Wo ist denn der Dezember geblieben?
Eintrag vom 24.12.07
Eintrag vom 24.12.07
Ganz erschrocken habe ich festgestellt, dass ich im ganzen Dezember noch nichts geschrieben hab, aber da sich auch niemand beschwert hat, hab ich es auch gar nicht bemerkt. Deshalb jetzt hier eine Zusammenfassung, quasi als zusätzliches Weihnachtsgeschenk für Euch. ;-)
Aaaaalllsssooo:
Am ersten Wochenende habe ich mit dem Orchester auf einem Ball von der Uni gespielt, diesmal ohne die schwedische Königin :-(, aber trotzdem war es ganz schön, aber auch anstrengend. Er dauerte so fünf Stunden bis kurz nach zwölf und davon spielten wir drei Stunden mit jeweils einer Stunde Pause dazwischen, wo andere Gruppen auftraten. Es war immer interessant und auch teilweise lustig zu sehen, wie sich sie Leute verhalten, wenn ein neues Stück anfängt und sie erst nicht wissen was sie tanzen sollen, bis dann jemand anfängt und alle tanzen.
Die Woche danach ging mal wieder was am BMW nicht, es war auf alle Fälle sehr komisch. Ich war mit Liisu mal wieder in Põlva und als wir zurückgefahren sind und auf die Straße nach Taevaskoja eingebogen sind, wurde er immer langsamer. Zuerst dachte ich, dass ich zurückschalten müsste, da dort ein (kleiner) Hügel ist, aber er wurde immer langsamer bis er stand. War sehr komisch, denn vorher sind wir ganz normal gefahren. Naja, wir haben dann en bisschen gewartet, telefoniert und nach zehn bis 15 Minuten hat er sich tatsächlich wieder gerührt und wir konnten vielleicht so einen Kilometer fahren, ehe wieder die selben Symptome auftraten und wenn man den Schlüssel rumdrehte passierte nichts. Also wieder gewartet, man hat ja Zeit. Inzwischen ist Liisu mit den andern im Bus nochmal nach Põlva gefahren und ich war allein. Ich habe schön gewartet, aber wer kam natürlich vorbei, die Polizei. Das war übrigens mein erstes Zusammentreffen mit der estnischen Polizei, ein weiteres sollte noch folgen. Der „nette“ Polizist hat auch angehalten und gefragt, was los sei. Ich sagte, dass das Auto nicht mehr fährt und er meinte daraufhin, ich solle doch etwas weiter auf die Seite fahren und ist wieder weiter gefahren. Ich weiß ja nicht, wie er fahren will, wenn das Auto kaputt ist?! Und außerdem hatte ich keine Lust zu weit nach rechts zu fahren, da Schnee lag und ich nicht dauernd in den Graben fahren muss. Ich hab’s schließlich in über einer Stunde bis so zwei Kilometer vors Dorf gebracht und die andern kamen auch schon von Põlva zurück, so dass ich da grad mitgefahren bin. Anscheinend war aber nur mit der Batterie was nicht in Ordnung, denn die wurde dann ans Ladegerät gehängt und seitdem ist glücklicherweise alles okay.
Am Wochenende darauf, also schon am zweiten Advent, war Svenja aus Rakvere hier. Wir waren in Taevaskoja, in der Sauna, Stollen gegessen, also ein schönes Adventswochenende genossen.
Die Woche danach, hatte ich mit Lauris das letzte Mal Sprachkurs, denn unsere 40 Stunden für die wir Geld hatten, sind vorbei. Danach sind wir nach Pahkla, ein Camphill-Dorf in der Nähe von Tallinn aufgebrochen. Wir sind gehitchhikt, was auch viel schneller ging, als wenn wir mit dem Zug oder Bus gefahren wären. Wir mussten nur einmal, so nach der Hälfte, etwa ne halbe Stunde warten und wurden auch netterweise gleich ins Dorf gefahren, obwohl des mitten in der Pampa liegt, noch mehr als Maarja Küla, find ich. Dort wurde uns abends auch gleich des Krippenspiel vorgeführt und am nächsten Tag haben wir fleißig mit geholfen. Vormittags in der Kerzenwerkstatt zugeschaut und dabei aus Filz total schöne Päkapikk, also Zwerge oder Wichtel gemacht, die wir sogar mitnehmen durften und nachmittags im Stall. Das ist dort en richtiger Bauernhof, mit Kühen, Schweinen, Hühnern, die alle durch die Bewohner, auch wie in Maarja Küla geistig behinderte Menschen, jedoch meistens älter, und die Freiwilligen versorgt werden. Dabei machen die Freiwilligen alles was mit der Milch zusammenhängt, also melken, Käse, Jogurt, Quark machen, alles alleine, weshalb die dort auch richtig viel zu tun haben. Freitagmittag sind wir wieder zurück, auf die selbe Weise wie wir hingekommen sind, und wir waren in vier Stunden direkt in Maarja Küla. Nachts sollten eigentlich Huko, Olivia und Mairi mit Jéromine, der neuen Freiwilligen aus Riga kommen. Doch ihr erstes Flugzeug nach Amsterdam hatte Verspätung und sie musste warten, so dass sie statt mittags um zwöf Uhr, nachts um die Zeit ankam und ihr Koffer war dann auch verschwunden, weshalb sie erst morgens um fünf Uhr im Dorf waren. Ihr Koffer wurde erst zwei Tage später mit dem Auto gebracht, zum Glück ist mir das nicht passiert.
Am Samstag morgen sind Maria und Marlene gekommen. Sie haben sich erst mal an unserem Toaster, der sonst nie benutzt wird, erfreut. Nachmittags ist noch Johanna gekommen und mit ein paar Bewohnern sind wir mal wieder nach Taevaskoja gelaufen. Später kamen noch Marie und Andrea, wir waren in der Sauna, wo es ganz eng war, da sie echt nicht so groß ist und wir aber sieben Leute waren.
Bald ist Weihnachten
Sonntags war eine Weihnachtsfeier in Kiidjärve, wo sie auch noch mit sind, weil ich hinmusste, es war zwar ziemlich langweilig, aber es gab was zu Essen und sie sind dann draußen noch was gelaufen. Aber sie waren total begeistert vom Dorf, der Natur und so. Meinten es sei ja wie in Bullerbü. :-)
Und Weihnachten rückte immer näher, einmal hab ich auch Plätzchen gebacken, was sich jedoch auf ein vierfaches Rezept der Kuhplätzchen (Schwarz-Weiß Gebäck) beschränkt hat, wovon aber immer noch welche da sind, da ich sie gleich in eine Dose gepackt habe. Ich habe noch mal mit ihnen Piparkoogid ausgestochen. Piparkoogid heißt übersetzt Pfefferkuchen. Sie schmecken in etwa so wie Spekulatius, werden aber so verarbeitet wie Butterplätzchen und danach noch teilweise kunstvoll mit Zuckerglasur verziert, die sie hier mit Eiweiß und Puderzucker machen. Ah, fast hab ich’s schon vergessen, Haferflockenplätzchen hab ich auch gemacht, aber die sind sehr verlaufen, waren wie so aneinandergehängte Scheiben, haben aber trotzdem geschmeckt, denn ich hatte sie alle auf einem Blech zum Abkühlen und abends warn alle auf einmal weg. Naja, mich hat des jetzt nicht gestört. Ich glaub ich hab noch nie so wenig Plätzchen vor Weihnachten gegessen, aber ich hab auch noch zwei relativ große Dosen von der Oma, die wir heut Abend alle zusammen vernichten können, davon eine nur mit Schokoladinchen, die glaub ich sehr begehrt sein werden, da sie schon gestern beim Schneiden wie die Geier um mich rumstanden.
Jetzt laufen auch seit ein paar Tagen hier die Weihnachtsvorbereitungen in vollem Gange, Tiina macht lauter leckere estnische Spezialitäten, wie Sülze und Pastete, die wir heut Abend alle verzehren
Ich hoffe mal, ich habe nichts vergessen, über die estnischen Weihnachtsbräuche, zum Beispiel wer die Geschenke bringt (?), erzähl ich das nächste Mal, da ich jetzt noch etwas helfe.
Wünsche Euch allen schöne besinnliche Weihnachtstage.
Ich fahr übrigens morgen nach Haapsalu zu Marlene und Cathleen und am Freitag nach Tallinn zum Flughafen *freu*.
Häid Pühi
Barbara
P.S.: Heute Nacht hat’s sogar noch ein bisschen geschneit, so dass es wenigstens leicht gezuckert ist und kalt ist es hier auch nicht, es war glaub ich im November kälter als im Dezember, denn da war es meistens unter Null, aber jetzt sind immer so zwei bis vier Grad vielleicht.