Wo bleibt der Goldzug?
Verschütteter Nazizug nach 70 Jahren in Polen wiederentdeckt?
Niederschlesien gilt als die „Schatzjäger“ - Gegend schlechthin. Viele Legenden kreisen um das nach dem Zweiten Weltkrieg vergessene, unterirdische „Komplex Riese“. In der Region um Wałbrzych (Waldenburg) befindet sich dieses nie fertiggestellte System von unterirdischen Gängen und Stollen. Es wird gerätselt, ob „Riese“ als weiteres Hitler-Quartier, oder als geheime Waffenschmiede dienen sollte. Sicher ist nur, dass Tausende von KZ-Häftlingen aus dem Konzentrationslager Groß-Rosen bei den Arbeiten an der unterirdischen Stadt verstorben sind.
Bei einer der zahlreichen Schatzjäger-Legenden handelt es sich um einen Zug, der gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in der etwa 200 Hektar großen „unterirdischen Stadt“ zwischen Wrocław (Breslau) und Wałbrzych spurlos verschwunden ist. Von den Nazis einst in einem Tunnelsystem unter dem Schloss Książ (Fürstenstein) verfrachtet...
Seit einigen Wochen sorgte ein Gerücht für Besucherströme und internationale Aufmerksamkeit. Denn nun soll der „Goldzug“ von privaten Schatzsuchern gefunden worden sein. Die darauffolgenden Berichte über den spektakulären Fund, sind unterschiedlich. Der verschollene Panzerzug soll 150m lang sein, Schmuck und Gold geladen haben. Die Medien haben Alarm geschlagen, die lokalen Touristiker reagierten mit Angeboten, wie der „Goldtour“ und T-Shirts mit „Goldzug“ Aufdruck drauf.
Zuerst gab der Vize-Kulturminister und Polens leitender Denkmalschützer Piotr Żuchowski euphorisch bekannt, dass es „zu 99 Prozent sicher ist“, dass der seit dem Zweiten Weltkrieg vermisste Sonderzug wieder aufgetaucht ist. Żuchowskis Aussage hatte gravierenden Folgen: viele Schaulustige und Abenteurer machten sich auf den Weg in die teils einsturzgefährdeten Stollen. Der Jurist Piotr Lewandowski, der selbst eine Stiftung zur Denkmalpflege leitet, hat inzwischen Strafanzeige gegen den Chef-Denkmalschützer gestellt, mit der Behauptung, dass der sagenumwobene Zug gar nicht existiert und durch das Gerücht Menschen nur unnötig in Gefahr gebracht werden.
Bei den Entdeckern des Zuges handelt es sich um einen Deutschen und Polen. Die beiden Männer meldeten sich über einen Anwalt bei den polnischen Behörden und legten Bodenradar-Aufnahmen vor. Sie verlangten einen Finderlohn, der zehn Prozent des Fundwertes beträgt. Die Leiterin der regionalen Denkmalschutzbehörde, Barbara Nowak-Obelinda, erstattete ihrerseits eine Anzeige, denn bei der Suche mit einem Bodenradargerät haben die beiden Männer nicht die notwendigen Genehmigungen beantragt.
Die Existenz des Panzerzugs bleibt also immer noch umstritten. Niemand weiß so wirklich wo sich der geheimnisumwitterte Zug befindet und was drin ist. Experten bezweifeln, dass mit Bodenradarbildern Gegenstände in 70 Metern Tiefe zweifelsfrei identifiziert werden können. Möglicherweise enthalte der Zug "Uran oder Reste von Chemiewaffen", sagte der Leiter des Warschauer Militärmuseums, Zbigniew Wawer – oder eben doch "einen Schatz".
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