10-Tage Countdown
Auch für jana_e rückt er unaufhaltsam näher: der Abschied! Schon jetzt stellt sie sich die Frage, was sie wohl am meisten vermissen wird, wenn sie einmal wieder zurück in Deutschland ist. Alles nicht so einfach...
Auweia, es ist einfach erschreckend, wie die Zeit schon wieder verfliegt! Ich habe es gerade mal gezählt: Noch zehn Tage, dann geht’s wieder gen Deutschland und dann vermutlich auch erstmal für länger. :-)
Ich kann mir das noch gar nicht richtig vorstellen. Auch wenn ich mich riesig auf zuhause freue und den verplanten Sommer und überhaupt. Irgendwie ist es doch komisch, von hier weg zu gehen. Raus aus meinem kleinen Zimmerle, nachts nicht mehr die Züge und Bahnhofsdurchsagen zu hören, keine Monsterspinnen mehr in der Wohnung zu haben.
Sonntags nicht mehr einkaufen gehen zu können, die ganzen Leute und die Kinder und die Klienten auf Arbeit, oh Mann, die werden mir schon sehr fehlen. Und dann auch mit Nora zusammen zu wohnen. Ist schon komisch: Da wohnt man zehn Monate zusammen und bekommt soviel voneinander mit und dann fährt man. Irgendwie eine seltsame Vorstellung. Mir wird Tschechien schon sehr fehlen. Einfach die Kleinigkeiten aus dem tschechischen Alltag, vermutlich, die Eigenheiten der Leute hier.
Dinge, die mir jetzt spontan wahrscheinlich gar nicht einfallen, werden mir, wenn ich wieder zuhause bin einfallen und ich werde mir sagen, mann ja, das war typisch, das vermisse ich irgendwie. Einfach, bei allem die Ruhe zu behalten, dann ist der Bus weg?! Egal, irgendwann fährt ein nächster, kein Problem. Schlange im Supermarkt?! Egal, die wird auch wieder kürzer. Solche Sachen eben. Ich werde ja jetzt schon wehmütig wenn ich daran denke, Also verschieben wir das erstmal noch um ein paar Tage.
Bei mir stand ja der Ausflug zur Schmetterlingsfarm an, irgendwie war mir nicht bewusst, dass das anstrengend werden könnte, was es letzten Endes war. Zuerst gings nämlich in so einen Naturpark, der durchquert werden wollte. Was an sich schon lustig und interessant war, aber bei über 30 Grad im Schatten bin ich kein sonderlich motivierter Spaziergänger, vor allem nicht in der prallen Sonne.
Nach dem Naturpark gings weiter - zu Fuß- etwa drei Kilometer nach Franzensbad zur Schmetterlingsfarm, normalerweise auch nicht sonderlich dramatisch, aber wie gesagt, Mittagshitze und pralle Sonne, dazu nehme man noch kleine Kinder und stelle sich vor wie diese quengeln. „Mama, mir ist warm“, „Mama, ich bin müde“, „Mama, wann sind wir endlich da?“. Wenn ich die Mutter gewesen wäre... ich weiß nicht, was ich gemacht hätte. :-)
Aber an sich war der Ausflug sehr schön und interessant und hat eigentlich auch wirklich Spaß gemacht. Wahrscheinlich hätte ich noch lauter gejammert, wenn es geregnet hätte.... An diesem Wochenende war übrigens auch noch eine andere Freiwillige bei uns zu Besuch, wir waren Freitagabend auf einem Konzert und ich war aus diesem Grund zum Ausflug am Samstag auch relativ unausgeschlagen. Man geht auch nicht um drei ins Bett und steht um sechs wieder auf, aber das war mir irgendwie nicht so klar.
Die Woche ging dann relativ ruhig vorüber. Sieht man mal davon ab, dass meine Chefin mir Mails schreibt, die weder ich, noch perfekt Tschechischsprechende Leute verstehen. Ich bin mir nicht so sicher, was sie von mir will, aber ich werde es herausfinden. Ich war außerdem noch auf der Jagd nach Beurteilungen von den Projekten, in denen ich gearbeitet habe. Schön ist, dass, wenn man früh dort zum Chef kommt, und einem gesagt wird: „Es tut mir schrecklich leid, irgendwie hab ich das verlegt... kannst du morgen nochmal kommen?!“ Auch so typisch tschechisch, da passiert sowas mal, kein Problem. Für mich auch nicht. Ich hab ja Zeit. :-)
Ich habe mich auch noch mit Ivana getroffen, die Dame, der ich damals Englischunterricht gegeben habe, weil sie nach Australien geflogen ist. Das war auch sehr schön. Sie hat sich so süß gefreut, mich wieder zu sehen und ihre Enkelin war auch ganz begeistert und ich habe gelernt, dass Meerschwein auf tschechisch Morce (gesprochen Mortsche) und Hamster Krecek (Krschetschek) heißt. Man lernt eben nie aus, vor allem nicht, wenn kleine Kinder um einen sind.
Ja und sonst? Gestern und vorgestern hatte ich noch einmal Besuch aus der Familie. Meine Mama und meine Oma haben sich hierher verirrt und festgestellt, dass Plzen viel entspannter ist als Prag. :-) War ganz toll, dass sie hier waren. Erst habe ich ihnen Plzen gezeigt und gestern, also Sonntag, haben wir einen Ausflug nach Prag gemacht. Wir sind gelaufen, von der Prager Burg hinunter in die Stadt, über die Karlsbrücke, auf den Altstäder Ring und zum Wenzelsplatz, von da aus weiter zum Bahnhof. Tja leider reicht ein Tag nur, um einmal an allen Sehenswüridgkeiten vorbeizulaufen.
Für intensivere Betrachtungen benötigt man dann doch etwas mehr Zeit. Sehr zu empfehlen: auf der Prager Burg in den St. Veits Dom gehen, die Schlangen sehen länger aus als sie sind und eigentlich ist man recht schnell drin. Und wenn man dann mal drin ist, auf den Turm steigen. Die Aussicht ist sagenhaft, wenn sie einem nicht von fotografierenden Japanern oder Amerikanern verstellt wird. Nicht abschrecken lassen von den 287 Stufen, alles kein Problem!
Nun denn, diese Woche steht dann schon der erste Abschied an: das letzte Mal Clovicek, bin jetzt schon traurig. Vor allem kann ich dort nicht mal lange bleiben, um den Abschied richtig zu genießen, hab nämlich noch ein Abschlussgespräch mit meiner Chefin! :-(
So, dann auf bald!