Zwischen Ankommen und Aufbruch
die vorletzten Tage in Schweden
Die letzte Nacht im Skierholungsgebiet war eine Nacht ohne Schlaf. In meiner Hütte drängelten sich 30 Austauschschüler – alle zwischen 16 und 18 Jahre alt, die meisten Italiener und laberten bis es hell wurde. Pedro aus Brasilien spielte Lieder auf seiner Gitarre, da waren alle ganz ruhig. Ich spielte ein Lied auf der Gitarre und Corina aus Chile sagte mir danach, dass sie zum ersten Mal das Gefühl hat, dass die deutsche Sprache eine schöne Sprache sei.
Die Sauna war am Siedepunkt und immer wenn die Haustür aufging, zog eine dichte Kondenswolke wie Disconebel von draußen herein. Normal ziehen solche Indoorwolken aus dem Haus raus. Bei uns zogen die Wolken in die Hütte rein.
Um drei Uhr nachts kam der Busfahrer vorbei und schmiss alle raus, mit dem Vermerk, dass morgen elf Stunden Busfahrt auf ihn warten und wir zu laut seien. Die Party war vorbei und ich war froh, dass alle das Alter zum Alkoholkaufen noch nicht erreicht haben.
In der ersten Nacht zu Hause in Stockholm schlief ich 15 Stunden und ich fragte mich, ob das gesund ist. Zwischen Ankommen und Aufbruch packte ich meine Tasche für die morgige Reise nach Norwegen und packte gleichzeitig meine Tasche für die endgültige Reise zurück nach Deutschland. Je näher dieser Tag rückt, desto weniger Lust habe ich auf Hamburg.
Und dann gab's déja vu: ich erinnere mich an Weihnachten, als ich eine SMS bekam, weil mein Flug nach Hamburg aufgrund von Stromausfall auf allen Landebahnen am Flughafen gestrichen wurde. Jetzt bekam ich eine SMS, die mir sagt, dass mein Zug von Boden nach Narvig aufgrund der sibirischen Kälte eingestellt wird.
In Gedanken sehe ich mich schon Eisfischen um am unpassierbaren Polarkreis über die Runden zu kommen.
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