1. Bilanz nach 1 Monat in Italien
Jetzt bin ich schon fast Wochen in Italien und hab euch ganz viel zu erzählen! Damit ihr Bescheid wisst, erst mal eine Beschreibug was ich so mache und wie ich hier lebe.
Hallo Zusammen! Ciao a tutti!
Hier kommt nun also mein erster Bericht aus Italien. Jetzt ist schon über ein Monat vergangen und ich habe dementsprechend viel zu erzählen, so dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll.
Anfangen möchte ich zuerst einmal damit, was ich hier eigentlich genau mache, weil ich das in Deutschland selbst niemandem so genau erklären konnte. Ich arbeite hier in einem großen Jugendzentrum. Jugendzentren dieser Art gibt sehr viele, wie ich herausgefunden habe, besonders im Norden von Italien. In dem kleinen Örtchen Chiari wo ich mich befinde gibt es gleich 2 davon.
Ich betreue hier Kinder tatsächlich jeder Altersgruppe. Es gibt einen Kindergarten, "Casa di Alice" genannt, für Kinder von 1-3 Jahren. Dort helfe ich vormittags. Nachmittags kommen die Kinder aus der Schule zu uns und machen Hausaufgaben und spielen. Das kann man sich wie Kernzeitbetreuung vorstellen. Die Jüngeren Kinder, von 6-11 Jahren werden immer von uns, ein paar Freiwilligen in den Schulen eingesammelt und gemeinsam gehen wir ins Jugendzentrum. Dieses Angebot wird "Pedibus" genannt. Die Älteren, von 11-13 Jahren kommen selbständig zu uns.
In dieser Nachmittagsbetreuung spielen die Jugendlichen viel Fußball, Tischfußball und Tischtennis, Karten und Co. Einmal in der Woche wird gekocht oder gebacken, es wird Stricken angeboten und ein Mal in der Woche wird etwas handwerkliches gebaut, zum Beispiel ein Flugzeug aus Holz. Die Arbeit mit den Kindern macht mir richtig Spaß, jede Altersgruppe ist ganz unterschiedlich. Im Kindergarten war ich doch überrascht wie ähnlich die Struktur und die Rituale verglichen mit Deutschland sind. Die Kinder aus der Grundschule sind sofort auf mich zu gekommen und wollten mit mir spielen, mit den Älteren war es am Anfang schon etwas schwieriger, sie zum "Spielen" zu animieren. Inzwischen klappt das aber besser.
In der Nachmittagsbetreuung sind fast nur Jungen und die wenigsten kommen wirklich aus Italien. Es gibt ganz viele Albanesen. Das Jugendzentrum ist vor allem ein Angebot für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund und Problemen in der Familie.
Außerdem gibt es noch andere Angebote für die Jugendlichen. Es wurde Halloween gefeiert und letztes Wochenende wurde eine Art Disco organisiert. Das alles wird zu meiner Überraschung erstaunlich gut angenommen. Zur Disco sind über 80 Jugendliche gekommen.
Nun habe ich angefangen, einmal in der Woche abends in der Bar des Jugendzentrums zu arbeiten. Wie alle Angebote hier wird auch die Bar fast ausschließlich von Freiwilligen geführt. Es gibt nur einen Festangestellten. So langsam kenne ich mich schon besser aus mit den verschiedenen Kaffeesorten: Caffè corretto, macchiato, decaffeinato, liscio,... mit Grappa, ohne....
So, das ist also mein Projekt, aber viel interessanter ist wohl, wies mir sonst so geht hier. Ich wohne zusammen mit Sona, einem Mädchen aus Armenien und Irene, aus Sizilien. Sona ist eine Freiwillige wie ich, Irene hat mit unserem Projekt nichts zu tun, sie studiert hier in Chiari. Wir 3 verstehen uns richtig gut und kommen sehr gut mit einander aus. Sona hat italienisch wie ich in der Schule gelernt und so haben wir es tatsächlich geschafft, von Anfang an fast nur italienisch zu reden. Für mich persönlich war es eine große Umstellung, so selbstständig zu leben, und am Anfang konnte ich mir das gar nicht vorstellen, aber ich merke jeden Tag, dass es normaler wird.
Sona und ich haben einen Mentor, Mario. Er selber macht hier gerade seinen Zivildienst und seine Aufgabe besteht darin, uns vor Allem am Anfang zu unterstützen und wir können bei Problemen zu ihm kommen. Er hat uns schon ganz Chiari gezeigt und ist echt um uns bemüht dass es uns gut geht.
Am Anfang hatte ich schon ziemlich Heimweh, einfach weil alles neu und fremd war, sodass ich es gar nicht richtig schätzen konnte, wie gut es mir hier eigentlich geht und wie viel Glück ich habe. Die Italiener sind tatsächlich alle total offen und herzlich und so ist uns fast nie langweilig hier. Ich hab schon ganz viele nette tolle Leute kennen gelernt und wir haben schon ganz viel zusammen unternommen. Letzte Woche hatte ich ja Geburtstag. Meine Mitbewohnerinnen und noch ein paar andere haben mich um Mitternacht geweckt und ein Lied gesungen und ein tolles Plakat mit Fotos gebastelt. Da hab ich mich natürlich richtig gefreut! Aber zu erwähnen ist, dass sie mich gegen 1:00 Uhr geweckt haben. Denn was macht schon eine Stunde hin oder her in Italien????!!!! :D Abends sind wir Pizza essen gegangen, anschließend in eine Bar und dann in eine Disco. Insgesamt hatte ich einen super tollen Geburtstag!
Ich seh' schon, ich schreibe viel zu viel, aber von unserm Pfarrer hier muss ich unbedingt noch erzählen. Der Pfarrer Don Alberto ist gleichzeitig auch der Direktor hier vom Jugendzentrum. Er ist noch relativ jung und einfach außergewöhnlich. Außergewöhnlich, weil er fast jedes Wochenende, so auch an meinem Geburtstag, mit uns in die Disco geht, ihn dort alle Jugendlichen kennen und weil er einfach unglaublich sympathisch und bei allen beliebt ist.
Gestern waren wir in Lucca, in der Toskana. Sona und ich sind natürlich der Stadt Lucca wegen mit gegangen, aber das eigentliche Ziel war eine große Comic-Messe. Ganz viele Comic-Fans haben sich als solche verkleidet und haben sich mit uns fotografieren lassen.
Ansonsten haben wir noch ganz viel vor, hier. Nächste Woche geht's vielleicht einen Tag nach Verona und Rom steht in den 10 Monaten natürlich auch noch auf der Liste. Da sind Sona und ich uns zum Glück einig.
Im großen und ganzen muss ich sagen, dass ich mich hier echt gut aufgehoben fühle, dass man sich auch um uns kümmert und dass alle sehr darum bemüht sind, dass es uns gefällt.
So jetzt hab ich das wichtigste, wenn auch längst nicht alles erzählt, ich melde mich bald mal wieder!
Ciao e a presto!
Ann-Christin
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