, muss man auf italienisch aber nach der "Piazza di Spagna" fragen. Dort saßen sehr viele Menschen auf den Stufen, schwirrten fliegende Händler umher und beobachteten wie immer ein paar sauertöpfische Carabinieri das Treiben. Über die Carabinieri werden in Italien übrigens Witze gemacht, wie bei uns über die Ostfriesen. :-) Danach ging's zum Vatikan, dem zweiten der drei Staaten in Rom: 1. Italien (gut, in und um Rom), 2. Vatikan und 3. den Malteserstaat, der allerdings kein Staatsgebiet hat, sondern sozusagen staatenlos im römischen Stadtgebiet schwebt. Wie bei allen italienischen Kirchen, muss man auch zum Eingang in die Petersbasilika bis über die Schultern und Knie bedeckt sein, aber in Rom herrscht dabei kaum so ein Service wie im toskanischen Siena, wo man aushilfmäßig Papier über die Schultern gehängt bekommt, in Rom wird man knallhart rausgeschmissen. Da hatte ich Glück mit meinem gerade so knielangen Kleid und dem dünnen Niki, dass ich eingesteckt hatte. Die Peterskirche ist schon wirklich sehr beeindruckend! Aber sie quillt, wie viele katholischen Kirchen, natürlich auch über vor Prunk, Gold und anderen Dingen, die nicht unbedingt dem Prinzip der Bescheidenheit entsprechen. Nichtsdestotrotz konnte ich mir die Kirche still und in aller Ruhe zu Gemüte führen, da nicht so viele Menschen da waren oder die Kirche einfach groß genug, wie auch immer. Michelangelos "Pietà" ist mittlerweile hinter einer Glaswand geschützt, da sie wohl schon mehrfachen Angriffen ausgesetzt worden war. Das i-Tüpfelchen war dann aber, dass im hinteren, für Touristen gesperrten Teil, eine bayerische Messe stattfand - ich dachte, mein... nein, ich dachte, jetzt geht's aber los! Und ich stand da und hörte zu, während die ganzen Touristen um mich herum wahrscheinlich rätselten, welch sagenumwobene Sprache dies wohl sein mag.
Am Abend trafen Pattl und ich uns wieder mit Sophie und gingen in dem kleinen "Insider"Restaurant, also angeblich für Eingeborene, "Piccolo Abruzzo" essen, aber die von mir gewünschten Gnocchi gab es leider nicht und die Minestrone war auch nicht so ganz doll, das nächste Mal nehme ich das Risotto mit Melone, wie Pattl. Vor Pattls Haustür entdeckten wir dann ein schönes kleines altes Auto und machten alberne Fotos, die ich euch bewusst nicht zeigen werde. Wie üblich ging es dann so gegen/nach 12 ins Bett, eher ist es aufgrund des Verkehrslärms (der aber immer noch leiser als der in Madrid ist) und der schwerhörigen Übermieter mit lautem Fernseher kaum möglich gewesen.
S a b a t o
Da musste Pattl vormittags arbeiten und ich zog los, um die Kuppel der Peterskirche zu besteigen, die ich am vorigen Tag aufgrund der Schließungszeiten nicht mehr geschafft hatte. Für die Kuppel benötigt man erheblich mehr Zeit und vor allem Geduld, als um in die Kirche zu gelangen. Nach einer geschlagenenen Dreiviertelstunde konnte ich endlich mit dem Aufstieg beginnen, der im Kuppelbereich dann zu einem schrägen, engen Gang wurde, bei dem einige Leute auch Kleinbei geben mussten. Der Ausblick oben war sehr schön, aber die ganzen Menschenmassen machten einem das Genießen doch etwas schwer. Schöner fand ich daher den Ausblick von unter der Kuppel in das Innere der Peterskirche mit den schönen Decken- und Wandgemälden. Nachdem ich wieder unten war, traf ich mich mit Pattl und Sophie auf der Piazza Venezia vor der Schreibmaschine, so wird das Nationaldenkmal für den ersten italienischen König Vittorio Emanuele II. scherzhaft im Volksmund genannt, wobei es auch eine Beleidigung sein könnte, denn die Römer mögen es nicht besonders. Es ist sehr protzig und überragt das gesamte Stadtbild. Wie in vielen anderen Staaten auch, gibt es hier ein Grab des unbekannten Soldaten, das Tag und Nacht, rund um die Uhr, bewacht wird, auch wenn das Tor geschlossen ist, mit ewiger Flamme noch dazu. Sophie wollte Pattl unbedingt einen Schuhladen zeigen und es waren auch ein paar schöne dabei, aber doch nicht die echten Römersandalen, die ich so sehr suche und die es vielleicht gar nicht gibt, außer in Historienfilmen. Nach getaner Schwerstarbeit im Schuhladen, bei der Sophie sich dann für ein Paar Sandalen entschied, haben wir uns ein Eis gekauft, das war lecker! Mit richtiger vollmundiger Schokolade, Mozartkugel, dunkle Schokolade, was man auch begehrt! Für mich gab's als Mittagessen noch zwei Suppli hinterher, das sind panierte Reiskugeln mit Mozarella, total lecker und ein Stück kostet nur 1€! Bedeutet bei zwei Stücken also satt sein für 16NOK! Hallo? Pattl meinte, Rom sei ja so teuer und ich bin ja auch einiges an Geld losgeworden, aber in Oslo wäre das das Dreifache gewesen, bedenkt es. Pattl und ich besuchten dann das Kapitolinische Museum auf dem, ja richtig, Kapitolhügel. Und wie heißen die sieben Hügel, auf denen Rom errichtet wurde? Wer hat im Lateinunterricht aufgepasst? Aventin, Kapitol, Caelius, Palatin, Quirinal, Viminal und Esquirin. (ich wusste auch nicht alle...) Pincio und Gianicolo gehören nicht dazu, sie wurden später sozusagen "eingemeindet". Im Museum gab es viel Interessantes zu sehen, Gemälde (u.a. von der Heiligen Familie, auf dem Josef auch mal lächelt), Skulpturen, Standbilder und eine Aussicht auf das menschenleere Forum Romanum. Vor den Stufen des Museums vor dem Reiterstandbild des Marc Aurel fand eine Hochzeit statt, aber der Bräutigum hatte a) einen schrecklichen Anzug und b) telefonierte! Über den Largo Argentino (einer Tempelausgrabungsstätte) sind wir dann zur Piazza Navona gefahren, auf der uns aber die Aussicht durch eine monströse Bühne eines russischen Kulturfestivals versperrt wurde; die Proben hörten sich aber ganz gut an. Den Abend rundeten wir mit einer kurzen Tour im Stadtteil Trastevere ab, auf dem Platz vor der ältesten Kirche Roms, Santa Maria in Trastevere. Eigentlich wollten wir es an diesem Abend auch zum Circus Maximus schaffen, wo der Schwulentag mit einem Konzert von Lady Gaga stattfand. Diese Künstlerin ist zwar überhaupt nicht mein Fall, aber wir wollten uns einfach mal das Spektakel ansehen, da die Dame aber nur vier Lieder spielte, sahen wir nur noch die Menschenmassen vom Circus wieder zurückströmen. Im Bus waren wir dann in Gesellschaft illustrer Gestalten, die so richtig das Klischeebild von homosexuellen Menschen bestätigen. Das Gute an Schwulen ist, dass sie Pattl in Ruhe lassen, die Arme hat es nämlich aufgrund ihrer blonden Haarfarbe keineswegs leicht in Rom, wird ständig angemacht oder angegafft.
D o m e n i c a
Am Sonntag lag die Entscheidung zwischen Tivoli (nein, das ist kein Vergnügungspark) und Ostia Antica. Wir entschieden uns dann für Letzteres, und es hat sich gelohnt, 3,25€ zu bezahlen, mehr als die 10€ am Tag zuvor für die Kapitolinischen Museen. Ostia ist die alte Hafenstadt von Rom und Ostia Antica ist die fast komplett erhaltene Ruinenstadt. Am Anfang denkt man, man habe es nur mit einer kurzweiligen Besichtigungstour zu tun, aber dann weitet sich die Stadt in Therme, Mietshäuser, Tempel und natürlich auch Latrinen (Bilder zu letzterem sind streng geheim). Zum Glück gab es auch ein Café, sonst wären wir hoffnungslos verhungert. Aber so durch eine komplette Stadt zu gehen, durch Straßen, Häuser, über Mosaike, Plätze, das ist schon etwas Besonderes, wenn man sich vorstellt, dass die Menschen dort schon vor knapp 2000 Jahren entlang gingen. Pattl schrak einige Male gehörig zusammen, als plötzlich jemand hinter ihr stand, z.B. als ein junger Niederländer plötzlich den Ruinen entsprang, ich sah seinen Fuß schon, aber Pattl nicht und ihr gellender Schrei ließ uns alle zusammenzucken und noch Stunden danach darüber lachen. Zum Schluss mussten wir mit Trillerpfeifen von dem antiken Gelände vertrieben werden und machten uns mit dem Zug auf den Heimweg. Ich kaufte mir in einem Vespaladen eine kleine schöne Vespatasche, auch wenn ich leider nie auf diesem Kultding gesessen habe oder gefahren bin. Motorrad fahren ist in Rom sowieso sinnlos, man kommt ja nicht vorwärts. Nach Pizzaessen und einem Getränk auf der Piazza Santa Maria in Trastevere (bei dem Pattl eigentlich eine heikle Mission erfüllen wollte), ging es mit großem Wasserbauch nach Hause.
Ich glaube, es war an dem Abend, als wir auf dem Rückweg auch noch ein paar Schweden trafen, die ganz überrascht waren, plötzlich jemanden Norwegisch sprechen zu hören und noch überraschter, als ich ihnen erklärte, eben nicht aus Norwegen zu kommen, sondern aus Deutschland.
L u n e d ì
Vormittags ging's in den Carcer Mamertinus oder Tullianus, in dem seinerzeit der Heilige Paulus und Petrus gefangen gehalten worden waren, aber auch andere Berühmtheiten, wie der gallische Häuptling Vercingetorix und der Numidenkönig Jugurtha. Es gibt auch ein abgesperrtes Wandstück, gegen das Petrus seinen Kopf geschlagen haben soll, sodass man heute noch die Einbuchtung sehen kann. Da muss er aber wirklich mehr als einen Dickschädel gehabt haben, sowas überlebt ja kein Mensch. Nun ja, da spricht der zweifelnde Protestant... Kaum waren wir aus dem Kerker raus, kam uns plötzlich lauthals schreiend ein Spanier mit weit ausgebreiteten Armen entgegen: "Belliiiiiiiiiiiiiiiisimma! Che beeeeeeeeeello!" und bat aufopfernd um ein Foto mit sich, einem Kumpanen und uns, wobei ich mir eher wie nettes Beiwerk vorkam, schließlich bin ich nicht auch nur annähernd blond. Nach dem Schlendern durch einen Rosengarten und dem Feststellen, dass es in Rom auch eine Kirche gibt, die San Anselmo heißt (da musste ich an meinen Mitfreiwilligen in Irland Anselm aus Herrnhuth denken), zeigte mir Pattl noch ein Geheimnis: San Pietro durchs Schlüsselloch! Zum Schluss liefen wir noch am Bocca della Verità, dem Mund der Wahrheit vorbei, wer da seine Hand reinsteckt und lügt, dem wird sie abgebissen!
Den Nachmittag vertrieb ich mir dann mit Suppli auf der Piazza del Popolo (Volksplatz), denn die geplante Engelsburgbesichtigung fiel aufgrund der Montagsschließung aus, und auf dem Pinciohügel, wo aber nur lauter Verliebte flanierten, sodass ich mich schnell deplaziert fühlte. Außerdem war ich noch in zwei Kirchen drin. Abends waren wir dann bei Pattls unermüdlich fröhlicher Aupairfreundin Magdalene aus München eingeladen, die bald nach Hause fahren sollte. Dabei trafen wir auch auf einen ganzen Bunk Sachsen, zuerst Cäcilie aus Dresden, auch Aupair in Rom, der ich erklären musste, dass "seit immer" ganz sicher kein sächsicher Ausdruck ist. Außerdem waren noch zwei Kruzianer auf Besuch in Rom, die mit meiner Grundschulklassenkameradin Clara in der Klasse waren. Rom ist eben auch nur ein Dorf. Außerdem lernte ich auch kurz Sabrina aus der Schweiz kennen, die mich mit ihrer herzlich zupackenden und direkten Art sehr an Nina Hagen erinnerte, Sabrina ist echt sehr in Ordnung! Gegen eins machten wir uns dann auf den Rückweg und mussten an der Haltestelle noch zwei aufdringliche Italiener abwimmeln, dem einen hätte ich am liebsten eine geknallt, so unverschämt, wie der die Pattl angemacht hat, ich war kurz davor, mich mit verschränkten Armen direkt vor Pattl zu stellen und hatte schon meinen finstersten Blick aufgesetzt - den wollt ihr gar nicht sehen. Jedenfalls schien das Wirkung auf den Italiener zu haben, denn als er später wieder aus seinem Lokal rauskam und die Straße an mir vorbei überquerte, winkte er ganz schüchtern und zwitscherte: "Ciao, amica!" Nee, ganz bestimmt nicht! Dem hätte ich das Fell über die Ohren ziehen können, so stinkig war ich.
M a r t e d ì
An diesem Tag ging's entsprechend spät los, bis wir beide mal ausgeschlafen hatten. Statt der sieben Pilgerkirchen (von denen ich eine, San Pietro, ja schon gesehen hatte) wurde es ein Parkbesuch in einem sehr schönen Park und einer Villa, vor der ein paar Soldaten aus irgendeinem merkwürdigen Grund (Geld...) postiert waren. Ich holte dann endlich den Besuch der Engelsburg nach, schaffte es sogar, über einen anderen Gang als die Rampe ins obere Geschoß zu gelangen, also musste ich die Rampe zum Schluss noch mal zum Hadriansmausoleum hochlaufen. Die Aussichtsterrasse war sehr schön, nur leider fing es dann an zu regnen und schwül war es obendrein, sodass ich nicht so lange dort verweilte.
M e r c o l e d ì
Pattl musste schon um 13 Uhr arbeiten gehen, und an diesem heißesten Tag in der Woche machte ich meine Monsterbesichtigungstour mit Forum Romanum, Palatin und Colloseum. Bei dem beeindruckendem Forum Romanum gilt es die Übersicht zu behalten, was wo ist, welche Ruine was. Aber es war soooo warm und kein Schatten, nirgends! Die Ruinen auf dem Palatin mit den Häusern von Augustus und Domitian waren auch noch mal sehr umfangreich und durch das Kolosseum bin ich im Prinzip nur durchgerannt, es war so warm, viele Leute und so viel zu sehen gab es da auch nicht. Die Turnierfläche hatte ich mir etwas größer vorgestellt und war überrascht, dass sie so klein und oval war. Trotz allem, an diesem Tag hatte ich das abgedeckt, was ich am meisten sehen wollte, was ich aus dem Lateinunterricht kannte.
G i o v e d ì
Obwohl wir uns schon früh hingelegt hatten, wurde die Nacht nicht sehr lang, denn wir mussten schon halb 4 Uhr morgens aufstehen, um meinen Bus von der Stazione Termini (Hbf.) zum Flughafen Ciampino eine Stunde später zu bekommen. Pattl war sogar bereit, mich bis zum Flughafen zu fahren! Mein Flug ging dann kurz vor sieben und circa drei Stunden später war ich wieder in Rygge und als ich dann kurz vor 12 endlich zu Hause in Oslo war, habe ich erst mal geschlafen, zwar nur zwei Stunden, aber ich musste ja auch nachts schlafen, um am Freitag arbeiten gehen zu können.
S o m m a r i o
Rom hat mir super gefallen, es war wunderschön dort! Ich würde gern wiederkommen und alles etwas ruhiger angehen, denn wenn man nur eine Woche hat und vor allem das erste Mal da ist, möchte man natürlich alles sehen und das bedeutet dann eben auch Stress.
Aber am schönsten war es ja, dass ich vieles davon mit Patricia erleben konnte und durch ihre Sprachkenntnisse viele (sprachliche) Hürden überwinden. Pattl und ich kennen uns jetzt schon gut 14 Jahre, das schweißt zusammen, wenn man durch Höhen und Tiefen gegangen ist.
Und es war natürlich überaus nett und nicht selbstverständlich, dass ich bei Pattls Gastfamilie schlafen und essen und auch etwas Einblick in ein italienisches Familienleben erhalten konnte.
Und zu Fragen nach eventuell schönen Italienern: Natürlich gibt es viele schöne Männer in Rom, aber der einzig wahre schöne Italiener bleibt dieser vom Lago di Ledro, an den kommt keiner ran!
Mille grazie!
Bacione und ken bremaik,
eure Henrike