Wochenrückblick
Karenaki beschreibt die Erlebnisse der letzten Woche im Schnelldurchgang: Im Kindertheaterworkshop hat sie Nerven aus Stahl gebraucht, um sich bei den Kleinen durchzusetzen.
Gestern beschloss das Thermometer, zum ersten Mal in diesem Jahr über die 30-Grad-Grenze zu klettern und es ist nicht wirklich Besserung in Sicht. Nun sitze ich hier im unerträglich warmen Büro, konsumiere Frappe und Unmengen von Wasser und versuche, mich auf meinen Artikel für den englischsprachigen Teil einer alternativen und kostenlosen Zeitung in Kalamata zu konzentrieren.
Ab und zu kommt Ioanna zu mir rüber, um sich ans Fenster zu setzen, eine zu schöeken, über den Sommer zu schimpfen und mir die Highlights der neuen EVS-Bewerbungen vorzulesen. In der Bewerbung für einen Auslandsaufenthalt ist es vielleicht nicht ganz so vorteilhaft, bei 'Hobbies" anzugeben, dass man gerne viel Zeit mit seiner Familie verbringt...
Nun ja, ich komm nicht wirklich voran und deshalb schreib ich jetzt einfach mal was einfaches für den Youthreporter, wobei ich nicht denken muss.
Letztes Wochenende:
Samstagvormittag sind Philip, Zsuzsa und ich nach Athen gefahren. Dort waren wir ein letztes Mal in Monasteraki shoppen und haben anschließend eine ausgiebige Siesta mit ganz viel Eis im National Garden genossen. Auf den Parkbänken dort kann man prima schlafen - jedenfalls bis eine französische Schulklasse vorbeikommt...
Am späten Nachmittag haben wir uns mit Michali getroffen, haben seine Wohnung gesehen und seine abgedrehte Mama kennengelernt und sind später zusammen mit Nikos zum 'Legalize', einem tollen Reggaefestival gefahren. Sonntagmorgen haben wir den ersten Zug um sechs genommen und haben den Tag verschlafen.
Dienstag:
Den Dienstagabend wollten Zsuzsa und ich eigentlich ganz ruhig verbringen. Schließlich wurden wir aber von Boris Kapitän (den hat sie sich vor 'ner Weile geangelt) eingeladen, mit nach Loutraki zu kommen. Da wir ihn sowieso mal kennenlernen wollten, haben wir diese Gelegenheit am Schopf gepackt und waren nicht sonderlich begeistert. Ein Eindruck, welchen seine beiden unsympathischen Freunde auch nicht wett machen konnten.
Alle drei gehören zu der "people say something"-Sorte, die wir überhaupt nicht mögen. Man kann doch nicht pausenlos reden und lachen, vor allem dann nicht, wenn es nichts zu lachen gibt! Also, ich habe keinen sonderlich großen Bedarf, sie wieder zu sehen. Allerdings will der Kapitän seinen Chef fragen, ob wir mal mit nach Santorini und Mikonos fahren können...dann könnte ich meine Meinung mit dem nochmal wiedersehen vielleicht doch noch ändern ;-).
Obwohl, wenn der so Schiff fährt wie Auto, dann lieber nicht! Die Leute, die zwar nie gelernt haben, wie man ein- oder ausparkt, aber natürlich trotzdem nen prolligen Schlitten fahren müssen, sind mir ja die liebsten.
Außerdem hatte er dafür, dass er noch fahren musste, ne ganze Menge getrunken. Auf der Fahrt nach Hause habe ich mir geschworen, nie wieder mit einem Angetrunkenen Auto zu fahren! Wisst Ihr eigentlich, wie sehr ich mich gefreut habe, als Bori mir am nächsten Tag erzählt hat, dass sie noch am selben Abend in eine Polizeikontrolle gerast sind... haha, das hat er sowas von verdient!
Mittwoch:
Da war nichts besonderes, außer das Pita-Dimi und mal wieder besucht hat. Ach ja, Verena, er arbeitet jetzt übrigens nicht mehr bei "Pita tis giagias". Vielleicht sollten wir uns einen anderen Namen für ihn ausdenken.
Donnerstag:
Das war der absolute Horrortag! Christina konnte nicht kommen, weil ihre Mutter richtig doll krank ist und sie pflegen musste. Also 'durften' Bori und ich ihren Kindertheaterworkshop übernehmen. Also eigentlich Bori, aber da sie kein Griechisch spricht, wurde auch ich in die Sache mit reingerissen.
In begrenzter Anzahl mag ich Kinder echt gerne, aber 15 - puh. Dennoch bin ich voll motiviert an die Sache herangegangen. Leider hatte Christina überhaupt keine brauchbaren Materialien auf Lager, also habe ich sämtliche möglichen Spiele aus meinem Hinterkopf gekramt, die ich jemals auf Geburtstagen gespielt habe.
Bori war mir leider keine große Hilfe, obwohl sie eine Schule besucht hat, auf welcher man alles lernt, was mit Kinder, Basteln und Spielen zu tun hat. In diesem Moment konnte sie sich leider an nichts erinnern. Wir dachten uns, dass es so schlimm wohl nicht würde, es seinen ja nur Kinder. Nur Kinder? Aber was für welche! Okay, einige waren echt voll lieb, aber andere haben einfach alles boykottiert. Irgendwann ging echt gar nichts mehr, Bori ist fast ausgerastet und ich habe schließlich Ioanna gerufen, um uns zu helfen. Ich meine: Hallo? Es ist auch nicht nur unsere Aufgabe uns um diese hysterischen Monster zu kümmern. Tat mir aber auch leid für Ioanna, weil sie nicht unbedingt der kinderfreundlichste Mensch ist...
Abends war dann noch Forumtheater. Ich denke, jetzt hört es sich langsam so an, als sei ich vollkommen menschenfeindlich, aber in dieser Theatergruppe haben sich die unsympathischsten Charaktere überhaupt versammelt! Ich bin nicht als einzige dieser Meinung...
Heute:
Heute war Christina leider wieder nicht da, weil sie ihre Mutter ins Krankenhaus bringen musste. Super, dann können wir uns ja mit der zweiten Kindergruppe herumschlagen. Es ist ja auch nicht so, dass ich was anderes zu tun hätte. Ich muss für die Radiosendung am Montag zwei Texte über Workcamps übersetzen, die ich dann vorstellen werde. Gerade hat sich herausgestellt, dass Ioanna das schon gemacht hat, deshalb habe ich auch ein bisschen Zeit, diesen Eintrag zu schreiben.
Zurück zu den Kindern - davon kamen heute zum Glück nur sieben und Ioanna hatte schon zuvor einen Film vorbereitet. Das war der schlechteste Film, den ich je gesehen habe und das fanden die Kinder auch! Also haben sie draußen Ball gespielt und alle hatten ihre Ruhe. Ach ja, ich freue mich schon auf die lieben Kinder in Examilia morgen!
Eben kamen noch Verenas Freunde Manos und Fanis vorbei und wir haben einen Kaffee getrunken. Apropos Kaffee: Nachdem wir vergeblich nach einem guten Cappuccino in Korinth gesucht haben, funktioniert unsere Maschine im Zentrum endlich! Emily, möchtest du nicht mal auf ne Tasse vorbei kommen?
Morgen Nachmittag fahre ich zu Anna nach Athen. Anna ist meine 18-jährige Cousine zweiten Grades, mit der ich irgendwie rein gar nichts gemeinsam habe. Leider war ich irgendwie schon immer ihr Idol und deshalb bin ich einfach mal so nett und statte ihr den von ihr lang ersehnten Besuch ab. Vielleicht wird es ja auch ganz nett, schließlich ist sie eine sehr liebe Person und deshalb mag ich sie irgendwie auch schon ein kleines bisschen.