1. Monat in Norwegen (Teil 2)
Mojo_jojo berichtet über ihren ersten Monat in Norwegen. Die Arbeit beim Theater geht voran und erweist sich als sehr erfrischend, und auch die Freizeit kommt nicht zu kurz.
Weiter gehts mit dem ersten Monat. :D
Am Samstag (05.09.09) sind wir von Juan Carlos zum Fischen eingeladen worden. Wir sind also um 11 Uhr (wir haben diesmal nicht so lang geschlafen :D) noch mit ihm Chips und Cola einkaufen gegangen und dann mit seinem Auto und Cruizer-Musik fjordauswärts gefahren, bis zu einer Stelle wo er mit seiner norwegischen Frau (seit vier Wochen sind sie verheiratet) immer fischen geht.
Da wir nur zwei Angeln hatten haben wir uns immer abwechseln können, was auch gar nicht so schlecht war, weil ich nicht geduldig genug bin und schnell frustriert werde, wenn man nichts fängt. Und da die Thailänderinnen aus unserem Norskkurs ständig etliche Makrelen fingen, waren wir alle vier doch sehr motiviert was zu fangen. Das Wetter war ganz ok, es hat nicht geregnet, aber es war windig und kühl. Trotzdem war es wirklich gut mal einen Perspektivenwechsel zu haben, da wir, ohne Auto, doch nicht so wirklich herumkommen können.
Schließlich nach etwa eineinhalb Stunden schreit Valerie auf. Sie hat einen Fisch an der Angel. YEAH! Valerie, die eigentlich so gar keinen Fisch mag und auch keiner Fliege was zu Leide tun kann, hat ein richtig schönes Exemplar von, glauben wir, einem Schellfisch gefangen. ;)
Mit der Unterstützung von Juan Carlos wurde das Tier um sein Leben gebracht und ich (hahaha, ich bin so stolz auf mich) durfte es ausweiden und entschuppen. Wir sind noch ziemlich lang geblieben und immer wieder hat Martin den Anschein gemacht einen an der Angel zu haben, doch meistens waren es nur ekelige Schleimtiere und Seegras. Einmal hatte er dann wirklich noch einen an der Angel, aber leider war der zu klein um ihn in die Pfanne zu hauen….
Schließlich sind wir dann zu fünft (Juans Frau ist auch noch vorbei gekommen) in die Wohnung der beiden gefahren, und haben mit Bier und Pizza den Tag ausklingen lassen. Juan Carlos, ein wirklich netter Zeitgenosse, der die etwas steife Runde im Sprachkurs jede Pause immer sehr gekonnt auflockert, kaum Englisch und gar nicht Norsk kann, hat uns auf Youtube noch ein paar Videos aus seiner Heimatstadt gezeigt, seine Lieblingsbar, - Band und –Strand, und man hat wirklich gemerkt, dass er die feuchtfröhlichen Parties und die ausgelassene Stimmung, die in Mexico nun halt einfach immer vorherrscht, noch mehr vermisst als wir. :).
Am Sonntag haben wir wieder lange geschlafen und eigentlich nichts gemacht außer am Abend unseren wirklich wirklich extremst guten Fisch, von mir zubereitet, gegessen.
Montag und Dienstag ging es wieder mit Norsk los, danach bin ich wieder ins Büro und hab die Homepage der Frivilligsentralen aktualisiert.
Am Mittwoch bin ich mit Astrid und Karianne mit dem Auto nach Sandane gefahren. Ich habe mich wirklich schon sehr darauf gefreut, weil ich wieder ein bisschen mehr von dem Land sehen konnte. Wir sind also durch den Berg, über den Fjord mit der Fähre und dann vorbei am winzig kleinen Flughafen (dessen Anblick mich sehr beruhigt hat, da ich nun weiß, dass es einen Ausweg aus dieser eher verlassenen Gegend gibt ^^). Gesehen hab ich von Sandane nicht viel, außer, dass es womöglich ein wenig heller, weil nicht in einem Tal, und weitläufiger und wesentlich hügeliger ist. Das Stadtzentrum allerdings ist erkennbar (nicht so wie hier^^) und bei schönem Wetter sicher sehr nett.
Das Seminar war eigentlich eine Art Workshop bei dem es um eine Internetseite geht, auf die jeder Zugriff haben kann, und auf deren Plattform alle möglichen Kulturhistorischen Geschichten, Fakten, Sagen aber auch Bilder und Videos raufgeladen werden können, und somit für alle öffentlich zugänglich sind. So eine Art Wissensmanagement mit kulturhistorischem Hintergrund. Natürlich war das ganze auf Norwegisch, aber nachdem sie eine nette Powerpoint Präsentation hatte hab ich ungefähr mitbekommen worum es ging. Wenn ich was nicht verstanden habe, habe ich einfach Karianne gefragt, die neben mir gesessen ist, und mit der ich ziemlich viel Spaß gehabt habe.
Dann hatten wir Pause und im zweiten Teil ging es dann ein wenig praktischer zu. Wir durften unsere ersten Beiträge veröffentlichen. Also ich muss sagen, dass das Programm schon sehr deppensicher ist. Wobei es leider auch nicht so viele Möglichkeiten bietet (es akzeptiert nur .jpg als Bilddatei, was schon eher dürftig ist). Trotzdem war ich um 15 Uhr, als das Seminar zu Ende war, sehr streichfähig weil ich doppelt aufpassen musste. Auch Karianne war sehr müde und ist hinten im Auto dann lieblich eingeschlafen. Astrid hat uns dann vor der Frivilligsentralen abegsetzt und ich bin heimwärts, so sich gerade Valerie und Martin zur åpen Skule fertig gemacht haben. Ich hab mich ein bisschen hingelegt, und bin dann einen Sprung in die Schule gegangen und ein bisschen Essen zu schnorren. :)
Donnerstag hatten wir drei wieder Norsk, davor habe ich Vegard zu Schule gebracht, was wieder ein Spaß war, weil er mich strahlend begrüßt hat und wir uns darüber unterhalten haben, dass er Musik mag, besonders Klavier :)
Freitag war kein besonders erfreulicher Tag. Erst als ich an der Kirche und der Friedhof vorbeigeradelt bin ist mir erst wieder eingefallen, dass an diesem Tag ein Begräbnis eines 19-jährigen Jungen stattfinden sollte. Dieser hat nach während eines Rausches Selbstmord begangen, was so gut wie das ganze Dorf und sogar noch viele aus der Umgebung schwer geschockt hat. Die Betroffenheit von den Menschen hat mich auch sehr ergriffen, man konnte spüren, dass sie den Tod eines jungen Menschen wirklich sehr bedauern, und damit ganz anders umgehen als in einer größeren Stadt, wo man vielleicht anonymer ist.
Astrid hat den Jungen sehr gut gekannt und hat auch sehr eng mit der Vereinigung, die ein wichtiges Theaterstück auf dem Malakoff-Gelände jedes zweite Jahr aufführt, zusammengearbeitet, und war deswegen auch beim Gottesdienst. Karianne hatte frei, und deswegen war ich in charge of den meisten Dingen die also im Büro passierten. Zwischendurch waren immer wieder Leute da, unter anderem ein Kollege von dem Jungen, der extra aus Sandane gekommen ist um unter anderem die anderen Kollegen in ihrer Trauer nicht ganz alleine zu lassen. Er holte zwei Abzeichen ab, die ich ihm dann gegeben habe, und obwohl ich diesen Jungen nicht kannte, und auch seinen Kollegen nicht, habe ich mich für eine halbe Stunde nicht mehr konzentrieren können. Sonst habe ich mit Kristian weiter an den Firmen gearbeitet.
Samstag und Sonntag haben wir gearbeitet, und zwar haben wir Kulissen für Carmen gebaut. Vier große Tribünen, die zusammengestellt einen Halbkreis ergeben, auf denen die Schauspieler Tanzen und sitzen werden. Gearbeitet haben alle als Freiwillige, bezahlt wird niemand dafür, dass er/sie Kulissen oder Kostüme baut oder herstellt, und doch ist es eine ganz professionelle Oper. :) Unser Team bestand aus Odleiv, einem sehr netten älteren Herr der schon zum elften Mal Kulissen für die Oper macht, und der auch ganz begeistert von Kroatien ist ;), Emannuel, einem Franzosen, mit dem ich gleich ein paar Sätzchen auf Französisch geplaudert habe, und feststellen musste, dass ich schon alles vergessen habe, einer jungen Frau, die zwar eine fertige Theater und Medien-Ausbildung hat, aber leider noch keine Arbeit gefunden hat, uns dreien, Kristian und noch zwei anderen kräftigen Männern.
Insgesamt haben wir vier große Tribünen gebaut, auf denen die Schauspieler dann tanzen und sitzen werden. Zusammengestellt bilden sie einen Halbkreis. Zuerst mussten wir die Bretter und Spanplatten eigentlich nur hin und her schleppen. Sigrun hat mich dann mitgenommen und ist mit mir in die alte Turnhalle gegangen um dort Platz zu schaffen für zwölf Stück große Bögen, zu denen ich später noch komme. Die alte Turnhalle war voll gestellt mit der alten Einrichtung der Schule, weswegen sie einen Haufen an Stühlen, Tischen und Schränken hatten. Als wir also nach zehn Minuten herumräumen fertig waren, fragt mich also Sigrun einfach so, ob ich denn noch Möbel zu Hause bräuchte. Tja und jetzt mit ich stolze Besitzerin einer Kommode über die ich sehr sehr froh bin, weil mein Wandschrank nur begehbar ist, wenn ich mich schräg bücke, was wiederum meinem Rücken nicht so gut tut. Außerdem ist der so dunkel, dass ich dort nie was finde. Und mein Zimmer sieht schon viel viel besser aus. :)
Sigrun hat die Kommode gleich zu mir nach Hause gefahren mit ihrem Auto, und dann sind wir wieder in Richtung Schule. Dort gab's dann eigentlich gar nicht so viel zu tun für uns, weil sie erstmal herausfinden mussten, welche Spanplatten wohin gehören. Deswegen haben Martin, Valerie und ich dann einfach die Tischbeine geschliffen (obwohl das eigentlich der Job der Schüler gewesen wäre, aber es war besser irgendwas zu tun, als den anderen beim arbeiten zu zusehen). Schließlich gab es dann aber doch was zu tun für uns, und zwar sind wir zusammen mit Odleiv in seinem Auto Richtung Osten gefahren (entlang dem tiefsten See Europas) zu einem alten Bauernhof, in dessen Scheune die besagten Bögen lagerten.
Nun gut, diese Teile sind echt riesig gewesen, also vier bis fünf Meter lang und nicht besonders leicht. Wir durften also zuerst mal wieder den Weg zu diesen Teilen frei räumen und dann nach und nach die Bögen in einen LKW einräumen.
Puuuh! Das was echt anstrengend, vor allem weil die Teile so sperrig waren und wir ständig auf und ab mussten, und sich die Füße dieser Bögen irgendwo im Gatsch verhakt haben. :) Als wir fertig waren sind wir zur Schule wo wir die ganzen blöden Bögen wieder retour aus dem LKW und rein die die alte Turnhalle, wo sie bemalt werden, schleppen, was aber wesentlich schneller ging als der erste Teil der Arbeit.
Schließlich durften wir dann eine Stunde Pause machen. Und eigentlich hat man uns versprochen, dass wir dort gratis Essen bekommen. Aber nix da, aus einem für uns nicht ganz erfindlichen Grund haben wir dann zu Hause schnell gekocht, ein Power Nap gemacht und sind dann wieder auf zur Arbeit, wo wir am Anfang wieder nichts zu tun hatten (und wir weiter Teile abgeschliffen haben) aber dann das Gerüst für die drei weiteren Tribünen zusammen hämmern durften. Später haben wir auch Schrauben in die Platten und das Gerüst gerammt.
Insgesamt war die Arbeit anstrengend, aber mir hat sie wirklich viel Spaß gemacht, weil ich eigentlich nicht gewusst habe, dass ich mit Hammer und Bohrmaschine so gut umgehen konnte, und dass es sooo viel Spaß macht etwas zu bauen :D (nach 12 Jahren rein geistiger Arbeit tut so was echt sehr gut). Schließlich wurden wir dann früher als erwartet entlassen und sind erschöpft nach Hause heimgekehrt.
Sonntag durften wir sogar zwei Stunden später anfangen, sprich um zwölf Uhr, so konnte ich ein bisschen länger schlafen und war also viel besser gelaunt. Den Tag haben wir wieder mit Bauen verbracht, es war wirklich lustig, da die Menschen sehr sehr nett sind, und mir das ganze bauen einfach viel Spaß macht.
Schon ist der erste Monat vorüber... und schon geht der zweite los. ;)
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