Abschied
Übers nach Hause kommen.
Wenn wir einen europäischen Freiwilligendienst leisten, werden wir in der Regel vielfältig darauf vorbereitet, wie es sein wird, in einem fremden Land anzukommen. Ein Vorbereitungsseminar unserer Sendeorganisation zeigt uns, welche Probleme möglicherweise auftreten könnten und was man tun kann, wenn einen das Heimweh überkommt. Freunde und Bekannte berichten von eigenen Auslandserfahrungen und geben Tipps wie man sich am besten in einem neuen Land eingewöhnen kann. Wenn wir schließlich vor Ort sind folgt auch schon bald das „On-Arrival-Seminar“, in welchem wir unsere Schwierigkeiten oder Sorgen mit anderen Freiwilligen teilen können und Tipps von Leuten bekommen, die sich in der Materie auskennen.
Beim nach Hause kommen ist das anders.
Egal ob wir während unserem Freiwilligendienst jede Woche von Heimweh geplagt wurden oder ob wir ganz und gar in unserem „neuen Leben“ aufgegangen sind, der Abschied ist für die meisten bittersüß.
Bitter, weil nun eine Zeit voller neuer Erfahrungen, voller Freude und neuen Aufgaben zu Ende geht. Bitter auch, weil wir unsere neuen Freunde, unsere Arbeitskollegen, unsere Mitfreiwilligen und all die Menschen, die uns in diesem Jahr ans Herz gewachsen sind zurücklassen, und häufig unsicher ist, ob wir sie je wiedersehen werden.
Süß, weil wir nun nach Zuhause zurückkommen, dass uns in den Tagen in denen wir uns hilflos oder überfordert oder allein gefühlt hatten, so vertraut und so erstrebenswert schien – wie eine warme Höhle, in der man sicher ist vor der Welt, und in der man sich zurückzieht, von allem was beängstigend ist. Süß, weil wir uns auf unsere Familie freuen, auf unsere Freunde, auf all die Menschen, die immer teil unseres Alltags waren, die wir in diesem Jahr, wenn, dann nur sporadisch gesehen haben.
Das nach Hause kommen kann schwierig sein, denn so selbstverständlich es auch klingt, wir machen uns nicht immer bewusst, dass auch die Welt zuhause sich weiterdreht. Freunde sind inzwischen weggezogen, manche Leute haben sich auseinandergelebt, manche Leute haben sich verändert in unseren Familien hat sich ein Alltag eingespielt, der komplett ohne uns über die Bühne geht und in dem wir – so brutal es klingt - nicht gebraucht werden.
Nur weil wir jetzt wieder daheim sind, heißt das nicht, das wir einfach zurück in unseren Alltag kommen. Aber das ist auch gut so. Wir haben uns verändert, und so verlockend die Idee von der kuscheligen Höhle manchmal sein mag, so wäre sie auf Dauer doch ziemlich langweilig. Gut also, dass das Leben nicht stillsteht, dass es weitergeht für uns – hinaus in die Welt und um viele kostbare Erfahrungen reicher.