Zugfahren
Wenn alles viel zu schnell geht. Nur ein kleines Update.
Es macht Spaß, mich daran zu erinnern, dass ich mal nach Hause wollte, weil ich jetzt gar nicht mehr gehen will.
Nun detailliert zu erzählen, was in den letzten drei Monaten alles passiert ist, käme mir albern vor und ich wüsste auch gar nicht, wo ich anfangen sollte.
Kurz die High- und Low-Lights:
- Ich hatte ein wunderwunderschönes On-arrival Training im Februar, bei dem ich Freundschaften mit Freiwilligen aus verschiedenen Teilen Sloweniens geschlossen habe, aber vor allem viel closer mit meinen queeren Mitfreiwilligen aus Ljubljana geworden bin.
- Ich hab angefangen, bisschen aufs Schlagzeug draufzuhauen. Macht Spaß!
- Mein Fahrrad wurde aus meinem Keller geklaut und unsere Vermieterinnen wussten nicht, dass ich in unserer Wohnung lebe.
- Ich hab für DIH Videos geschnitten, einen Artikel geschrieben, Events gehostet, (leider) auch viel Social Media gemacht und mein eigenes Dokuprojekt gestartet.
- Die Clubs haben wieder offen!
- Die Sonne scheint fast jeden Tag und es wird immer wärmer. - Das Wetter und ich, wir haben gemeinsam angefangen zu strahlen.
- Ich werde Drag Queen.
- Ich war in Zagreb bei Juri, mit Maja in Maribor und Ptui, mit anderen ESCs in Zreče und Škofja Loka und mit meinen Freunden in Piran.
- Jede Woche scheiß Geschirr zu spülen, zu kochen, zu putzen und zu waschen ist SO. ANSTRENGEND. Mein Tag hat zu wenige Stunden, ich brauche mindestens 5 mehr.
- Manchmal grübel ich bisschen viel vor mich hin, manchmal ist alles bisschen zu viel und manchmal hab ich mehr Angst davor, dass die Zeit zu schnell vergeht als dass ich die Zeit genieße.
…
Stell dir einen Bahnsteig vor. Durch den Bahnsteig rast ein Zug, ohne anzuhalten. Du weißt genau wohin der Zug fährt und wie lange die Fahrt dauert, nur wie die Strecke aussieht, weißt du nicht. Jetzt stell dir vor du sitzt im Zug und fährst den Zug, sitzt am Fenster und schaust nach draußen, stehst am Bahnsteig und guckst auf den Zug – gleichzeitig. So fühle ich mich.
Es ist verrückt, ich habe jetzt noch ganze drei Monate vor mir und trotzdem schon Bammel vorm Heimfahren. Ich werde Ljubljana, Slowenien, meine Freund*innen und meine queere Bubble vermissen.
Ich koste diese Zeit rastlos aus, sauge sie auf, verschlinge sie und vergesse dabei manchmal, den Geschmack zu schmecken. Ich fiebere auf alles hin und im selben Moment schmilzt mir alles weg.
Ende Februar, März, Ende März, jetzt schon April.