Zwei Wochen „pura vida“ in Barcelona
Kaum hatte ihr eine Freundin von Workcamps vorgeschwärmt, hielt es auch Leah nicht mehr daheim. So lernte sie internationales Renovieren in Katalonien kennen.
Diesen März entschloss ich mich zur Teilnahme an einem Workcamp, nachdem mir eine Freundin von ihrem wunderschönen "camp du travail" in Frankreich erzählt hatte. Für mich stand gleich fest: nach Spanien sollte es gehen, da ich dort auch meinen EFD leisten will und mein Herz einfach für dieses Land schlägt.
Renovieren international
So meldete ich mich bei der Organisation pro international e.V. für ein zweiwöchiges Camp in Barcelona an (Thema: „Rebuilding of two flats“), für das ich sogar einen "motivation letter" verfassen musste. Am 2. August 2006 ging es dann von Berlin nach Barcelona, mit einem doch recht großen Koffer, da wir ja auch Arbeitskleidung, Schlafsack und weitere praktische Sachen mitnehmen mussten.
Eine Freundin holte mich am Flughafen ab, um mich zu der Schule zu bringen, in der wir untergebracht waren. Das erwies sich als ziemlich schwierig, da wir keine genaue Karte hatten und sich die Schule im hügeligsten Stadtteil Barças befindet. Nach vier Stunden Umherirren gelang es uns dann aber doch, meinen Riesenkoffer den Berg hoch zu schleppen. :)
Sprachenwirrwarr in Katalonien
Dort angekommen hieß es erst mal, viele, viele neue Gesichter kennen zu lernen. An meinem Workcamp nahmen schon 24 Leute teil, gleichzeitig war in der Schule aber noch ein anderes Camp untergebracht, so dass wir ungefähr 50 Menschen aus allen Herren Ländern waren.
Da es wirklich beeindruckend ist, hier die Länderliste :) Die Teilnehmer kamen aus: Frankreich, England, Amerika, Kanada, Mexiko, Korea, Tschechien, Polen, Serbien, der Ukraine, Russland, Belgien, Italien, Spanien, Österreich, Dänemark, der Türkei, Griechenland, Israel, Slowenien, Finnland ...und zu guter letzt: natürlich Deutschland.
Aus anderen Workcamp-Berichten kannte ich es so, dass in einem Workcamp ungefähr 15 Menschen aus circa vier Nationen zusammenkommen. Bei uns war es, als wäre die ganze Welt vertreten, einfach unglaublich! So haben wir dann auch alle möglichen Sprachen gesprochen, wobei die eigentliche Campsprache Englisch war.
Ach ja Englisch...damit gab es einige Probleme, da unsere Leiterinnen dieser Sprache leider so gut wie gar nicht mächtig waren. Sie bevorzugten Katalan (ein Katalane im Camp weigerte sich auch strikt, mit mir Spanisch zu sprechen, wir wären ja schließlich in Katalonien, also nicht in Spanien. Zitat: “I hate Spain“). Mit uns sprachen dann die Leiterinnen Spanisch, was dann für die nicht Español-Sprechenden wieder ins Englische übersetzt werden musste und allgemein zu einigen Verständigungsproblemen führte.
Ansonsten waren unsere Leiterinnen wirklich sehr nett, nur leider "leiteten" sie das Camp nicht wirklich. Wir hatten so gut wie keine Organisation und passten uns auch sonst schnell der spanischen Lebensweise des Zuspätkommens an :)
Schöner Wohnen im Barri Gòtic
Auch zu unserer Arbeit, die aus dem Streichen von drei Wohnungen im Barri Gòtic bestand, kamen wir immer mindestens eine Stunde später als geplant.
In den Wohnungen wohnten noch die Bewohner, womit ich nicht gerechnet hatte. Alles war sehr ärmlich und auf Schritt und Tritt begegnete man Horden von Cucarachas. Die Señora der Wohnung, in der meine Gruppe und ich arbeiteten, war am Anfang wirklich sehr abweisend und kühl. Doch von Tag zu Tag wurde sie freundlicher, da sie sah, wie ihre Wohnung sich verwandelte. Am Ende war sie so zufrieden und strahlte nur noch - das war auch für uns ein sehr schöner Moment.
Freizeitvergnügen
In unserer Freizeit besichtigten wir natürlich die Stadt, die Sagrada Família, Las Ramblas, das Museo Picasso, den Montjuïc und weitere Sehenswürdigkeiten. Teilweise als Gruppe, aber wer wollte, konnte auch sehr gut individuell etwas machen - wir hatten wirklich sehr viel Freiraum.
Weitere Freizeitaktivitäten waren natürlich Schlafen, Schlafen, Schlafen...wir mussten ja immer nach der Arbeit diesen Hügel erklimmen. Hinzu kam noch das doch ziemlich heiße Wetter...und natürlich Essen :)
Unser Workcamp zog dabei immer den Kürzeren. So aßen wir zum Beispiel abends immer nach dem andern Camp, dass heißt gegen 24 Uhr. Ich hatte eigentlich gehofft, dass immer jemand ein Gericht aus seinem Land kochen würde, doch meistens haben unser Türken gekocht, mit Tonnen von Knoblauch und Fleisch natürlich. Mein Vegetarierdasein wurde dabei nicht wirklich beachtet, Fleisch avancierte schließlich zum Grundnahrungsmittel Numero 1, sodass ich auf Cornflakes (morgens, mittags und abends) umstieg und somit jetzt das gesamte Sortiment kenne.
Barcelona bei Nacht ist teilweise noch besser als am Tag, es gibt unglaublich viele Fiestas, Bars, Clubs und kostenlose Konzerte am Strand, die wir uns natürlich nicht entgehen lassen konnten. Besonders empfehlenswert ist der Ciutadella Park in der Nähe des Strandes - einfach wunderschön! Dort gibt es einen kleinen See, auf dem man rudern kann. Und: besonders am Sonntag findet man viele Capoeira-Gruppen. Es ist so spannend, diesen Kampftanz zu beobachten, unser Mexikaner hat bei der Gelegenheit auch gleich sein Können gezeigt. Auch toll, wenn auch etwas kitschig: die Magic Fountaine am Plaza España. Die ganzen Springbrunnen werden dort abends mit farbigem Licht beleuchtet – eine riesige Show.
Wenn wir zu faul waren, abends noch in die Stadt zu gehen, blieben wir einfach in der Schule, die im Dunkeln sogar etwas richtig Romantisches hatte. Für Unterhaltung war eh immer gesorgt, da der Mexikaner unglaublich gut singen und Gitarre spielen konnte (besonders schön: „Ojalá“ von Silvio Rodriguez).
Fazit: Jederzeit wieder
So vergingen die zwei Wochen doch unglaublich schnell, mit so vielen schönen Momenten, Erfahrungen. Und jetzt, am Ende, bleiben viele neue Freunde aus der ganzen Welt. Auch wenn ich mir ein Workcamp etwas anders vorgestellt hatte, muss ich doch sagen, dass diese zwei Wochen zu den interessantesten und schönsten meines Lebens zählen. Ich kann jedem nur empfehlen, an einem Workcamp teilzunehmen, nächsten Sommer werde ich das auf jeden Fall wieder tun!
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