08.03.: Internationaler Tag der Frauen
Das erste Jahr, an dem dieser nicht an mir vorbeiging, ohne dass ich ihn bemerkte
Eigentlich wollten wir ins Prado, das wohl bekannteste Museum, das Spaniens Hauptstadt Madrid zu bieten hat, aber dann sind wir doch woanders gelandet: Auf dem Weg von der Metro-Haltestelle zum Museum fanden wir Baumstämme, an denen Kartons befestigt waren, die eindeutig Frauenkörper formten – den Oberkörper jedenfalls, teilweise ohne Kopf, alle ohne Arme, alle ohne Beine. Eine feministische Aktion?, fragte eine Freundin von mir. Eine der Skulpturen war aus weißen Pappkartons gemacht, mit Edding standen Wörter darauf geschrieben: Ausrufe wie „Fett!“ und „Hässlich!“ bzw. ihre spanischen Übersetzungen waren darauf geschrieben. Das Spanisch auf den kleinen Tafeln darunter verstand ich nicht, den Namen des zugehörigen Künstlers notierte ich mir trotzdem. Trotz Googlens und Suchens konnte ich bis jetzt nicht auf weitere Informationen zu der Aktion stoßen. Genau genommen weiß ich bis heute auch nicht, ob sie überhaupt im Zusammenhang zu dem steht, wodrüber ich diese Reportage eigentlich schreiben möchte – vermute das allerdings stark.
Kennt ihr den „Internationalen Tag der Frauen“? Bis vor einem Tag kannte ich ihn ehrlich gesagt nicht: In Deutschland wird dies vielleicht angesprochen, eher im Witz als ernst gemeint, einige wissen es, Traditionen gibt es dazu nicht. In Spanien jedoch erlebt man den 8. März kaum, ohne sich bewusst zu werden, dass es der Tag der Frau ist, denn in den Straßen hängen Plakate und die Zeitungen sind voll davon. Ich war überrascht: So kannte ich das gar nicht. Natürlich kann man dies kritisieren – ähnlich wie bei der Diskussion um den Muttertag sollte man die Frauen natürlich nicht nur an einem Tag des Jahres feiern, eine Spanierin, die ich fragte, wusste gar nicht, ob es überhaupt auch einen „Internationalen Tag der Männer“ gibt. Dennoch finde ich die Idee gut, nicht nur um die Rolle der Frau in unserer Gesellschaft zu feiern, sondern vor allem auch, um daran zu erinnern, dass es sich zum Beispiel immer noch lohnt, dafür zu kämpfen, dass endlich alle Mädchen auf der Welt zur Schule gehen dürfen. Als das Thema in meinem Castellanokurs angesprochen wurde, waren wir Deutsche jedoch einige der wenigen, die diesen Tag gar nicht kannten und in diesem Ausmaß nicht in unserem Heimatland zelebrierten. Eine russische Erasmus-Studenten erzählte, dass es in ihrem Herkunftsland üblich ist, dass beispielsweise die Jungen Geschenke für die Mädchen vorbereiten, während eine Italienerin erzählte, dass in ihrem Herkunftsland die Jungen und Männer Rosen und andere Blumen an die Mädchen und Frauen verschenken. Meine eigene Meinung habe ich noch nicht dazu, denn natürlich kann man auch so eine Tradition kritisieren – dennoch ist dies das erste Jahr, indem der „Internationale Tag der Frauen“ nicht an mir vorbeigegangen ist, ohne dass ich ihn bemerkt habe.