10 Monate in 10 Liedern
Mein Leben ohne Musik - unvorstellbar. Also habe ich mal meinen Freiwilligendienst in Liedern zusammengefasst.
„I know“ – Tom Odell
Das Lied hat mich wohl die gesamten 10 Monate hier in Straßburg begleitet, in guten und schlechten Zeiten. Egal ob ich gerade mit dem Fahrrad in die Stadt fahre und mir der Wind ins Gesicht bläst, ob ich im Zug zum Seminar sitze und mich unglaublich leicht fühle oder ob ich bei einem meiner (relativ seltenen) Augenblicke von Einsamkeit und Traurigkeit in meinem Bett liege, das Lied passt einfach immer!
„Noel des Enfants du Monde“ – Jacques Lafont
Weihnachten im Altenheim ist auf gar keinen Fall deprimierend! Auch jetzt noch kommen mir die Tränen, wenn ich daran denke, wie beim gemeinsamen Weihnachtsessen im großen Saal ein Kinderchor dieses Lied sang. Zwischen etwa 100 Senioren stehen da 15 Kinder und erwärmen den Omis und Opis, deren Familienmitgliedern und uns Angestellten das Herz mit ihrem Gesang. Die Musik hat mal wieder das geschafft, was Worte oft nicht können: Menschen vereinen, Freude verbreiten, Leid und Schmerz vergessen lassen.
„Kaiserwalzer“ – Johann Strauß
Ein wunderschöner Apriltag im Europa Park: dieser Moment in dem man in einem riesigen Kettenkarussell durch die Luft fliegt und sich einfach nur frei fühlt. Der nur allzu bekannte Walzer aus den Sissi-Filmen tönt im Themenbereich Österreich aus allen Lautsprechern und passt irgendwie genau zu meinem Gefühl, einem Gemisch aus Nostalgie, Glück und Bauchkribbeln. Das Lied eignet sich übrigens auch prima als Musik zum Putzen und Aufräumen. Seltsamerweise werde ich dann aktiv und tanze im Walzerschritt durch mein Zimmer.
„Verlieben, verloren, vergessen, verzeih’n“ – Wolfang Petry
… ist der beste Song zum stillen meiner Volksfest-Sehnsucht. Während meine Freunde zuhause in Dirndl und Lederhosn auf der Bierbank stehen und Schlager grölen, sitze ich in Straßburg und mache meine eigene kleine Party (meine Nachbarn müssen mich für verrückt halten!). Dann wird auch die Freude auf den Sommer im Heimatdorf zeitweise wieder größer.
„Alexandrie Alexandra“ – Claude Francois
Meine ungarische Mitfreiwillige Dora ist der wohl größte Claude-Francois-Fan außerhalb Frankreichs. Mit der Zeit habe ich dann auch angefangen mich mit seiner Musik anzufreunden, besonders da diese von den zahlreichen Feiern mit meinen Arbeitskollegen nicht wegzudenken wäre. Dora und ich, tanzend und feiernd, zwischen unseren ca. 50-Jahre-alten Kollegen, das waren die Abende, die ich niemals vergessen werde!
„Soleil“ – Irie Révoltés
Mitte Januar hatte ich ein Seminar in der Nähe des südfranzösischen Cannes. Wir wohnten in einer Villa an der Felsküste und von jedem der Zimmer mit Balkon oder Terrasse sah man nichts als Meer. Während also im Elsass und auch in Deutschland alle bei Minusgrade froren, putzen wir bei Sonnenaufgang auf der Terrasse Zähne und sangen von der Sonne, die uns so gefehlt hat.
„You’ve got the love“ – Florence + the Machine
… bedeutet für mich Kaffee an einem Frühlingsmorgen auf der Terrasse mit Dora. Mit diesem Song kann man jeden Tag gut beginnen und seine Kräfte für die oft psychisch, manchmal körperlich anstrengende Arbeit mit unseren Omis und Opis zu sammeln.
„Teach me“ – Bakermat
Das Straßburger Festival des Artefacts mit den Hauptacts Parov Stelar, Bakermat und The Avener konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Oft denkt man sich, dass es keine besondere Kunst ist als DJ Konzerte zu geben, wenn dann aber noch Instrumente dabei sind, dann wird das ganze tausendmal interessanter. Einfach Teil der Menge zu sein und meinen geliebten Saxophon-Klängen zu lauschen, eine der besten Erfahrungen meines Freiwilligendienstes.
„Shine Kygo Remix“ – Benjamin Francis Leftwich
Das ist der Klang eines Sommers in Straßburg. Meine Lieblingsbeschäftigung in den letzten Wochen war es, mich mit Freunden, Musik und Wein/Bier ins Gras an den Kanälen zu setzen und die warme Luft zu genießen. Und jede Sekunde denke ich mir einfach nur: „Strasbourg, je t’aime.“
„Bonsoir mes Amis“ – Fréderik Mey
« Bonsoir mes Amis, il est temps que je m’en aille… »
« Gute Nacht, Freunde, es wird Zeit für mich zu gehen… »
Dieses Lied symbolisiert für mich seit „Französisch für Anfänger“ das Thema Abschied. Mir bleiben nur noch weniger als drei Wochen hier in Straßburg und es gibt keinen Tag, an dem ich nicht daran denke. Bald ist es an der Zeit meine zehn Monate in einen Koffer zu packen und nach Hause zu fahren, aber irgendwie bin ich dazu noch nicht bereit. Menschen, egal ob es meine alten Leute, meine Kollegen oder Mitfreiwilligen sind, die man kein bisschen kannte, wurden zu Freunden, die man jeden Tag sah. Wie soll ich meine Dankbarkeit in Worte fassen? Wie kann ich klarmachen, was mir diese Zeit wirklich bedeutet hat? Und wie kann ich es schaffen, nicht einen wichtigen Moment, nicht eine einzige Begegnung, jemals zu vergessen?